Literatur in Auxerre

In Auxerre starb im Jahre 1593 der Humanist und Pädagoge Jacques Amyot, den Karl IX. 1570 zum Bischof der Stadt ernannt hatte.

1572 veröffentlichte er Plutarchs »CEuvres morales«; sein Renaissancepalais steht in der Rue de Paris Nr. 59. Das von ihm gegründete ehemalige Kolleg ist noch heute Gymnasium und trägt seinen Namen.

Restif de La Bretonne lebte in Auxerre von 1751 bis 1753 und von 1759 bis 1761 als Lehrling der Buchdruckerei Fournier, heute die Pharmacie Lefebvre, in der Rue de l'Horloge und bewohnte ein Dachzimmer an der Place du Marche Nr. 13.

Er erwähnt seinen Aufenthalt in der Stadt in seinem Roman »Monsieur Nicolas« und schreibt, dass »er in die Kathedrale Saint-Etienne gegangen sei, wo er an alles Mögliche, nur nicht an Gott gedacht habe.«

Für seine amoureusen Abenteuer bevorzugte Restif das Viertel um den Uhrturm: dort kann man in einem Nachbarhaus das Zimmer besichtigen, in dem sich seine Liebesaffäre mit Maine Blonde abspielte.

Madame de Stael, die wegen ihrer politischen Haltung Paris verlassen musste, ließ sich im Jahre 1804 in Auxerre nieder, wo sie zunächst in dem heute verschwundenen Hotel du Leopard am Quai de la Republique Wohnung nahm.

Auf der Suche nach einer angenehmeren Unterkunft fand sie auf dem 1777 erbauten Schloss Vincelles bei Auxerre eine Bleibe.

Am 28. April 1806 kam sie von ihrem Asyl in Coppet wieder auf Schloss Vincelles, das sie gemietet hatte, um der Hauptstadt näher zu sein.

Dieses Mal verbrachte sie hier vier Monate, Constant und Juliette Recamier besuchten sie hier.

Heute befindet sich ein Kinderheim der französischen Eisenbahngesellschaft im Schloss.

Auxerre bildet den Rahmen der Werke der Dichterin Marie Rauget, genannt Marie Noel, die 1883 in der Ruelle des Veens geboren wurde und bis zu ihrem Tod in der Stadt lebt.

Der Kopf einer Sibyllenskulptur links vom Umgang in der Kathedrale hat Maurice Barres zu der Stelle über die Sibylle von Auxerre in seinem Roman »Le Mystere en pleine lumiere« angeregt.

Die Schriftstellerin Colette, die aus der 40 km von Auxerre entfernt liegenden Ortschaft Saint-Sauveur-en-Puisaye stammt, bestand im Jahre 1889 die mittlere Reife an der Oberschule für Mädchen in der Stadt.

Infolge der schlechten finanziellen Situation ihrer Eltern konnte sie ihre Schulausbildung nicht fortsetzen und ging wieder in ihr Elternhaus nach Saint-Sauveur zurück.

1890 zog die Familie nach Chitillon-Coligny zu Colettes Halbbruder, der dort als Arzt praktizierte. Colette heiratete 1893 den 34 jährigen Henry Gauthier-Villars, den Sohn von Vater Colettes Verleger, der sich als Schriftsteller Willy nannte.

Nach ihrer Scheidung von Willy im Jahre 1906 wurde sie Schauspielerin und Tänzerin und reiste in den Jahren 1908 bis 1911 mit ihrer Truppe durch die Provinz, wobei sie wieder nach Auxerre kam.

In ihrer Autobiographie »Paradis terrestre«, 1932 (»Die Erde mein Paradies«) schreibt sie: »Auxerre. Das ist fast meine Heimat. Während der ganzen Fahrt sah ich angestrengt in Richtung Saint-Sauveur und hoffte bei jeder Biegung, den efeu-umrankten Turm zu sehen, das rissige Schlossgemäuer und an der Hügelflanke das übereinander geschachtelte Dorf, das Claudine liebte.

Aber ich habe nichts gesehen als die fantastisch zusammengewürfelten, dunklen, gefährlich brüchigen Kulissen des kleinen Theaters von Auxerre . . .«