Palais Idéal in Hauterives

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Palais Idéal

„Nichts ist unmöglich“, steht über einem der Eingänge zu jenem Traumkonglomerat aus Zement, das der Postzusteller Ferdinand Cheval geschaffen hat. Der Mann, der rund 33 Jahre an seinem „Palais Idéal“ werkelte, wurde 1869 zum Landbriefträger von Hauterives ernannt, damals durchaus keine leichte Tätigkeit.

32 Kilometer muss Monsieur Cheval jeden Tag mit der schweren Posttasche marschieren und hat dabei jede Menge Zeit, sich so seine Gedanken zu machen und über den einen oder anderen Stein zu stolpern. Die schönsten Feldsteine und Flusskiesel steckt der Briefträger in die Tasche und nimmt sie mit nach Hause. Zehn Jahre später macht er sich ans Werk. „Ich nannte mich selbst einen Verrückten, einen Wahnsinnigen; ich war kein Maurer, ich hatte nie eine Kelle angerührt, als Steinmetz kannte ich keinen Meißel, von der Architektur spreche ich erst gar nicht, ich hatte sie nie studiert.“

Mit 3500 Sack Kalk und Unmengen von Zement schafft sich Cheval seinen Traum. Der Bau wirkt wie den Halluzinationen eines Haschischrauchers entsprungen: Er hat etwas von einem Khmertempel ebenso wie von einer Moschee, einem Hindu-Heiligtum oder einer monströsen romantischen Gartengrotte. Eine ganze Welt von Tieren bevölkert Türmchen, Vorsprünge und Galerien.

Erzengel halten ebenso Wache wie Archimedes, Julius Caesar und Vercingetorix. An allen Ecken und Enden der kuriosen Konstruktion finden sich Gedanken und Losungen des rastlosen Freizeitarchitekten, Mitteilungen, die in Stein gehauen, niemals verblassen und noch heute jeden verblüffen. „Glücklich, ein freier Mensch zu sein“, teilt der Briefträger mit oder „das Leben ist ein Ozean voller Stürme“.

1912 hat er das Palais Idéal fertiggestellt. 1969 lässt Kulturminister André Malraux, der in dem Idealschloss „das einzige Beispiel naiver Baukunst in der ganzen Welt“ sah, das Palais als „Monument Historique“ unter Denkmalschutz stellen.

Das gut erhaltene Wolkenkuckucksheim eines Hundertwasser im Zustelldienst entzückt die Besucher. Es hat etwas von jenen Gebilden, die man als Kind am Strand aus Sand und Wasser als Tröpfelburg entstehen ließ.

Die bei den meisten Touristen nur wenig bekannte Drôme ist die Pforte in den Süden, aber vor dem Palais Idéal des nimmermüden Briefträgers finden sich bereits die Stände mit provenzalischen Souvenirs: bunte Tischdecken, Schürzen sowie Teller und Tiegel mit dem gelb-grün-schwarzen Olivenmotiv, als gelte es zu beweisen, dass man schon Teil des Sehnsuchtslandes der Maler ist.