Brauchtum in Süd - Frankreich
 
 
 
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Brauchtum und Traditionen in Frankreich

 

 

 

Die spanische Corrida

Der Stier stirbt einsam. Allein gegen alle. Für nichts auf der Welt, als getötet zu werden.

Dafür hat der Torero trainiert und der Zuschauer gezahlt.

Er will eine Schlacht sehen, keinen Schlächter. Zwischen den Serienmorden ist Zeit für eine Cola und andere, Sponsorenprodukte. Dann geht die Meuchelei weiter. Für ein Ticket gibt's ein halbes Dutzend Kämpfe. Stiertod im Sechserpack.

Nach zwei Stunden ist das Gemetzel vorbei. Das Blut wird untergeharkt, und der Wind lüftet die Arena. Am Abend tobt die Arena erneut. Die Gipsy Kings besingen das fröhliche Zigeunerleben.

Ein ganz normaler Feria - Tag geht zu Ende.

Draußen in den Altstadtgassen und Bodegas kippen die Zecher vom Stuhl. So billig ist der Alkohol das ganze Jahr nicht.

Wenn Nimes den Tod feiert, klingeln in Frankreieh die Kassen. Die Pfingst ­ Feria ist ein nationales Ereignis. Das Fernsehen sendet direkt, die Zeitungen berichten auf Seite 1.

Und selbst die intellektuelle »Le Monde« nötigt ihre Leser mit pseudo-philosophischen Artikeln über Magie und Erotik des Tötens.

Die Vermarkter des Massenspektakels reiben sich die Hände. Sie haben ihr Ziel erreicht und das Fließbandschlachten in Frankreich salonfähig gemacht.

Wen kümmert es schon, dass es mehr und mehr Veranstalter gibt, die den Stieren vor dem Kampf die Hörner abfeilen, um ihnen das Gefühl für den Abstand zum Gegner zu nehmen? Wer regt sich noch auf, dass man den Tieren Beruhigungsmittel spritzt und ihre Sehkraft durch Augensalben trübt?

Das Recht ist auf Seiten der Tierschinder. Nach einem französischen Gesetz wird Tierquälerei nicht geahndet, wenn sie Teil einer regionalen Tradition ist.

Keiner hat bislang gewusst, wie viele friedliche Städte plötzlich solch blutiges Brauchtum vorweisen können.

In vierzig Städten Frankreichs beklatscht man schon den Stiertod. Aber nirgends so kräftig wie in Nimes, der Kampfstadt der ersten Stunde.

Ihre Pfingst-Feria gehört mittlerweile zu den »Großen Drei« in der Welt, neben Madrid und Sevilla.

Eine kleinere Corrida wird im September zur Weinlese abgehalten. Und für die kalte Jahreszeit ist schon eine Winter-Feria geplant.

Seit 1951 findet in Nimes die Corrida statt, 102 Jahre nachdem die spanische Gattin des späteren Napoleon III. ihrem Verehrten die Zulassung des Vergnügens in Frankreich abgeschwatzt hatte, das seitdem nicht mehr außer Mode kam - weder bei Männern noch bei Frauen: Selbst im Macholand Spanien gab es immer auch Toreras, die mit dem Stier in den Ring stiegen.

Endlich hat nun Frankreich eigene Stierkämpferinnen. Sie sind jung, hübsch und geschäftstüchtig.

Unterworfen haben sich die Toreras nur den Vermarktungsstrategien ihrer Stierkampfmanager.

Wie ihre männlichen Kampfkollegen fürchten die Frauen weder Tier noch Tod, umso mehr aber die Brüsseler Tierschutzbürokraten, die der einträglichen Tierquälerei ein Ende bereiten könnten.