Saint-Jean-de-Luz
 
 
 
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Saint-Jean-de-Luz Allgemeines über Saint-Jean-de-Luz

 

 

 

 

 

 

Saint-Jean-de-Luz Die Freibeuterstadt
Zu den schillerndsten Aspekten der Stadtgeschichte gehört wohl die Zeit, als im Hafen von Saint-Jean-de-Luz Freibeuterschiffe verkehrten. Seither ist Saint-Jean-de-Luz auch als „Freibeuterstadt" bekannt.

Die Stadt lebte zwar schon immer vom Meer, doch richtig zu Wohlstand gelangte sie dann ab dem 14. Jahrhundert durch den Walfischfang und schließlich den Kabeljaufang vor Neufundland. Doch ab dem 16. Jahrhundert wird Europa zwei Jahrhunderte lang von Kriegen geschüttelt, die den Seehandel behindern.

Die Basken, die für ihre Fangfahrten gut bewaffnete Schiffe besitzen, melden sich als erste bereit, um „die Feinde des Staates anzugreifen".

Reeder, die vom König mit dem Recht ausgestattet wurden, jegliches unter der Flagge eines Feindes Frankreichs fahrende Schiff anzugreifen, rüsten Wal- und Kabeljau-Fangschiffe zu Kriegsschiffen um. Freibeuter gehören also dem Militär an, während Piraten als Verbrecher angesehen werden.

Der Krieg wird damit zu einem sehr lukrativen Geschäft, das den Reederfamilien zu Reichtum verhilft. 1640 lässt Joannot DE HARANEDER das Haus Joanoenia, auch Maison de l'lnfante (Haus der Infantin) genannt, errichten.

Die Jahre des Seehandels machen Saint-Jean-de-Luz zu einer florierenden Stadt. Doch im Laufe der Zeit tragen Meer, Wind und Regen diese natürlichen Schutzwälle ab, sodass die Stadt ab 1670 immer wieder überflutet wird. Schon 1686 rät Marschall Vauban, die Bucht mit zwei großen Deichen teilweise vom Meer abzuriegeln.

Mangels ausreichender finanzieller Mittel wird dieses Projekt jedoch aufgegeben. Trotz des 1707 entlang des Strandes errichteten 400 m langen Schutzwalls wird die Stadt bei Unwetter immer noch schwer mitgenommen.

Obwohl der Wall jedes Jahr neu aufgebaut, verlärgert, verstärkt, ja sogar verdoppelt wird, verursachen die Stürme immer größere Schäden. 1782 zerstört das Meer die Schutzanlagen, überschwemmt das gesamte Stadtviertel La Barre und reißt dort 40 Häuser mit sich, darunter ein bedeutendes Ursulinenkloster.

Die Hafeneinfahrt versandet regelmäßig und kann deshalb nicht mehr befahren werden. Damit ist der Hafen ruiniert. Entmutigt verlassen viele Bewohner die Stadt, die innerhalb von 25 Jahren zwei Drittel ihrer Bevölkerung verliert.

Unter Ludwig XVI. werden zwar weitere Schutzanlagen gebaut, doch auch diese können nicht verhindern, dass 1822 während eines acht Tage anhaltenden Unwetters das gesamte Viertel und damit 25 % des Stadtgebiets zerstört werden.

In Saint-Jean-de-Luz und Ciboure lebte noch bis Ende des 20. Jahrhunderts eine ganz besondere Bevölkerungsgruppe, die sogenannten Kascarot („kaskar" bedeutet „von geringem Wert").

Über deren Ursprung ist nur wenig bekannt: Sie sollen Nachfahren der als „Gotensöhne" bezeichneten Cagoten sein, die schon um das Jahr 1000 in der Gegend siedelten.

Im Mittelalter stehen die Cagoten in dem Verdacht, die Lepra zu übertragen, und werden deshalb aus der Gesellschaft ausgeschlossen.

Sie müssen außerhalb der Dörfer wohnen, können nur unter sich heiraten und dürfen weder das Brunnenwasser trinken noch die Lebensmittel anfassen.

1320 bezichtigt sie König Philipp der Lange der Brunnenvergiftung und ordnet an, sie niederzumetzeln. Die meisten finden im Baskenland Zuflucht, wo sie den Schutz des Parlaments von Navarra genießen, das nicht dem König untersteht. Da man damals glaubt, dass Holz als einziges Material nicht die Lepra überträgt, arbeiten die Cagoten als Holzfäller, Schiffszimmerleute, Böttcher, usw.

Die Frauen betätigen sich als Kartenlegerinnen oder Wunderheilerinnen und sind meist als Dirnen verschrien. Ideale Opfer also für die im 17. Jahrhundert tobenden Hexenprozesse. 1684 hebt König Ludwig XIV. die Verbote, die auf den Cagoten lasten, mit der Auflage, dass sie nunmehr Steuern zahlen sollen, auf.

Im Laufe der Jahre vermischen sie sich mit den Bewohnern von Saint-Jean-de-Luz und Ciboure und beteiligen sich am Wirtschaftsleben, das stark auf die Seefahrt ausgerichtet ist.

Viele Cagoten siedeln sich im Stadtviertel La Barre, gegenüber der Rue de la République, in den von den Überschwemmungen beschädigten Häusern an.

Die Männer sind mehrere Monate im Jahr im Krieg oder auf See.