Van Gogh über seinen Aufenthalt in Arles
März 1888, Arles
Mein lieber Bernard,
da ich Dir zu schreiben versprochen habe, will ich damit beginnen und Dir sagen, daß mir das Land wegen seiner klaren Atmosphäre und seiner heiteren Farbeffekte schön wie Japan vorkommt. Die Wasser bilden in der Landschaft schöne esmeraldgrüne und reiche blaue Flecken wie auf japanischen Holzschnitten (Crepons).
Blaßrot-orange Sonnenuntergänge lassen das Land blau erscheinen. Glänzende gelbe Sonnen. Doch ich habe das Land noch nicht in seinem üblichen Sommerglanz gesehen. Die Kleidung der Frauen ist hübsch, und besonders sonntags sieht man auf dem Boulevard sehr naive und wohlgetroffene Farbzusammenstellungen. Im Sommer werden sie zweifellos noch heiterer sein. Leider ist das Leben hier nicht so billig, wie ich gehofft hatte, und ich habe bis jetzt noch nicht die Möglichkeit gefunden, so gut auszukommen wie ich in Pont-Aven könnte.
Anfangs gab ich 5 Francs aus, jetzt bin ich bei täglich 4. Man müsste den hiesigen Dialekt verstehen und Bouillabaisse und Knoblauch mögen, dann fände man sicher eine nicht teure bürgerliche Pension. VINCENT VAN GOGH
In Briefen an seinen Freund Emil Bernard beschreibt Vincent van Gogh (1853-1890) immer wieder entzückt die sonnendurchflutete Landschaft um Arles.
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