Woolloomooloo in Avignon
Auf seinen Streifzügen durch die alten kopfsteingepflasterten Straßen von Avignon hing Georges Laaland oftmals einem bestimmten Tagtraum nach: der "kulinarischen Harmonie der Kulturen", die er durch geschicktes Kombinieren der provenzalischen Küche mit der Küche seiner Heimat Guadeloupe - und der des Fernen Ostens und Australiens, die er auf seinen jahrelangen Reisen kennen gelernt hatte - zu kreieren gedachte.
Er wollte ein Restaurant eröffnen.
Er hatte zwar kein Geld, aber dafür einen Restaurantnamen: Woolloomooloo - nach einem Innenstadtbezirk von Sydney, wo einst Kängurumännchen um Weibchen geworben haben. Die nötigen Räumlichkeiten hatte er auch schon: eine alte Druckerei an einem malerischen Kanal gelegen, in einer stillen Gegend innerhalb der alten Stadtmauern.
Und es würde gar nicht viel verändert werden müssen. Die Mauern bräuchten keine Farbe, sondern könnten ihre Patina behalten. Die großen Druckplatten könnten in Arbeitsplatten umfunktioniert werden, und die alte Linotype könnte als Blickfang im lokal stehen bleiben.
Außerdem könnte man jede Menge gemütliche Sofas, Tische und Stühle bei Trödlern zusammenkaufen und in dem riesigen Raum aufstellen. Die Terrasse bekäme je nach jahreszeit ein anderes Gesicht: Sand im Sommer, Blätter im Herbst. Und auf der Speisekarte stünden seine eigenen, von seinen vielen Reisen inspirierten Kreationen aus einheimischen Zutaten und Gewürzen aus Afrika oder aus seiner Heimat. Leider musste er sehr schnell feststellen, dass die Inspektoren der französischen Gesundheitsämter etwas gegen Mauern mit Patina hatten und dass der Staat Unternehmens gründungen zwar subventionierte, anscheinend aber nur diejenigen an das Geld kamen, die es nicht nötig hatten. Darüber hinaus waren auch seine zukünftigen Nachbarn nicht besonders erfreut, da sie befürchteten, ihre bisher so ruhige Straße könne in Zukunft von lauter afrikanischer Musik und fremdländischen Gerüchen erfüllt sein.
Doch Georges ließ sich nicht beirren.
Und 1993, rechtzeitig zum berühmten Festival d' Avignon, wurde das Woolloomooloo eröffnet - dank eines von Freunden vorgeschossenen Darlehens und einer richterlichen Genehmigung, die allerdings die Auflage enthielt, dass erst dann warmes Essen serviert werden dürfe, wenn die Küche den staatlichen Hygienevorschriften entspräche.
In den ersten sechs Monaten musste Georges deshalb das Essen in der Küche seines 800 Meter entfernten Appartements kochen - und dann auf dem Kopf in sein Restaurant tragen.
Die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Sein Traum von der kulinarischkulturellen Harmonie ist Wirklichkeit geworden, denn heute vermischt sich in seinem lokal der klassische Duft von Thymian und Lavendel mit dem Geruch nach Kokosnuss und Limonen.
Woolloomooloo
16 bis, rue des teinturiers
F-84000 Avignon
Reservation : 04 90 85 28 44
Fax : 04 90 27 08 67
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