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Berichte über Biarritz

 

 

 

Surfen, Strand und Savoir-Vivre

Der Südwestzipfel Frankreichs: Die Region zwischen Pyrenäen und Atlantik wird neu entdeckt - Biarritz und St. Jean-de-Luz

Von Kira B. Hanser

Ich bin ganz Seesalz und Sonne", schrieb Otto von Bismarck im Sommer 1862 aus Biarritz, nach einem wagemutigen Bad im Atlantik, in einem Brief an seine Frau Johanna. Damals wurde die Grand Plage, jene herbe, stets von der Brandung umtoste, mit Felsen gesprenkelte Bucht von Biarritz auch die "Küste der Verrückten" genannt - heute sind damit wohl eher die nimmermüden Surfer in ihren Neopren-Anzügen gemeint, die sogar morgens um vier Uhr auf den Wellen zwischen den Felsen reiten und die salzige Gischt auf den Lippen schmecken:
Biarritz und seine schönen Schwestern St. Jean-de-Luz und Bayonne sind wieder en vogue.

Einst waren es die mit Wappen geschmückten Pferdedroschken, die mit ihrem Kutschern auf dem Bock und purpurroten Samtvorhängen vor den Wagenfenstern über das Kopfsteinpflaster der Altstadt klapperten, heute sind es Mercedes-S-Klasse und Jaguar, die diskret und mit getönten Scheiben zum elegantesten Hotel der Stadt rollen, dem Hôtel du Palais, 1903 im Belle-Epoque-Stil erbaut. Der Portier verrät, malheureusement, keine Namen der vornehmen Gäste.

Just an gleicher Stelle, in der später abgebrannten Villa Eugénie, erholten sich, vor gut 150 Jahren, die Kaiserin Eugénie und Napoleon III., und ihnen folgten Herzöge und jedweder Adel der obersten Kategorie: Sie alle gaben sich in Biarritz ein Stelldichein, mal mit Gattin oder auch mal mit Mätresse, je nachdem, Savoir-Vivre, versteht sich. Victor Hugo etwa zog sich mit seiner Geliebten Juliette Drouet in Biarritz zurück ("Ich kenne keinen anderen Platz, der charmanter und bezaubernder ist als Biarritz"); auch seine Dichterkollegen Flaubert und Stendhal, so erzählen es die Annalen der Stadt, sollen es ihm gleich getan haben.

Hortensien blühen, efeuumrankte Pforten und herrschaftliche Villen lassen die Romantik spüren. Die plüschige Pracht der Jahrhundertwende wurde wohltuend restauriert (wie etwa die Strand-Promenade am Casino) und von einigen Betonbausünden der 60er- Jahre befreit. Etwas nördlich von Biarritz liegt der sichelförmige, empfehlenswerte Badestrand "Chambre d'Amour" (Zimmer der Liebe). In der Grotte trafen sich, so will es die oft erzählte Legende, ein armer Fischer und eine reiche Adlige. Eines Nachts bemerkten sie die Flut nicht, ertranken engumschlungen. Das sind Geschichten, die die Touristen lieben.

Das elegante Seebad mit glorreicher Vergangenheit, mit seinen mondänen Bauten und Palästen hat das geschafft, was andere "Perlen der Plüschzeit" nicht geschafft haben - die Trendwende zum modernen Tourismus. Dank des unermüdlich rührigen Bürgermeisters und seiner Marketing-Strategen steht Biarritz, nach vielen Jahrzehnten des "Rentner"-Images, wieder ganz im Zeichen der Jugend und des Sportes. Biarritz hat es verstanden, den modernen Ansprüchen gerecht zu werden - durch weltbeste Surfgebiete, hervorragende Golfplätze und eine Mélange aus sehr guten Hotels und Restaurants mit baskischen Spezialitäten (wie der würzigen Fischsuppe "ttoro").

Biarritz ist die zweite Heimat für Wellenreiter und Windsurfer geworden, die sich in der Brandung des Atlantiks vergnügen. Die Grande Plage, einst Flaniermeile für Kurgäste, genießt Weltruf bei den Surfern. Im Gegensatz zu anderen Küstenorten am Atlantik sind nämlich viele Strandabschnitte in und um Biarritz für Surfer reserviert - auch bei sehr starkem Wellengang gibt es kein offizielles Verbot. So surfen, egal ob bei Regen oder Hitze, vor und nach Sonnenuntergang, eigentlich immer ein paar Wagemutige auf den Wellen, denn die Bucht ist nachts sogar beleuchtet. Höhepunkt der Saison ist das Surffestival (vom 14. bis zum 22. Juli 2001), das Wellenreiter aus aller Welt an die Côte Basque führt. Biarritz wird dann sozusagen zum surferischen Epizentrum von Europa.

 

Für Gourmets empfiehlt sich besonders das beliebte Marktviertel. Im "Bistrot des Halles" etwa (1, rue du Centre, Menü ab 25 Euro) werden baskische Hausmannskost vom Feinsten und Weine vom Fass serviert, gegenüber im "Vivier des Halles" (8, rue du Centre, Menü ebenfalls ab 25 Euro) gibt es köstliche Fisch- und Langustengerichte. Achtung: Montags sind die meisten Restaurants geschlossen.

Vom nah gelegenen Fischerhafen aus lohnt sich anschließend ein Spaziergang zum Musée de la Mer mit Aquarien, in denen Rochen, Meeraale und Robben schwimmen. Gegenüber führt ein so genannter "Passerelle" (Steg), einst von Gustave Eiffel entworfen, hinauf zum größten Felsen vor Biarritz, dem Rocher de la Vierge, dem Jungfrauenfelsen, einem spektakulären Panoramapunkt mit Ausblick auf das zehn Kilometer südlich gelegene Hafenstädtchen St. Jean-de-Luz, das mit einer mittelalterlichen Fußgängerzone und dem Place Louis XIV. mit von Platanen beschattenen Terrassencafés mehr als eine Stippvisite wert ist.