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Markt in Bordeaux

 

 

 

 

Bordeaux ist von Vorstadtmärkten umringt. Im Stadtzentrum hingegen bieten die Markthallen eine reiche Auswahl frischer Lebensmittel an, und da Bordeaux das Handelszentrum von Aquitanien ist, ist die Auswahl riesig und von höchster Qualität.

Der Großteil der Waren stammt vom Marche de Brenne, einem Großhandelsmarkt, der unübersehbar die triste Gegend hinter dem Hauptbahnhof beherrscht, aber schwierig zu erreichen ist.

Drei niedrige, jeweils etwa 500 Meter lange Schuppen beherbergen etwa 200 Obst- und Gemüsegroßhändler. Der Markt findet in den frühen Morgenstunden statt. Um acht Uhr ist alles bereits aufgeräumt und leer, nur eine handvoll Händler räumt noch die unverkauften Produkte für den nächsten Tag ein.

Hier kaufen die Restaurantbesitzer der Region und Einzelhändler aller Art ihre Ware oder auch Blumen für die Tischdekoration ein. Händler, die ein paar Minuten die Hände frei haben, packen Suppengemüse für die Supermärkte ab.

Ganz in der Nähe befindet sich der sogenannte Complexe de Viancie— der Fleischmarkt. Hier erhält man das feinste Fleisch und Geflügel Frankreichs: Milchlamm aus Pauillac, das von ‚spezialisierten Züchtern von Hand aufgezogen wird, erlesenes Rindfleisch aus Bazas an der Grenze zur Gascogne. Unübertroffen sind auch die Freilandhühner von den Bauernhöfen in Landes und Chalosse.

Brenne ist nicht für den Privatkonsumenten gedacht. Zwar gibt es in Bordeaux einige kleine Straßenmärkte, aber die meisten Einheimischen kaufen in den Markthallen, etwa in Les Capucins am südlichen Stadtrand, in der Nähe der Kirchen St. Croix und St. Michel, ein.

Mit drei Gebäudetrakten ist dies die weitaus größte Markthalle, die überdies ein bequemes Parkhaus besitzt. In der kleinsten Halle befindet sich ein Cash-and- Carry-Markt für Großeinkäufer. Hier bekommt man alle Arten von Kochutensilien, Tischdecken und Servietten, aber auch Nahrungsmittel: Konserven mit confits de canard die zwölf eingemachte Fleischstücke der Ente enthalten, Tomaten- Konserven zu fünf Kilogramm, riesige Säcke mit Brotwürfeln, Säcke mit Gartenbohnen und Edelkastanien, mit denen man ein Leben lang auskommt.

Essigsorten, Fischsuppen, mit denen man die ganze Fastenzeit das Auskommen hat, Saucen aller Art: hollandaise, bearnaise, Teufelssauce, Jägersauce, Weine, Fisch- und Fleischwaren, Halbgefrorenes, getrocknete Steinpilze in Säcken zu einem halben Kilogramm, Oliven und Essiggurken und grüne sarments de vigne (Weinranken) für das Barbecue.

Für den täglichen Einkauf interessanter sind die Gebäude gegenüber. Eines ist hauptsächlich auf Geflügel und Fleisch spezialisiert, bietet aber auch Blumen und Gemüse an.

Im anderen herrscht mehr Betrieb, hier liegt der Schwerpunkt auf Fisch. Die Auswahl ist unglaublich: glänzende schwarze Miesmuscheln jeder Größe, Krabben, jene Venusmuscheln, die palourdes genannt werden; amandes und bulots, die auch Meerohren heißen; des weiteren Riesengarnelen, Kalmare, Herzmuscheln und Shrimps — diese Auswahl an Schalentieren würde die meisten Fischhändler beschämen. Es gibt Stände, die ausschließlich Austern aus der Umgebung von Arcachon anbieten. Je nach Jahreszeit findet man auch Marktstände, die frische Pilze verkaufen.

Die Gemüsehändler offerieren ein farbenprächtiges Sortiment an Saisongemüse, das preislich etwas über dem Angebot eines Wochenmarktes in einer typischen Kleinstadt liegt. Im Juni macht einem die Auswahl an Früchten den Mund wässrig: gelbe oder weiße Pfirsische zu Dumpingpreisen, winzige, duftende Walderdbeeren, feste, saftige Kirschen — die dunkelroten, herzförmigen werden burlats genannt — und Charentais-Melonen mit orangefarbenem Fruchtfleisch aus Roussillon.

Am Place de la Victoire geht der Markt ins Freie über. Hier kauft man am preisgünstigsten ein, wenngleich man vielleicht größere Mengen erwirbt als man braucht. In der warmen Junisonne kommt zwischen den Budenbesitzemn rascher eine freundschaftliche Atmosphäre auf als in den überdachten Markthallen.

Sehen wir uns zum Vergleich den Marche Victor Hugo an, der weiter nördlich, näher dem Stadtzentrum liegt. Hier ist, wie ein Händler formulierte «jeder Marktstand individuell, jeder Händler versucht, sich von den anderen zu unterscheiden». Atmosphäre und auch Preise sind Welten von Les Capucins entfernt.

Dies ist ein gehobenes Einkaufszentrum für die Reichen, die im Stadtzentrum leben und arbeiten. Die Fischstände stehen nicht auf nassem Beton, sondern auf klinisch weißem Marmorboden, Abfälle scheint es nicht zu geben.

Die Konkurrenz ist groß: vier Obst- und Gemüsestände, die Produkte höchster Qualität anbieten, vier Fleischhändler, die zum Teil von auswärts kommen. Georges Millepied ist auf Delikatessen aus dem Baskenland spezialisiert, Paul Berdeu hat herrliches Geflügel aus Chalosse und Bearne im Angebot. Monsieur Borgiovanni verkauft Kalbfleisch aus der Gascogne sowie Lamm aus Pauillac, Jean-Pierre Dumartin ist auf Bayonne- und Serrano-Schinken spezialisiert.

Einer der beiden Fischstände wird von Regine und Jocelyne geführt‘ die weiße Spitzenschürzen in ländlichem Stil tragen. Die eine lockt die Besucher mit einer bemerkenswerten Edith-Piaf-Imitation an und singt sehnsüchtig vom Pariser Leben, während die andere dem Geschäft nachgeht und eine Scholle filetiert.

Auch hier gibt es einen köstlichen Austernstand, einen Blumenverkäufer, der farbenprächtige Gladiolen und Lilien verkauft, die unvermeidliche viennozserie und zum Glück auch eine Bar, um die müden Füße auszuruhen und sich ein kühles Glas Stella zu genehmigen. Der Marche Victor Hugo mit Aircondition und unterirdischem Parkplatz deckt zwar Bedürfnisse ab, ist aber keinesfalls ein Ort, um günstig einzukaufen.

Ähnliches gilt für den Marche Grands Hommes mit seinen Rolltreppen und gläsemnen Liften. Er präsentiert sich als Miniaturausgabe eines Einkaufsviertels in der Nähe der Oper und erstreckt sich über drei Stockwerke. In den beiden oberen befinden sich Boutiquen: ein Laden mit Orientteppichen, ein Architekturstudio, ein Schönheitssalon sowie die üblichen Designer-Shops. Es gibt Cafes, in denen die feine Gesellschaft verkehrt, aber keine Toiletten. Das unterste Stockwerk, eine Art Tiefgeschoß, ist für Nahrungsmittel reserviert und ebenso durchgestylt wie das restliche Gebäude.

Bei den Fleischständen entdeckt man auch Filialen von Bizac aus Perigueux und Les Ducs de Gascogne aus Gimont; die Fleischer bieten verschiedene verführerische Köstlichkeiten zu Preisen an, neben denen der Marche Victor Hugo günstig erscheint.

Ein exklusives Kaffeegeschäft verkauft auch Gewürze, wenngleich man sicher Schwierigkeiten hätte, in diesem Gebäude etwas so Gewöhnliches oder Notwendiges wie Salz zu finden.