Umgebung von Calacuccia
Der Niolo
Aufenthalt und Durchreise
Der Niolo sollte in seiner Gesamtheit als Luftkurort betrachtet werden. Es wäre zu wünschen, daß die Einbeziehung von fünf Dörfern in den Bereich des Naturschutzparkes es ermöglichte, sie mit modernen Einrichtungen ausreichend auszustatten.
Dies um so mehr, als zu solchen Anziehungspunkten wie Klima, Gebirge, Wald und der Geselligkeit der Bewohner ein neues Element hinzugetreten ist: Ein großer, künstlich angelegter See, der 1968 aufgestaut wurde, erlaubt es, sich den Freuden des Segeins auf 800 m Höhe hinzugeben, auf einer schimmernden Fläche, die die an seinen Ufern wachsenden Kirschbäume und den Schnee der nahen Berge spiegelt.
So wären alle Jahreszeiten für den Tourismus geeignet. Im Winter werden die Möglichkeiten des Skilaufens nicht genutzt, nur am Vergiopaß, wo ein richtiges Skizentrum mit Schleppliften, Schutzhütte und Hotel Gestalt anzunehmen beginnt.
Der Frühling ist von köstlicher Frische. Der Sommer bietet Gelegenheit für lange Ausflüge in den Bergen: Zum Ninosee, zum Gipfel des Cinto auf einem leichten Weg; Straßen und Pfade führen bis tief in die Hochtäler hinein, bis zum Fuß der Gipfel mit ihren seltsamen Umrissen, wie die Cinq Freres oder die Paglia Orba, eine ungewöhnliche »Nadel« aus orangefarbenem Granit.
Schließlich bringt der allzu verkannte Herbst im Niolo das Zusammentreffen des ersten Schnees mit dem Gold der Kastanienbäume.
Wenn auch die Möglichkeiten einer Hotelunterkunft sehr begrenzt sind, können sich dafür Leute mit Zelt oder Wohnwagen fast überall niederlassen (mit Ausnahme des Waldes von Valdo Niello, wo in der Nähe des Forsthauses von Popaja ein Platz vorgesehen ist).
„Meisterstücke"
Zahlreicher sind die Touristen, die durch den Niolo nur hindurchfahren. Die Straße F. 9 ist tatsächlich die einzige Strecke, auf der man sich von Corte nach Porto oder zur Calanche de Piana begeben kann.
Eine ungewöhnliche Route, in deren Verlauf die Natur eine ununterbrochene Folge von »Meisterstücken« hervorgebracht zu haben scheint: Garges de la Scala di Santa Regina (Schluchten), wo der Golo zwischen felsigen Kulissen, die zu zahllosen scharfen Spitzen aufsteigen, hinabstürzt; nach fünfzehn Kilometern Anstieg steht man plötzlich vor der Betonmauer der neuen Talsperre.
Vier Bögen von 50 m Spannweite, 74 m hoch und 265 m Dammkrone; brutal steigt dieses Mauerwerk auf, dem riesigen Kessel des Niolo gegenüber, der in der Ferne von der zackigen Linie der Berge mit ihren so verschiedenartigen Umrissen begrenzt wird. Dann kommt die Fahrt durch helle, saubere, freundliche Dörfer.
Calacuccia, Albertacce, Sidossi und Casamaccioli, auf der anderen Seite des Sees gelegen, erfordern einen Umweg. Man müßte auch nach Corscia im Nordosten hinaufsteigen, nach Lozzi, der dem Cinto nächsten Gemeinde, und nach Calasima, der höchstgelegenen Gemeinde Korsikas.
Nach der Zone der Edelkastanien erscheinen die Kiefern.
Die Straße überquert mehrere, auch im Sommer reißende Wildbäche. Das Hochgebirge offenbart nun aus nächster Nähe den Wirrwarr der Massive. Hier taucht man plötzlich in den Staatsforst ein, auf einer langen, ausgedehnten Steigung zwischen den hohen Stämmen der Lariciokiefern, die sich schlank bis zu einer Höhe von 30 oder 40 m erheben.
Vor dem Forstbaus von Popaja beginnt der gut angelegte, aber ziemlich anstrengende Weg, der nach drei Stunden auf das Hochplateau führt, wo am Ninosee ein Ort mit 500 Betten für Sommer- und Winterbetrieb entstehen soll, angesichts einer großartigen Aussicht auf die Massive des Monte Rotondo und des Monte d'Oro.
Einige scharfe Kehren, ein paar neue Ausblicke auf die Paglia Orba, und die Straße gelangt am Vergiopaß (1464 m) auf den Aitone-Abhang. Das Meer liegt hier fünfzehn Kilometer in Luftlinie entfernt.
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