Literatur und Castres
Am 6. Mai 1760 wurde die leicht schwachsinnige Tochter Elisabeth des Rechtsberaters und Landmessers Sirven aus Castres entführt und in ein Kloster gesteckt.
Sie verlor dort vollends ihren Verstand und wurde wieder nach Hause geschickt.
Die Familie zog im Juli 1761 nach Saint-Alby, und hier fand man kurze Zeit danach die Tochter in einem Brunnen ertrunken auf.
Sirven und seine Familie wurden des Mordes an ihrer Tochter angeklagt. Sie flohen und wurden am 29. Mai 1764 in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Voltaire, den sie in der Schweiz aufsuchten, unterstützte sie zunächst und erreichte schließlich, dass das erste Urteil umgestoßen und die Angeklagten freigesprochen wurden.
Jean Jaures, Schriftsteller, Redner, sozialistischer Politiker und Mitbegründer der »Humanite«, wurde am 3. September 1859 in der Rue Richard (damals Rue Reclusanne) Nr. 5 geboren (Gedenktafel).
Seine Kindheit verbrachte er auf dem elterlichen Bauernhof »La Fedial« an der Straße von Castres nach Toulouse. Von hier ging er von 1869 bis 1876 täglich zu Fuß ins Gymnasium der Stadt, das heute seinen Namen trägt.
1876 verließ er seine Geburtsstadt und zog nach Paris. Bis zu seiner Eheschließung im Jahre 1886 verlebte Jaures seine Ferien stets auf »La Fedial«.
Auf dem Platz, der jetzt nach ihm benannt ist, steht eine Statue des Politikers, ein Jaures-Museum befindet sich im Rathaus.
Ein nationalistischer Fanatiker erschoß den leidenschaftlichen Pazifisten wegen seines Eintretens für eine deutsch-französische Verständigung am Vorabend des Beginns des Ersten Weltkrieges in Paris.
Roger Peyrefitte, Verfasser zahlreicher, auch ins Deutsche übersetzter Romane wie »Les Amities particulieres«, 1945 (»Heimliche Freundschaften«), »Mademoiselle de Murville«, 1947, »Les Ambassades«, 1951 (»Diplomaten«), »Les eies de Saint-Pierre«, 1955 (»Die Schlüsse! von St. Peter«), »Les Chevaliersde Malte«, 1957 (»Die Malteserritter«) u. a., erblickte am 17. August 1907 in Castres das Licht der Welt. |