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Berichte über Cognac

 

 

 

 

Pro: stets sonniges Wetter, atemberaubende Landschaft, Einblicke in Weinbau und Destillieren

Kontra: stark eintönige Ausrichtung der Stadt und vielleicht langatmige (weil immer gleiche) Führungen durch die verschiedenen Destillerien


Cognac – ein alkoholisches Getränk werdet ihr denken, aber dahinter steckt eine wunderschöne, verträumte und traditionelle Kleinstadt mitten in Frankreich. Wie auch Bitburg mehr mit Pils als mit einer schönen Stadt verbunden wird, so ist auch Cognac als Name täglich in aller Munde weltweit und doch ist die Stadt im Zentrum des Departements der Charente weitestgehend unbekannt.
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.:| Von einer Stadt, deren Name sprichwörtlich ist... |:.


Cognac ist eine Kleinstadt, deren Name auf der ganzen Welt bekannt ist. Sie liegt ziemlich genau im Herzen eines riesigen Weinanbaugebietes, deren Weinberge und sanfte Hügellandschaften eine mittlerweile 20000 Einwohner große Stadt umgeben. Cognac ist eine eigentlich beschauliche Stadt – es liegt an der Charente, einem kleinen Flüsschen in Mittel- und Südfrankreich – und verdankt seine offensichtliche Popularität zum Einen den Weinbergen, zum anderen aus der Tatsache, dass der französische König Francois I., Gegenspieler des Kaiser Karl V im 16. Jahrhunderts, im Herzen der Stadt – genau im Chateau de Cognac – am 12. September 1494 geboren wurde.

Er gründete dort einen Hofstaat und ein Hofleben, dass stark an die mediterrane Lebensart der Italiener erinnerte - Musiker, Schauspieler und Dichter imponierten dem Herrscher sehr und verwöhnten ihn schon in seiner Jugendzeit, ehe er am 25. Januar 1515 zum König von Frankreich in Reims gekrönt wird. Francois wird noch einige Erfolge, vor Allem militärischer Natur, feiern und ist für die Franzosen auch heute noch eine Art Urvater des Staates und ein Held, da er Frankreich selbstbewusst und voller Stolz gegen die östlichen Staaten (Preußen, Österreich-Ungarn,...) verteidigt hat. Dennoch, er bleibt auch ein Wohltäter und Nutznießer der Literatur und Künste. Unter seiner Herrschaft etabliert sich in und um Cognac die Renaissance-Bewegung. Francois ließ die Werke der größten italienischen Künstler der Zeit zusammentragen (u. A. Leonardo da Vinci, Raphaël... ) und gründete Wissenszentren und Schulen für Kunst und für die Architektur. Während seiner Herrschaft vergaß er seine Geburtsstadt nicht, der er von 1515 an Privilegien bescherte, die der Stadt und ihren Einwohner bedingungslose Kredite gewährte. Diese Regelung sprach er aus, solange bis es einen König in Frankreich mehr gäbe, und gründete damit den Beginn einer reichen Ära in Cognac.

Gesegnet mit diesem Sonderrecht gelang es Cognac aufzusteigen. Waren in Cognac, das seinen Namen aller Wahrscheinlichkeit nach einem berühmter römischer Besatzer verdankt (entstammt wohl dem Feldhaber Connios/Comnios), auch schon zuvor Salzhändler aktiv – das Salz wurde an der Küste produziert und bis Cognac auf der Charente verschifft, ehe es über Land verfrachtet werden musste – so ändert sich mit der römischen Besatzung schlagartig Alles – sie bringen Weinreben mit und begründen ein einzigartiges Anbaugebiet.

Der Fluss Charente, der schon in gallisch-römischer Zeit von Frachtschiffen befahren wurde, blieb weiterhin der wichtigste Handelsweg der Region. Auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten verschiedenster Epochen säumen noch heute die Ufer und der Fluss kam auch später der Entwicklung vom Salzhandel hin zur Cognacproduktion.

Viele Jahrhunderte nach Francois I, es ist kurz nach der französischen Revolution, erwirbt der schottische Baron Otard das Chateau de Cognac. Er hat sich in den örtlichen Wein verguckt und möchte nach schottischer Art Hochprozentiges herstellen – Branntwein! Heute liegt sogar der Schwerpunkt der Wirtschaft auf der Cognac-Produktion.
Weltbekannte Firmen wie Hennessy, Martell und eben genannter Otard haben ihren Sitz in Cognac und verarbeiten die Erzeugnisse der rund 60.000 ha großen Weinanbauflächen rund um die Stadt zum „Trank der Götter“.
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.:| Was angetrunkene Könige bauen... |:.


Trotz oder wegen des Weines in Cognac wurde in und um Cognac schon seit jeher viel gebaut. Profitierte Cognac von den ersten kommunalen Freiheiten, so ging mit dem damit verbundenen Handel auch der Wohlstand der Stadt einher. Die Wälle dehnten sich aus, und nur drei große Tore gaben Zugang zur Stadt: das Portal des „Heiligen Martin“ im Süden, die „Porte angoumoisine“ im Osten sowie das Portal des „Heiligen Jacques“ – das auch heute noch existiert. Der Salzhandel erhöhte das Vermögen der Stadt und die zahlreichen fiskalischen Vorteile gaben auch dem Weinanbau Auftrieb, Gerade die angelsächsischen Länder importierten den delikaten Wein.

Doch all die kleinen Schlösser, Befestigungsanlagen und die kleine Kathedrale boten keinen Schutz vor den Religionskriegen. Cognac war, wie ganz Frankreich, protestantisch und Cognac litt unter den Kriegen gewaltig – Viele flüchteten ins Exil und doch stürzte die Bevölkerung der Stadt fast auf nur noch die Hälfte der Einwohner. Gassen und Strassen waren wie leer gefegt und doch konnte Cognac nicht untergehen.

Diese Entvölkerung lockte nämlich zahlreiche „poitevins“ – Weinhändler und –Bauern aus der nahen Gegend der Vendée an. Diese sprachen einen fremden Dialekt und reformierten die Stadt – Cognac gab als Folge dieser „Übernahme“ die bisherige Sprache, den Protestantismus und den „Brauch des einmaligen Erbes“ auf und wurde eine französische Kulturstadt.

Die Stadt lebte weiter – was sie wieder dem Handel des Salzes und des Weins verdankte. Wieder erlangte man Reichtum und so war ausreichend Geld da, um die mittlerweile hässlichen und unnötigen Wälle wieder abzureißen. Die Stadt wuchs schnell an und so zählte sie schnell wieder knapp 10 000 Einwohner.

Doch nun beginnt die eigentliche Geschichte: Um 1700 kamen besagter Otard und diverse andere Landsleute in die Gegend und gebaren die Idee des Cognac, dem französischen Branntwein. Der Handel mit dem bekannten Wein war immer weiter angestiegen doch kam es nun vor, dass der Weißwein nach dem langen Transport zu Teilen immer schlechtere Qualität aufwies. Außerdem war die ständige Überproduktion des Weines immer mehr geworden und so stapelten sich im Wettbewerb mit Bordeaux die Weine und verkamen. Also beschloss man den Wein haltbar zu machen und zu destillieren. Dann würde man sie besser vermarkten können und es ließen sich Transporteinsparungen verwirklichen – wer nicht direkt und schnellstmöglich Lieferungen in alle Welt begehen muss, kann den Transport aufschieben und den günstigsten Lieferanten abwarten – Überproduktionen konnten somit viel länger gelagert werden! Schon war der weiße Wein zum Brandy (von brand-wine, gebranntem Wein).

Otard war einer der Ersten und doch dauerte es nicht lange, bis zahlreiche Fremde, insbesondere von den englisch-normannischen Inseln kamen, um sich in Cognac niederzulassen und Brandy zu brauen - sie hießen Hennessy, Martell, Remy Martin, usw.! Die Qualität nahm stetig zu, was zum Einen an den wirklich idealen klimatischen Bedingungen lag, zum Anderen aber auch an der immer besser werdenden Haltung und dem verbesserten Destillierungsprozess. Schließlich war der Brandy aus Cognac wieder in aller Munde und die Verkäufe des mittlerweile „Cognac“ genannten Getränks erreichten fast 500 000 Hektoliter zu Beginn der „Phylloxera-Krise“. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten zwei Ausbrüche schwerer Rebkrankheiten, der Mehltau (Oidium-Krise 1850) und die Reblaus (Phylloxera-Krise 1865 + 1885), zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Mittels moderner Anbau- und Schädlingsbekämpfungsmethoden (Düngung, Intensivierung, Bewässerung, neue amerikanische Reben, außerdem Ausweitung der Anbauflächen) vermehrte sich jedoch auch die Weinproduktion in der Folgezeit um fast 70 % und führte zur Weinabsatzkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts – unbetroffen davon blieb jedoch der Cognac, der durch die weiterhin gute Lagermöglichkeit jeder Krise durch Einlagern entgegnete.

Eher profitierten die Bauern noch davon – der Wohlstand der Stadt wurde kaum angetastet. Die Opfer der Krise waren sicherlich die kleinen Winzer; die großen Händler profitierten noch davon – denn die mittlerweile machtvolleren und großen Brennereien (allen voran Hennessy) kauften billig verarmende Winzer und deren Güter und Höfe auf. Die Lager-Bestände wurden verringert und der Preis angezogen.

Für die Cognac-Brennerei wurden immer mehr Mitarbeiter benötigt und so wurden immer mehr Arbeitsplätze geschaffen – Böttchereien eröffneten, Verpackungs- und Transportunternehmen schossen wie aus dem Nichts aus dem Boden! Es war in Cognac, wo man die erste Abfüllanlage der Welt erfand und immer mehr wurde aus der privilegierten Stadt eine Arbeiterstadt – ein Status, den sie bis heute nicht ablegen konnte.
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.:| Cognac –je t’aime! |:.


Ich war zwei mal für jeweils 10 Tage per Schüleraustausch in Cognac. Zunächst wohnte ich ein wenig abseits des Stadtkerns bei einer Gastfamilie, beim zweiten Aufeinandertreffen wohnte ich in einem kleinen, urigen Dorf außerhalb inmitten Kilometern Weinbergen.

Ich hoffe es ist aus der geschichtlichen Einleitung sichtbar geworden, dass Cognac eine wirklich urige Kleinstadt ist, wie sie wohl kaum typischer in Frankreich zu finden sein wird. Die unmittelbare Innenstadt ist sehr klein. Zwischen Bürgermeisterhaus (Hôtel de Ville genannt) und dem daran grenzenden, kleinen Park, dem Chateau de Cognac am Ufer der Charente sowie der Kirche und dem „Place Central“ liegen vielleicht 300 Meter. Auf dieser Fläche findet sich eine Fußgängerzone, die vorbeiführt, vom Hôtel de Ville begonnen an der Kathedrale, durch kleine verwinkelte und wirklich alte Kopfsteinpflastergassen vorbei an ebenso kleinen und schiefen Häusern, deren Fassaden schwarz angelaufen sind. Es ist ein Pilzbefall, der in Cognac (und zwar in GANZ Cognac) die Fassaden schwärzt. Im Zentrum und allen Bezirken der Stadt finden sich Cognac-Brennereien und genau bei dem Reifeprozess des gelagerten Getränks passiert es, dass ein Geruch und feiner unsichtbarer Rauch durch die Strassen zieht und sich irgendwann einmal auf den Fassaden absetzt und schwarze Verfärbungen bewirkt.

Geht man weiter, gelangt man direkt an das Ufer der Seine, wo man ruhig eine Weile schlendern sollte. Nur ein paar Schritte abseits des Chateau schon beginnt die grüne Oase der Stadt. Denn entlang der Charente haben sich bis heute noch Wälder, Wiesen und Auen gehalten. Hier ist ein angelegter Sportplatz, da ein kleiner eingebetteter Hafen, aber im Grunde ist die Uferzone unbelassen. Manchmal reichen die Hügel bis an die Charente heran und die Reben der Folle Blanche und Ugni Blanc reichen fast bis an das Gewässer. Doch auch die Wiesen bieten Faszinierendes – hier finden sich bei uns schon ausgestorbene Wiesenblumenarten. Auch seltene Orchideen, Lavendel und Rosen blühen wild. Wasserlilien bereichern an vielen stillen Stellen das Ufer. Nebenan liegen Hausboote, die vermietet werden, einige Touristen laben sich in der südländischen Sonne. Auch sie dösen vor sich hin, genießen die ruhige Atmosphäre des Ortes, dessen alten Fachwerkhäuser und der Charenteser Stadtpalais noch aus der Ferne herüberschauen. Alles sieht so aus und wirkt, als seien wir dreihundert Jahre zurückgefahren.

Doch natürlich ist das nur der alte und weitestgehend unangetastete Stadtkern sowie die Ufer und Auen entlang der Charente. Cognac bietet auch für heutige Verhältnisse Einiges. Große Geschäftsmeilen haben vor der Stadt eröffnet, Discos liegen am Stadtrand und laden zum Feiern ein. Direkt im Innern warten die Cafés und die Bars am Place Central und der Springbrunnen sprudelt vor sich hin, ganz in freudiger Erwartung der Füße badenden Gäste. Der Besuch einer Destillerie mit anschließender Kostprobe steht natürlich auch an und wenn angeboten ist ein kleiner Bootstörn doch genau richtig – ein Stück weit wieder weg vom Alltag, hinein in die Natur und durch Schleusen und Furten.

Die Menschen in Cognac sind auch wie in ganz Frankreich überwiegend sehr freundlich. Hier in Cognac ist es besonders schön – zwar sind einige Alte hier, die „uns“ Deutschen noch nicht verziehen haben – was Hitler und den Krieg sowie die grausamen Verbrechen der Nazizeit angeht, dennoch wird man freundlich und warmherzig empfangen. Die Jugendlichen freuen sich über Fremde, vorrausgesetzt diese sind auch offen, anpassungsfähig UND fähig, französisch zumindest in kleinem Maße zu sprechen.
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.:| Cognac – Das Résumée |:.


Cognac trägt seinen Namen zu Recht! Vieles riecht und erinnert an das Gebräu – überall finden sich die geschwärzten Wände. Viele Destillerien und Höfe stellen Cognac her. Die Landschaft mit all den Hängen, den Wegen, den kleinen Ortschaften und den unendlichen Weinbergen ist einfach umwerfend schön! Die bezaubernde Innenstadt und das Ambiente von Cognac fasziniert und lädt zu einem ruhigen und erholsamen Urlaub ein. Einziger Nachteil bei einer Reise in die wunderschöne Stadt in Südfrankreich (etwa Höhe Bordeaux, allerdings ins Inland hinein zwischen Angoulème und Saintes, ist wohl die Suche nach einer Unterkunft, denn außer nur 3 kleinen Hotels und dem örtlichen Campingplatz ist die Auswahl sehr beschränkt.

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Vielen Dank für das aufmerksame Lesen sowie die lieben Kommentare.