Collioure
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Côte Vermeille

 

 

 

 

Auf der kurvenreichen Klippenstraße ist die Monotonie endlos langer Sandstrände östlich von Perpignan auf einen Schlag vergessen. Plötzlich scheinen schroffe Felsen in das tiefblaue Mittelmeer zu stürzen. Dann öffnet sich der Blick auf Collioure, die Perle unter einer Hand voll Fischer- und Winzerorte an der Côte Vermeille, Frankreichs katalanischer Felsenküste vor der spanischen Grenze.

Auf unzähligen Weinbergterrassen wird jeder noch so dramatisch steile Berghang von den südfranzösischen Winzern genutzt. Allenthalben ragen Wachtürme oder Befestigungsanlagen aus vergangener Zeit in den Himmel. Im Schatten der ins Meer abfallenden Ostpyrenäen und zwischen wilden Felsbuchten in die Küste eingebettet reihen sich Collioure, Port-Vendres, Banyuls-sur-Mer und Cerbère an der Côte aneinander.

In der Geschichte von etlichen Völkern aus dem mediterranen Raum wegen ihrer schiffbaren Buchten heimgesucht und später von Fischern, Kaufleuten und Handelsreisenden geschätzt, glänzt die Vermeille-Küste heutzutage auch für Touristen, die Kultur und Kulinarisches unter der katalanischen Sonne suchen. Und «das blonde, goldene Licht, das den Schatten wegdrückt» beeindruckte schon die Maler des Fauvismus, die die Küste bekannt gemacht haben.

Die Farben von Collioure zogen zum Beispiel Henri Matisse und André Derain Anfang des 20. Jahrhunderts magisch an. «Es gibt über Frankreich keinen blaueren Himmel», hat der französische Maler Matisse einmal geschwärmt, «ich brauche nur die Fensterläden meines Zimmers zu öffnen, und schon habe ich alle Farben des Mittelmeeres bei mir.» Zwei Pinselstriche mit einem sanften Gelb von der Palette, ein wenig Grün, dazu das tiefe Blau und eine abrundende Note in Rot, das Spiel leuchtender, reflektierender Farben bannte die Künstlergruppe auf die Leinwände.

Trotz der Touristenströme ist der Ort der Fischer und Künstler, unter Feinschmeckern auch bekannt für seine gesalzenen Sardellen, ein malerischer Flecken geblieben. Noch immer bevölkern farbverliebte Kunstschaffende den Boulevard Boramar. Sie malen wieder und wieder die an den Strand gebaute Kirche Notre-Dames-des-Anges mit der Kuppel ab, die schon auf den Gemälden der Fauvisten in den großen Museen der Welt zu sehen ist.

Neben Collioure haben es alle anderen Orte an der Côte Vermeille schwer. Port-Vendres, das auf Collioure folgt, versucht als Hafen der dicken Pötte mit Obst und Gemüse aus Südafrika Besucher zu locken. Und wie andere Hafenstädtchen im südlichen Roussillon will der Ort Segler und Taucher dazu verführen, ein paar Tage hier zu verbringen. Sie sollen sich mit all dem Fisch verwöhnen lassen, den die Kutter nachmittags anlanden und der von den Booten weg an den Mann gebracht wird. Das quirlige Ambiente eines Fischer- und Handelsortes setzt Port-Vendres als Trumpf ein.

Auf den verschlungenen Wegen weiter südlich nach Banyuls-sur-Mer empfiehlt sich ein Halt an dem schroffen Cap Béar. Ein Spaziergang zum Leuchtturm gibt einen Blick auf die Sandküste von Saint-Cyprien und Argèles frei, die sich weit im Norden wie ein Strich hinzieht. Im Süden sind im Dunst die Landzungen Nordost-Spaniens auszumachen. Jede Menge Palmen und Platanen empfangen den Reisenden danach in Banyuls, das noch am ehesten mit Collioure mithalten kann. Mit seiner Bucht und der stattlichen Zahl von Yachten, die in seinem Hafen dümpeln, pflegt dieser kleine Badeort einen Hauch von französischer Riviera.

In Banyuls war der Bildhauer Aristide Maillol zu Hause. Davon zeugt noch sein Atelier-Museum zwischen Korkeichen und Feigenbäumen im abgelegenen Roume-Tal. Banyuls steht vor allem jedoch für einen der süffigsten Apéritif-Weine. Der feine «vin doux naturel», geerntet auf den halsbrecherisch steilen Weinbergterrassen, ruht 30 Monate in Eichenfässern und zwar dekorativ im Freien, wie man bei dem weithin bekannten Weinkeller «Le Cellier des Templiers» sehen kann. Übrigens schwärmen viele Feinschmecker davon, den süßen Banyuls zu einem Schokolade-Dessert zu trinken, das sei noch besser als vor dem Essen.

Hinter einer ganzen Reihe von Kurven und Steigungen warten dann die beiden Grenzorte Cerbère in Frankreich und Port-Bou in Spanien mit einem überraschenden Kontrast auf. High-Noon-Stimmung herrscht, wo früher emsige Betriebsamkeit vor allem im Schienenverkehr das Bild des Alltags prägte. Verlassen vor sich hin modernde Geldwechselstuben. Ein riesiger internationaler Bahnhof, der seine besten Zeiten wegen der Anpassung der Schienen-Normen in Europa wohl hinter sich hat. In Port-Bou liegt der bedeutende deutsche Philosoph und Schriftsteller Walter Benjamin begraben, der sich hier auf der Flucht vor den Nazis mit Tabletten das Leben nahm. Eindrucksvoll erinnert die Installation «Passagen» des israelischen Künstlers Dani Kharavan an den Deutschen.

Das Mittelmeer auf dem Serviertablett wird jedem präsentiert, der auf seinem Rückweg nach Collioure in Banyuls die schmale und steile Hochstraße D86 nimmt. Wie auf einem Balkon weit über dem Meer führt der Weg mit prächtiger Aussicht auf 20 Kilometern durch Eichenwälder und an dem Aussichtsturm Madeloc vorbei. So gewinnt der Reisende am Ende der Stippvisite an die Côte Vermeille noch einmal aus der Höhe einen Gesamteindruck der eigenwilligen und abwechslungsreichen Küste.

Bilder