Der französische Film
 
     
   
     
     
     

 

 

    Film-Historie      


 

Die 20er Jahre

 

Die frühen 20er Jahre brachten eine vollständig neue Auffassung vom Film. Das war hauptsächlich zwei Theoretikern zu verdanken: Ricciotto Canudo, der den Club des Amis du 7e Art ins Leben rief und Louis Dellu, der die Cineclub-Bewegung gründete.

Durch Artikel in Kunst­ und Filmmagazinen halfen sie, den Film als eine Kunstform bei Intellektuellen und Künstlern zu propagieren und ein neues Publikum für das Kino zu interessieren.

Delluc drehte mit einigen neuen Regisseuren wie Marcel L'herbier, Jean Epstein, Abel Gance und Germaine Dulac Filme, in denen sie die neu entwickelten Theorien testeten.

Dellucs Ziel war es, eine psychologisch glaubwürdige Atmosphäre zu erzeugen, was ihm am besten in Fievre (1921) und L'Inondation (1924) gelang.

 

Germaine Dulac suchte nach «visueller Musik» im «reinen Kino». Mit diesem Ziel drehte sie einen surrealistischen Film, La Coquille et le clergyman (1928), der auf einem Drehbuch von Antonin Artaud basierte.

Die Entwicklung von Dada und des Surrealismus in der Kunst führte in den späten 20er Jahren zu parallelen avantgardistischen Tendenzen im französischen Film.

Die wichtigsten Filme waren Fernand Legers Le Ballet mecanique (1924), Man Rays Le Retour a la raison (1923), Rene Clairs ENTR'ACTE (1924), Jean Cocteaus LE SANG D'UN POETE (1930) und besonders Luis Bunuels UN CHIEN ANDALOU (1928) und LAGE D'OR (1930).

Da avantgardistische Filme risikoreiche Unternehmungen waren, wurden sie häufig in den Cineclubs gezeigt, wo sie kommerzielle Produzenten beeindruckten, die dann diese unabhängigen Filmemacher unterstützten.

In Frankreich wie anderswo auch markierten die Jahre von 1927-29 die klassische Zeit des Stummfilms. Viele Regisseure erlangten einen hohen Grad an filmtechnischer und inszenatorischer Reife, und Schauspieler wie Albert Prejean  in Clairs UN CHAPEAU DE PAILLE D'ITALIE (1927), Gina Manes in Jacques FEYDERS

Therese Raquin (1928) und Renee Falconetti in Carl Dreyers LA PASSION DE JEANNE D'ARC (1928) zeigten großartige Leistungen.

1927 schuf Abel Gance sein Meisterstück NAPOLEON, in dem er das Cinerama -Verfahren durch die Benutzung dreier Leinwände vorwegnahm.