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Zironen in Frankreich

 

 

 

Zitronen in Frankreich
"Perle Frankreichs" nennt es sich, wie so viele Orte an der Cote d'Azur, aber bei Menton, kurz hinter der italienischen Grenze gelegen, könnte dies tatsächlich zutreffen. An über 300 Tagen im Jahr scheint hier die Sonne und 30.000 Menschen führen in diesem kleinen Paradies auf Erden ein beschauliches, ruhiges Leben. Doch einmal im Jahr ist es mit der Ruhe vorbei - dann wenn die Zitrone zur Königin der Stadt erkoren wird...bei der Fete du Citron, dem Zitronenfest zur Karnevalszeit. Von Jahr zu Jahr wird der Andrang immer größer: Mit über 400.000 Besuchern hat das Zitronenfest mittlerweile mehr Zulauf als das Formel 1-Rennen im benachbarten Monaco.

Eva, mit Adam aus dem Paradies vertrieben, entdeckt die Cote d'Azur. Bei sich hat sie eine Zitrone, die sie genau da vergräbt, wo später die Stadt Menton entsteht. Mit dieser Legende haben die Stadtväter und Plantagenbesitzer schon vor langer Zeit ihr PR-Talent unter Beweis gestellt. Auch Francois Mazet erzählt gerne diese Geschichte: Er ist heute einer von zwölf Obstbauern in Menton, die noch Zitronen, Orangen, Mandarinen, Pampelmusen, Kumquats und andere Südfrüchte anbauen, allerdings nicht für das Zitronenfest, sondern für lukullische Freuden. Francois Mazet, Plantagenbesitzer: "Insgesamt verkaufe ich 95 Prozent meiner Erzeugnisse an die Küchenchefs der großen französischen Cuisine, wie Paul Bocuse, Roger Berger oder Alain Ducasse. Sie sind ganz verrückt nach meinen Früchten. Ich kann ihnen gar nicht genug liefern und alle loben sie die gute Qualität."

Bei den Früchten für den Umzug in Menton kommt es allerdings eher auf die Quantität an 130-140 Tonnen Zitronen und Orangen werden für die Umzugswagen verarbeitet. Angefangen hat es mit dem Karneval im Jahre 1896 - geschäftstüchtige Hoteliers wollten damals die tote Zeit im Winter beleben. Erst seit den 30er Jahren steht das närrische Treiben ganz im Zeichen der Zitrone. Heutiger Chef und Koordinator des Spektakels ist Alain Delaboudinière, Leiter des Städtischen Gartenbauamtes von Menton. Er sieht am Abend vor dem Umzug noch mal nach dem rechten und kontrolliert, ob auch alle Zitronen und Orangen mit Hilfe von 500.000 Gummibändern sicher an den Umzugswagen befestigt sind. Dicht an dicht sind immer rund 200 Orangen und Zitronen auf gerade mal einem Quadratmeter zusammengesteckt.

Mittlerweile findet das Zitronenfest in Menton zum 68. Mal statt. Gefeiert und getanzt wird jedes Jahr unter einem anderen Motto: Nach Asterix und Lucky Luke steht diesmal die Märchenwelt von Charles Perrault im Mittelpunkt, der vor 300 Jahren noch vor den Gebrüdern Grimm eine umfangreiche Märchensammlung veröffentlichte.

Eine ganz konkrete Rolle spielen die Südfrüchte bei den Einwohnern von Menton, so in der Marmeladenfabrik von Jean-Claude und Nicole Bineau in der Innenstadt, unweit der Uferpromenade. Mit drei ständigen Angestellten - zur Zeit des Zitronenfestes sind es sogar sechs bis acht - produzieren sie Marmeladen, Konfitüren, Gelees und Liköre auf Zitronen- und Orangenbasis. Alles aus heimischen Früchten, ungespritzt und ohne chemische Behandlung - natürlich. Und anlässlich des Zitronenfestes haben sie sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Nicole Bineau, Marmeladenproduzentin: "Wir haben das Märchen Aschenputtel von Perrault aufgegriffen, in dem die gute Fee für Aschenputtel einen Kürbis in eine Kutsche verwandelt. Das hat uns zu einem neuen Marmeladenrezept angeregt: Kürbis mit Orangen und Zitronen." Und im Stadtpark ist die Vorlage des neuen Rezeptes zu sehen: Aschenputtel mit der Kutsche, Rotkäppchen und der böse Wolf und viele andere bis zu zwölf Meter hohe Figuren aus den Märchen des französischen Schriftstellers Charles Perrault. Die Figuren sind so originell und wirklichkeitsgetreu, dass sich sogar Disneyland Paris in Menton gemeldet und um Zusammenarbeit gebeten hat.

Der kreative Geist des Zitronenfestes ist Alain Delaboudinière. Gemeinsam mit 300 Mitstreitern denkt er jetzt schon über das Motto des nächsten Jahres nach, eine Vorbereitungszeit von fast elf Monaten lässt keine Verschnaufspause zu. Ob da ein Glas Zitronenlikör oder ein guter Wein hilfreich ist?

Alain Delaboudinière, Leiter Städtisches Gartenbauamt, Menton: "Ah, ich hätte gerne ein Glas guten Weines zusammen mit Freunden. Aber nein - die Überlegungen finden im Rathaus statt, gemeinsam mit den Kollegen. Sobald das Thema gefunden ist, setze ich mich mit einem Zeichner und meinen Mitarbeitern zusammen. Es macht uns eine Menge Spass, diese Arbeit praktisch umzusetzen."

Und diese Arbeit lässt man sich auch etwas kosten: Etwa 1,2 Millionen Euro, gibt die Stadt Menton für das Zitronenfest jedes Jahr aus. Aber es lohnt sich: Durch den Abverkauf der Früchte am Ende der Veranstaltungen und den Erlös der Eintrittskarten bleibt ein Gewinn von knapp 150.000 Euro zurück. Auch die Geschäftsleute der Stadt profitieren vom Zitronenfest. In der Zeit des Karnevals verdoppeln die meisten ihre Umsätze. Es gibt kaum einen Artikel, der nicht mit Zitronen zu tun hat oder damit in Verbindung gebracht wird. Das Geschäft mit der Zitrone blüht.

Und so geht das Fest dem Ende zu. Eine ganze Stadt feiert sich: Menton und die Zitrone.

Menton