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Naturpark Chartreuse bei Grenoble

 

 

 

 

Regionaler Naturpark Chartreuse – Ein Fallbeispiel

(Übersetzung aus dem Französischen Pro Natura)

Zusammenfassung:

Der Regionale Naturpark Chartreuse ist ein Bergmassiv mittlerer Höhe und zeichnet sich durch seine wilde Natur sowie durch ein reichhaltiges und gut erhaltenes Natur- und Landschaftserbe aus. An der Peripherie des Parks befinden sich mehrere Städte, was für den Park bedeutet, dass er der städtischen Bevölkerung als Naherholungsgebiet dient (für Spaziergänge, Gleitschirmfliegen, Schneeschuhwandern, etc.). Von diesen Aktivitäten kann die lokale Wirtschaft jedoch nicht profitieren. Zudem unterliegt das Massiv einem hohen Siedlungsdruck, weil die Wohnfläche in den umliegenden Tälern bzw. das zur Verfügung stehende Bauland knapp geworden ist.

Diese Situation stellte für die Region Chartreuse eine Bedrohung dar. Deshalb arbeiteten Politiker und Vertreter von Vereinen bzw. Berufsverbänden gemeinsam ein Projekt für das Gebiet aus, dessen Folge die Schaffung eines Regionalen Naturparks war. Diese Ausgangslage ermöglichte die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung, die in diesem Falle als Ausgleich für die Entwicklung des städtischen Lebensraums konzipiert ist.

Der Regionale Naturpark Chartreuse wurde unter anderem auch deshalb zum Erfolg, weil bereits in der Projektierungsphase und nun auch bei der Weiterführung des Parkkonzepts alle politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure involviert waren und deshalb gemeinsame Ziele, gemeinsame Richtlinien und gemeinsame Pläne für deren Umsetzung definiert werden konnten.

Das Chartreuse-Massiv: Mittelhohe Berge, markante Landschaft, reiches Erbe.

Der Regionale Naturpark Chartreuse wurde am 6. Mai 1995 als 28. PNR Frankreichs gegründet. Das Parkgebiet liegt in einem kleinen Massiv mit eigenem Charakter in den französischen Voralpen. Seine Fläche beträgt 69.000 ha; darauf leben 35.000 Einwohner.

Die Chartreuse ist ein Bergmassiv mit mittleren Höhen (höchster Punkt: 2'080 m), dessen Besonderheit lange und hohe Kalkfelsen sind. Das Innere des Massivs ist nur schwer erreichbar – der Zugang ist nur über tiefe und steile Schluchten oder über einen Pass mit immer noch über 1000 m Höhe möglich. Dieser Eindruck der Abgeschiedenheit und Ungastlichkeit wird durch grosse Waldgebiete, die fast die Hälfte der Parkfläche ausmachen, noch verstärkt.

Inmitten dieser wilden und geheimnisvollen Region gründeten Bruno und seine Brüder vor über neun Jahrhunderten den Kartäuserorden, der im Laufe der Zeit weltberühmt werden sollte. Heute noch lebt diese besondere Ambiance weiter, auch wenn die Strasse, die sich am nächsten beim Zentrum des Parks befindet, nicht mehr als eine halbe Stunde von der nächsten Autobahn entfernt liegt. Die bescheidene Höhe und der schwere Zugang konnte das Massiv zumindest bis heute vor tiefgreifendem Strukturwandel in den Bergen bewahren: Die Chartreuse beherbergt aussergewöhnliche Natur-, Kultur- und Landschaftsgüter, die zusammen mit der wirtschaftlichen Tradition und dem Wissen der örtlichen Bevölkerung die Zeit überdauert haben.

Ein Naturpark am Rande der Stadt?

In Grenoble und Chambéry, beide jeweils nur 20 Minuten von der Parkgrenze entfernt, leben weitere 750.000 Menschen, eine städtische Bevölkerung, zu der man auch noch eine weitere Million Einwohner in und um das nur eine Autostunde entfernte Lyon hinzurechnen kann.

Immer mehr pilgert die städtische Bevölkerung auf der Suche nach freien Natur- und Naherholungszonen in das Chartreuse-Massiv. Am meisten Besucher werden im Parkgebiet jeweils an sonnigen Frühlings- oder Herbstwochenenden – nicht etwa mitten in der Sommersaison! – registriert.
Das Massiv ist zudem einem sehr hohen Siedlungsdruck ausgesetzt, da die noch freien Bauzonen in den umliegenden Tälern der Städte besonders rar sind. Viele Zuzüger sind zudem nur bedingt Teil der lokalen Wirtschaft, da sich ihre Arbeitsplätze meist in den Städten befinden.

So ist das Chartreuse-Massiv tiefgreifenden Veränderungen unterworfen – die Bevölkerung nimmt im Vergleich zu den anderen Departementen und Regionen überdurchschnittlich zu, während die verschiedenen Wirtschaftszweige rückläufig sind:

- Die Urbanisierung steht in direkter Konkurrenz zum Kulturland und zu sensiblen Naturflächen (Feuchtgebieten).

- Die Bergbauern haben Mühe mit der industriellen Landwirtschaft, denn gerade die Kulturflächen in den Bergen gewährleisten die von den Besuchern so geschätzten Freiräume und die landschaftliche Qualität.

- Beim Tourismus nehmen mehrtägige Besuche zugunsten von kurzen Freizeitausflügen in die nähere Umgebung immer mehr ab, wobei die Wirtschaft des Parkgebiets davon nur am Rande profitiert.

- Die Produktions- und Dienstleistungsbereiche sind gegenüber der Wirtschaft in den Tälern nicht wettbewerbsfähig, da sie auf Grund des schwierigen natürlichen Zugangs zum Gebiet unter erschwerten Bedingungen arbeiten.

Die Gefahr von Massentourismus und Identitätsverlust ist für das Chartreuse-Massiv real – daher die Initiative für einen Regionalen Naturpark.

 

 

Leitlinien des Parks

Wie alle Regionalen Naturparks hat auch der Chartreuse-Park die Landschaftsgestaltung auf Basis eines Schutz- und Aufwertungskonzepts der natürlichen, kulturellen und menschlichen Lebensräume zum Ziel.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich der Chartreuse-Park im Sinne eines rein eigennützigen Projekts hinter einer dicken Mauer verschanzt. Das Landschaftsschutz- und Förderkonzept soll die Entwicklung in den städtischen Regionen vielmehr ergänzen bzw. ausgleichen. Eine Region wie beispielsweise die Agglomeration Grenoble verdankt ihre wirtschaftliche Attraktivität nicht zuletzt der Qualität der umliegenden Berggebiete. Die Stadt kann sich somit für den Schutz und die Förderung der umliegenden Natur und Landschaft einsetzen, sich aktiv einbringen und im Parkprojekt eine wichtige Rolle übernehmen.

Die Ziele des Parks sind in der Charta des Parks in drei Punkten festgehalten, welche die Region Chartreuse zu einem Synonym für Qualität, Lebensraum und sozialen Kontakten machen möchten. Konkrete Ziele sind:

- Kenntnis, Management und Gestaltung aussergewöhnlicher Landschaftselemente;

- Kenntnis, Management und Schutz der natürlichen Lebensräume und der Biodiversität;

- Kenntnis des Kulturerbes;

- Unterstützung der Gemeinden bei der Abfallentsorgung;

- rationeller Umgang mit Ressourcen wie z.B. der Energie;

- Aufwertung der Wälder der Chartreuse;

- Unterstützung bei der Modernisierung der letzten Milchgenossenschaft des Massivs;

- Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten bei der Bevölkerung in der Umgebung;

- Unterstützung des lokalen Gewerbes und Wissens durch den Einsatz der Marke "Regionaler Naturpark Chartreuse”

- Hilfestellung für Unternehmen beim Umweltmanagement;

- Organisation der Wanderwege: Routenwahl, Markierung, Karten, PR;

- Unterstützung bei der Modernisierung von Unterkünften für Touristen;

- Diversifizierung des touristischen Angebots im Sommer und Winter sowie Angebote für die Zwischensaison;

- Aktivitäten und Lernveranstaltungen mit Schulen…


Partnerschaftliche Organisation für ein gemeinsames Projekt

Ein Park ist ein territoriales Projekt – deshalb ist die Mitwirkung der verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure bei der Parkleitung und den Entscheidungsgremien unabdingbar.

Der Park wird von einer Interessengemeinschaft ("Syndicat Mixte”) geleitet. Darin vertreten sind Politiker (je ein Vertreter jeder Gemeinde), Vertreter der Region und der Departemente Isère und Savoie sowie Delegierte der drei umliegenden Städte (Grenoble, Chambéry und Voiron). Dieses Syndicat Mixte ist ein unabhängiges, öffentliches Gremium, d.h. die Entscheidungen werden von gewählten Politikern des Parkgebiets einerseits und von Abgeordneten der Partnergemeinden andererseits getroffen.

Da ein solches Gremium von Gesetzes wegen nur aus gewählten Politikern bestehen darf, hat der Park einen Rat für die Parkregion ("Conseil de Massif”) ins Leben gerufen. Dieser Rat ist eine unabhängige Nicht-Regierungsorganisation (NGO), in der alle Organisationen bzw. gesellschaftlichen Vereinigungen und Berufsverbände vertreten sind: Bauern, Förster, Jäger, Kunstschaffende, Vertreter der Tourismusbranche, Naturschützer etc. sowie Amtspersonen.

Die Mitglieder des Syndicat Mixte und des Conseil de Massif erarbeiten gemeinsam die grundlegenden Ziele des Parks und beraten in gemischten Ausschüssen in mehreren Sitzungen pro Jahr die Weiterführung des Projekts.

Die tägliche Arbeit wird vom Parkdirektor und von einem festen Team bestehend aus ca. 15 Personen wahrgenommen.

Das Jahresbudget des Parks beläuft sich im Durchschnitt auf 1,3 Mio. Damit gedeckt sind die Ausgaben, welche das Syndicat Mixte verfügt, d.h. im Wesentlichen sämtliche Veranstaltungen sowie für bauliche Vorbereitungen. Ausführung und Finanzierung von Projekten sind dann jedoch grundsätzlich Aufgaben der einzelnen oder mehrerer Gemeinden und fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich des Parks.

Für weitere Auskünfte:
Peter Rüegg, Medienverantwortlicher, Tel. 061 317 92 24, Mobile 079 775 43 27
peter.rueegg@pronatura.ch