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Prominente in Korsika

 

 

 

 

Theodor I.  König von Korsika Baron Theodor von Neuhoff

Es waren turbulente Zeiten, die Korsika in der ersten Hälfte des 18. Jh. durchmachte.

Die Korsen hatten mit den im Auftrage Genuas die Insel kontrollierenden Österreichern einen Friedensvertrag geschlossen, den die Genueser nach Abzug der Österreicher nicht akzeptierten.

Jetzt erklärten die Korsen ihre Unabhängigkeit. Die Genueser verhängten daraufhin eine Seeblockade.

In dieser schier ausweglosen Situation tauchte unvermittelt Baron Theodor von Neuhoff auf, der den Korsen Hilfe bei der Durchsetzung ihrer Interessen versprach.

Der westfälische Baron, 1686 auf Schloss Pungelscheid bei Altena oder 1694 in Köln geboren, ist die schillerndste Figur in der Geschichte Korsikas.

Als Page Liselottes von der Pfalz, der Schwägerin Ludwigs XIV., wuchs er am Hofe von Versailles auf. Neuhoff, ohne nennenswerte ererbte Güter, wurde zum Glücksritter.

In Spanien war er zunächst als Günstling des damaligen Premierministers erfolgreich. Dessen Fall bedeutete auch für Neuhoff das Ende seiner Karriere.

Zurück in Paris, investierte er in die Bank des Schotten Law - die alsbald Bankrott anmeldete. In Livorno machte er schließlich die Bekanntschaft exilierter Korsen. Der Baron sicherte ihnen die Unterstützung ausländischer Mächte zu, sofern man ihn mit der Königswürde belohnte.

Am 12. März 1736 landete Neuhoff auf einem englischen Schiff, beladen mit Waffen, Munition, Geld, Getreide und Schuhen, in Aleria.

Im April 1736 wurde er im Kloster von Alesani als Theodor I. zum König von Korsika gekrönt, der von nun an im Bischofspalast von Cervione residierte.

Nur wenige Monate währte seine Amtszeit, in der er wohl versuchte, Handel und Handwerk zu fördern und ausländische Investoren auf die Insel zu ziehen.

Es gelang ihm sogar, den Genuesen Porto-Vecchio und Sartene zu entreißen. Doch Genua blieb übermächtig, und die von ihm immer wieder angekündigte ausländische Flotte, die die Korsen unterstützen sollte, blieb aus - alles war Lug und Trug.

Auch Theodors Hofhaltung - er verteilte allerlei Adelstitel, gründete einen Orden, mit dem er Ritterwürden gegen einen nicht unbeträchtlichen Obulus verlieh - trug kaum zur Verbesserung der Situation der Korsen bei.

Und unter dem Vorwand, sich nun selbst um die ausländische Hilfe zu kümmern, verließ er am 11. 11. 1736 die Insel und ging, als Priester verkleidet, in Livorno an Land.

Aber Theodor I. war nicht nur ein Hochstapler. Tatsächlich gelang es ihm durch seine Überzeugungsgabe, Mitstreiter für die korsische Sache zu finden.

In Holland konnte er - obwohl er, tief verschuldet, zwischenzeitlich in Amsterdam in den Schuldturm geworfen worden war - geschäftliche Interessen an der Insel wecken.

Am 15. September 1738 kehrte er mit einer Flotte von drei Schiffen, beladen mit Kanonen, Gewehren, Pistolen, Lanzen, Granaten und Bomben, auf die Insel zurück.

Aber für die Korsen kam die Hilfe zu spät, und vor allem fand Theodor I. keine Unterstützung mehr beim korsischen Adel. Wieder musste er die Insel verlassen.

Im Januar 1743 tauchte er noch ein letztes Mal auf - diesmal mit drei englischen Kriegsschiffen und beträchtlichem Kriegsmaterial. Aber es wollte ihm niemand mehr vertrauen, und so verließ er die Insel endgültig mit Ziel England.

Hier bekamen ihn seine Gläubiger zu fassen, und Theodor von Neuhoff landete wieder im Schuldgefängnis. Doch fand er Mitleid in England. Minister Walpole sammelte Geld für den ehemaligen korsischen König und kaufte ihn aus dem Kerker frei.

Neuhoff starb im Jahre 1756 in England und wurde auf dem Kirchhof von Westminster Abbey begraben. Ferdinand Gregorovius, der 100 Jahre später die Insel bereiste, entwirft ein romantisches Bild des abenteuerlustigen Glücksritters:

»Er war ein Mann, wunderlich verwegen, phantastisch genial, unerschöpflich in Plänen, ausdauernder als sein seltenes Glück und von allen tapferen Abenteurern der preiswürdigste, weil er für die Freiheit eines kühnen Volkes männlich Kopf und Arm verwandte. Die grellsten Gegensätze des menschlichen Lebens, Königsherrschaft und den Schuldturm, in dem ihm das Brot fehlte, hatte er bitterlich an sich erfahren.«