L‘lsle-sur-la-Sorgue
 
 
 
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Historie von L‘lsle-sur-la-Sorgue

 

 

 

 

 

Wer gern nach alten Schätzen stöbert, kann das kaum irgendwo besser als im provenzalischen L'Isle sur la Sorgue. Denn das ganze Städtchen hat sich dem Antiquitätenhandel verschrieben

Von Regina Voges

Mit den Dorfschönheiten ein paar Kilometer weiter im Süden kann L'Isle sur la Sorgue gewiss nicht mithalten. Daran ist die Lage schuld. Denn das provenzalische Städtchen östlich von Avignon ruht in der wenig pittoresken Gemüse-Ebene am Fuß des Vaucluse-Plateaus.

Da gibt es kein Panorama-Erlebnis, wie die berühmten Dörfer Gordes, Menerbes, Lacoste oder Bonnieux es bieten. Für seinen Charme sorgt allein das glasklare, eiskalte Flüsschen Sorgue, das das Städtchen mit mehreren Armen umschließt, wie eine "Insel in der Sorgue".

Früher lebte man hier vor allem vom Fischfang, von der Seidenweberei und der Papierproduktion. Heute bestimmen alte Schätze das Leben der 18 000 Einwohner, vor allem sonntags, wenn ein riesiger Flohmarkt Staus und Parkprobleme auslöst in L'Isle sur la Sorgue.

Der Ort hat sich peu à peu zu Frankreichs zweitgrößtem Handelsplatz für Antiquitäten hochgearbeitet. Rund 200 professionelle Händler unterhalten hier ihre Geschäfte.

Wie kam es zu dieser Karriere? "1962 gab es die erste kleine Antikmesse, dann den Flohmarkt, und dann ließen sich nach und nach immer mehr Kollegen hier nieder", erzählt eine Möbelexpertin im "Carré de l'Isle", das gleich mehrere Läden in enger Nachbarschaft vereint.

Ihr derzeitiges Angebot - gefasste Bücherschränke, Kommoden und Konsolen aus Empire und Spätbarock - hat sie aus Italien geholt, aus einem lombardischen Schloss. Aber auch die Provence biete immer noch gute Ressourcen für Händler und Sammler, versichert sie.

Man glaubt es gern. Wer jemals eine Ferienwohnung im Hinterland der Côte d'Azur gemietet hat, kennt jene versteckten Siebensachen, die sich in Garagen ungeordnet stapeln, während das Auto des Patrons in der Hitze brütet. Es scheint, als habe sich die Wegwerfkultur im Midi noch längst nicht etabliert.

Ein Spiegelbild dieses Hortungstriebs ist der sonntägliche Flohmarkt in L'Isle sur la Sorgue, auf dem fast alles von Großmutters Stickrahmen bis zum Tretauto aus den Fünfzigern zu haben ist.

Doch Vorsicht: Die Preise sind mitunter saftig, echte Schnäppchen haben Seltenheitswert -- aber dafür darf gnadenlos gefeilscht werden.

Auch im diskreteren Rahmen der Antiquitätenläden, die sich vor allem in den Villen und Werkstätten des ehemaligen Seidenweber- und Papier-Gewerbes entlang den Ufern der Sorgue-Arme etabliert haben, ist mit dem Preisschild noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Die Antikläden haben allerdings lediglich samstags, sonntags und montags geöffnet. Während in der übrigen Zeit das Städtchen in eine Art Dämmerschlaf versinkt, begegnet man an den Öffnungstagen einem Publikum, wie es auch auf den Kunstmessen in Köln oder Maastricht anzutreffen ist: Für Innenarchitekten aus England, Italien und Deutschland ist L'Isle sur la Sorgue längst ein Begriff.

Das Angebot an Möbeln ist üppig, und vor allem Freunde antiken Gartenmobiliars finden hier reiche Jagdgründe.

Viele Händler haben sich spezialisiert: Da gibt es die "Maison des Arts déco", da kann man bei "Blanc" aus einem reichen Fundus antiker und reproduzierter Badausstattungen wählen, während sich Michel Biehn in einer alten Patriziervilla an der Avenue des 4 Otages ausnahmslos historischen Geweben widmet.

Er offeriert provenzalische Decken aus dem 19. Jahrhundert und sogar aus der Zeit Ludwigs XVI. zu Preisen ab 1500 Euro. Mit ihren zurückhaltenden Dessins und Farben unterscheiden sie sich grundlegend von den grellbunten Stoffen, die die Souvenirläden zwischen Aix-en-Provence und Orange feilbieten.

Gemächlich drehen sich die bemoosten Wasserräder in den Fluten der Sorgue. Über 70 sollen es einmal gewesen sein, die vor 150 Jahren die Energie für ein florierendes Handwerk und Gewerbe lieferten. Immerhin acht der dekorativen Riesen haben überlebt. Wenngleich der gern strapazierte Vergleich mit Venedig ein wenig hochtrabend ausfällt, hat doch auch L'Isle sur la Sorgue mit seinen zahllosen Brücken idyllische Fotomotive zu bieten.

Die Stadt lebt von der Lust am Dekorativen und die ist selbst in den Lokalen spürbar. Da prunkt das "Café de France" vis-à-vis der Kirche Notre-Dame des Anges mit einer authentischen Art-déco-Fassade unter einem dichten Platanendach.

Auf Trödel-Deko an den Wänden hat auch "L'Ousteau de l'Isle" nicht verzichten mögen.

Hier kann man getrüffelte Schweinsfüße ("schon ausgezogen") genießen. Im "Prévoté", das in einer dunklen Gasse versteckt liegt und vom Michelin mit einem Stern dekoriert wurde, versteht man sich auf mit Lachs und Ziegenkäse gefüllte Cannelloni (Mittagsmenus ab 28 Euro). Und im "Chez Nane" treffen sich Antiquitätenhändler und ihre Kunden bei malerischer Flohmarkt-Atmosphäre mittags gern zur Plat du jour.

Auch die Infrastruktur kann sich sehen lassen in L'Isle sur la Sorgue: Auf Wunsch organisieren die Händler den Versand selbst nach Übersee. Und für die sorglose Zwischenlagerung erstandener Schätze im Kofferraum stehen den Besuchern kostenlos bewachte Parkplätze zur Verfügung.