Eglise Saint-Nizier in Lyon
Rue de Brest
Bereits im 5. Jahrhundert erinnerte an dieser Stelle eine Kirche an den hl. Pothinus und die ersten Christen von Lyon, die im umgebenden Viertel gelebt haben sollen.
Anfang des 15. Jahrhunderts wurde sie durch eine größere, dem tatkräftigen Lyoner Bischof Nizier geweihte Kirche ersetzt. Das heutige Bild des Gotteshauses wird durch die ungleichen Türme geprägt: Der linke kompakte Glockenturm aus rotem Backstein stammt aus dem Jahr 1454, die rechte, kapriziös durchbrochene Turmspitze wurde 400 Jahre später ergänzt.
Die Asymmetrie der Fassade wird durch den wuchtigen Bogen des Hauptportals noch unterstrichen, ein Werk des Renaissance Architekten Philibert de l'Orme. Trotz dieser mehr oder weniger gelungenen Ergänzungen ist Saint-Nizier ein schönes Beispiel des spätgotischen Flamboyantstils.
Eine kunstvolle Galerie umzieht die Apsis und das ausladende Kirchenschiff, dessen Seiten sich zu den Kapellen öffnen. Einige davon sind eng mit der Geschichte Lyons verbunden: In der Kapelle des hl. Franz von Sales findet man das Grab des ersten Lyoner Verlegers Barthelemy Buyer, die Kapelle des hl. Aloysius von Gonzaga diente während der deutschen Besatzung als Treffpunkt der Resistance, und in der südlichen, dem hl. Jakobus geweihten Kapelle tagten im Mittelalter die Ratsherren der Stadt.
Auffallend sind auch zwei monumentale Bronzestatuen der Heiligen Peter und Paul sowie eine große Uhr von 1549 an Stelle eines Schlusssteines im ersten Joch.
Die Kirche, in der Laurent Mourguet und der Physiker Andre-Marie Ampere getauft wurden, machte zuletzt im Sommer 1975 spektakuläre Geschichte, als 60 Prostituierte sie besetzten, um ihrer Forderung nach gesellschaftlicher Anerkennung Nachdruck zu verleihen. Der Entschluss der Stadtoberhäupter, "faire de Lyon une ville propre", hatte brutale Willkürlichkeiten der flics nach sich gezogen. Sie terrorisierten die "Beiles de nuit", wo immer sie diese stehen sahen. Vor Gericht bezichtigte man die Damen schlimmster Verbrechen: " . . . hat Passanten männlichen Geschlechts angelächelt. . .!"
Die kleine Gesellschaft von Kirchenbesetzerinnen wuchs in wenigen Tagen auf mehrere Hundert an, und ihr Protest zeugte fort: In Paris, Marseille und anderen französischen Großstädten fanden sich die Kirchenwärter plötzlich mit Aufrührerinnen unter einem Dach.
Geöffnet:
Täglich 7-13 und 15-19.30 Uhr
(montags vormittags geschlossen).
Messe: Wochentags 12 Uhr, sonntags 10.30 Uhr
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