Louis Pradel in Lyon
(1906-1976)
An Selbstbewusstsein hat es Lyons Bürgermeister nie gemangelt. Wenn der Sonnenkönig Louis XIV von sich behauptete: "l'etat c'est moi!", so sprach Betonkönig Louis Pradel von sich wie von einer leibhaftigen Verkörperung der Stadt: "Moi, je n'ai qu'une autoroute de 12 kilometres".
Pradel wurde im Dezember 1906 im Cours Lafayette geboren. Seinen Militärdienst absolvierte er 1926 in Koblenz, wo im gleichen Jahr Frankreichs Ex-Präsident Giscard d'Estaing geboren wurde. Louis' großes Vorbild war der ehemalige Lyoner Bürgermeister und spätere Ministerpräsident Eduard Herriot, dessen Radikalsozialistischer Partei er als Achtzehnjähriger beitrat.
Von 1957 bis 1976 regierte er dann als dessen Nachfolger im Lyoner Rathaus und ging praktisch nur zum Schlafen nach Hause. Pradels Leidenschaft, Lyon in Beton zu verewigen, bescherte ihm einige Feinde und der Stadt eine Menge grauer Bauten.
Der Spitzname "Roi du Beton" schien ihm nicht unangenehm zu sein - am liebsten hätte er auf den Baustellen selbst mit angepackt.
In seiner Autobiografie stellt er sich selbst als denjenigen dar, der Lyon aus steinzeitlichem Dornröschenschlaf erweckte. Für die Zeitung "Le Monde" wurde die Stadt eine "Ville pradellement betonnee". Wen wundert es, dass Silhouette und Name des Glatzkopfes zu den Lieblingsaccessoires gehören, mit denen Lyon sich schmückt.
Jüngste Huldigung an ihren Betonkönig ist die Place Louis-Pradel, eine gelungene Mischung aus Blumenrabatten, Sitzbänken, Brunnen und Bronzeskulpturen vor dem 1982 eingeweihten Annex des Rathauses.
Dass man ihn auch "Zizi" rief, geht auf Pradels Ausspruch anlässlich des Prostituiertenaufstandes von 1975 zurück: "La solution, c'est de couper le zizi a tous les Francais" - auch eine Lösung des Prostituiertenproblems.
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