Lyon
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Historie von Lyon

 

 

 

 

Ein Sumpfland wird Millionenstadt

Die Anfänge von Lyon liegen im Dunkel der Antike. Möglicherweise waren es Handelsleute aus Phönizien, die 900 Jahre v. Chr. die Vorzüge der geographischen Lage an den beiden Flüssen als erste erkannt hatten. Jedenfalls ist nachgewiesen, dass Phönizier vom Mittelmeer das Rhonetal aufwärts in den Saone-Raum zogen. Ziemlich sicher liessen sich dann Griechen hier nieder, nachdem sie auf dem gleichen Weg ins Landesinnere vorgestossen waren.

Rhone und Saone waren damals noch nicht kanalisiert, ihre Flussläufe pendelten in der Ebene hin und her, und der Ort der Einmündung änderte sich fortwährend. Schon bevor sich die Gewässer vollständig vereinigten, stellten Seitenarme Verbindungen zwischen ihnen her.

Auf diese Weise entstanden zahlreiche Inseln, ideale Stellen, um geschützte Handelsplätze zu errichten.

Wie lange die Griechensiedlung Bestand hatte, wissen wir nicht. Als die Römer um 43 v. Chr. den Platz in Besitz nahmen, fanden sie zwei keltische Ortschaften vor. Eine lag in der Sumpfniederung, wo die beiden Flüsse aufeinandertrafen, die andere erhob sich auf dem Fourviere-Felsen über dem westlichen Saone-Ufer. Die Römer nannten die Saone übrigens Arar. In diesem Namen - wie ja auch in «Aare» — ist die uralte Wortwurzel «ar» für «fliessen» enthalten.

Der Doppelsiedlung gaben die neuen Herren den Namen Lugdunum. Diese auf das Keltische zurückgehende Bezeichnung lässt sich entweder als «Sumpfburg» oder als «heller Hügel» deuten. Beide Versionen haben ihre Berechtigung. Mit Sumptburg dürfte der befestigte Handelsplatz in der Niederung, mit dem Hügel die ebenfalls wehrhafte Höhensiedlung gemeint sein. Vom Kalkfelsen der Fourviere- Anhöhe aus, wo heute eine markante Kirche steht, geniesst man einen prächtigen Rundblick.

Besonders interessant ist es, den Lauf der Flüsse zu verfolgen, und zwar am besten von der Terrasse bei der Basilika Notre Dame de Fourviere aus.

Die Kirche, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, ist ein kurioses Stilgemisch aus byzantinischen und mittelalterlichen Elementen.

Sehenswerter ist die nahe Pilgerkapelle mit dem Marienheiligtum, einer Tradition verpflichtet, die auf die Römerzeit zurückgeht.

Die militär- und handelsstrategische Lage von Lugdunum machte den Ort bald zum Zentrum von römisch Gallien. Gutausgebaute Strassen führten in alle Richtungen, und die Flussschiffabrt erlebte einen Höhepunkt. Als Inhaber des Weinhandelsmonopols waren die Lyoner Kaufleute gute Auftraggeber für die nautae (Schiffersleute) auf Rhone und Saone. Der Reichtum äusserte sich in einer regen Bautätigkeit. Sowohl auf dem Hügel wie auch in der nunmehr entsumpften Niederung wuchsen neue Quartiere heran.

Aquädukte sorgten für frisches Trinkwasser, ein Zirkus, ein Amphitheater und ein halbkreisförmiges Römertheater für Unterhaltung. Gewiss, in Lugdunum liess sich leben.

Auf dem gleichen Weg, den Phönizier, Griechen und Römer genommen hatten, nämlich vom Mittelmeer her durch das untere Rhonetal, hielt auch das Christentum in Lyon Einzug. Die Stadt wurde zur ersten christlichen Gemeinde im Innern Galliens. Sendboten des neuen Glaubens waren Soldaten und Kaufleute aus Kleinasien, wo das Evangelium bereits verwurzelt war.

In seiner Flussgeschichte «Le RhOne, histoire d‘unfleuve» von 1905 beschrieb der französische Ingenieur Charles Lentheric die Lebensweise der ersten Christen von Lyon: «Die Gründung der Gemeinde geht auf die Zeit zwischen 140 und 150 zurück.

Damals brach eine Gruppe von Christen unter Führung des später heiliggesprochenen Pothin aus Smyrna auf, überquerte das Mittelmeer, zog das Rhonetal hinauf und liess sich an der Einmündung der Saone nieder, wie das bereits zuvor andere Einwanderer aus Kleinasien getan hatten.

Die kleine Gemeinde gewann bald Zuwachs. Mit der Zeit lebte eine ansehnliche Zahl von Christen auf den Inseln im Bereich des Zusammenflusses von Rhone und Saone. Es waren hauptsächlich Leute aus bescheidenen Verhältnissen. Vertreten waren Angehörige verschiedener Nationalitäten, Gallier, Germanen, Römer, Orientalen. Sie führten ein zurückgezogenes Inseldasein und pflegten mit ihrer Umwelt nur den nötigsten Kontakt. Im Geist ihres noch jungen Glaubens begegneten sie einander mit brüderlicher und schwesterlicher (es hatte viele Frauen) Hilfsbereitschaft»

Im Römerreich, wo dem Kaiser göttliche Verehrung zukam, galten die frühen Christen als Abtrünnige. Man verfolgte sie gnadenlos, so auch in Lyon. Ein erstes Massaker fand im Jahr 177 im Amphitheater statt, unweit der heutigen Place des Terreaux.

Die Asche der verbrannten Leichen streute man in die nahe Rhone. Die Heiden glaubten, auf diese Weise auch die Seelen der Getöteten zu vernichten.

Unter den Opfern befand sich der greise Pothin, Bischof dieser ersten Gemeinde.

Trotz — oder vielleicht gerade wegen — dieses Martyriums wurde das Christentum immer attraktiver. Nach zwanzig Jahren gab es in Lugdunum an die 18000 Gläubige, weit mehr als zu Beginn der Verfolgung. Viele von ihnen verloren in einem zweiten Strafgericht das Leben, so Bischof Irenäus als Nachfolger des heiligen Pothin. Jeweils am 8. Dezember gedenken die Lyoner mit einer Lichtprozession ihrer heldenmütigen Vorfahren.

Mit dem Christentum ging es nach diesem zweiten Blutbad unaufhaltsam aufwärts. Gleichzeitig setzte aber der politische wie der wirtschaftliche Niedergang der Stadt am Zusammenfluss von Rhone und Saone ein. Ein Erlass des Kaisers Probus entzog den Kaufleuten das Weinhandelsmonopol für ganz Gallien, Diokletian degradierte das angeschlagene Lyon zum simplen Provinzhauptort, während Vienne, 30 Kilometer weiter südlich im Rhonetal gelegen und damals Vienna geheissen, Verwaltungszentrum wurde.

Nach der Völkerwanderung wechselte die Stadt mehrmals ihre Herren. Das kirchliche Leben blühte, eine Bruderschaft frommer Brückenbauer errichtete einen stabilen Rhoneübergang, den Pont de la Guillotiere. Diese Brücke (das heisst ihre heutige Nachfolgerin) verbindet die Place Bellecour im Zentrum der Halbinsel mit den Quartieren Guillotiere und Part Dieu am östlichen Rhoneufer. Von 1300 an gehörte Lyon uneingeschränkt zu Frankreich und genoss königliche Privilegien. Nun setzte ein zweiter Aufschwung ein.

Die Stadt wurde zum Zentrum des Gewerbes und des Handels. Kein Zufall, dass an dieser Stelle der Erfinder Jouffroy 1783, freilich noch mit wenig Erfolg, den Prototyp eines Dampfschiffs erprobte. Sein «Pyroscaphe» («Feuerkahn») verkehrte allerdings nicht auf der unberechenbaren Rhone, sondern auf der sanfter dahinfliessenden Saone.

Wenige Monate später begann die Menschheit von Lyon aus mit der Eroberung eines weiteren Elements, der Luft. Wer starteten Jacques-Etienne und Joseph-Michel Montgolfier die ersten Heissluftballone.

Die Französische Revolution, von den eher nach Reichtum als nach Freiheit strebenden Lyonern nur halbherzig mitgemacht, brachte der Stadt einigen Arger.

Doch als sich die Verhältnisse beruhigt hatten, ging der Aufschwung weiter. Es blühte vor allem, und zwar schon seit dem 16. Jahrhundert, die Textilindustrie mit der Seidenverarbeitung an der Spitze.

Noch heute ist Lyon eine der wichtigsten Seidenhandelsstädte der Welt. Was hingegen die Fabrikation angeht, haben Textilien aus Kunstfasern die traditionsreiche und teure Seide überflügelt. Rohstoffnachschub für Kunststoffe bringen Rhoneschiffe vom Mittelmeer her.