Santons aus Marseille

Die Darstellung Christi Geburt, der Hirten, Heiligen Drei Könige mit der Jungfrau und dem Jesuskind in ihrem Stall, hat im Mittelalter viele Künstler inspiriert.

Erst Mitte des 16. Jhdts. entwickelte sich jedoch in Frankreich die aus Italien kommende Kunst der Krippengestaltung.

Das Konzil von Trient (1545-1563) förderte die Ausbildung religiöser Szenen, ermutigte die Glaubensäußerungen des Volkes und seitdem wetteiferten die Kirchen der Provence in dem Bemühen die fantastischsten Krippen zu präsentieren.

Die Kunstwerke dienten gleichzeitig zur Belehrung. Bald durchbricht man den ursprünglich gesteckten Rahmen und passt die Figuren der herrschenden Mode an, so sehr, dass sie nichts mehr mit dem biblischen Thema zu tun haben scheinen.

Um die Gläubigen anzulocken, fügte man volkstümliche Gestalten hinzu, selbst Bewohner des Dorfes.

Die Santons (prov. Santoun = kleine Heilige) sind entstanden, als die Kirchen während der Revolution schlossen. Man konnte die Krippen also nicht mehr besuchen, da kam der arbeitslose Bildhauer Louis Laguel aus Marseille auf die Idee, kleine preisgünstige Figuren herzustellen, die jeder in seinem Haushalt aufstellen konnte. Man formte sie aus Ton oder goss sie in Gipsformen und bemalte sie mit leuchtenden Wasserfarben.

Auf naive Weise produzierte man die Gestalten der Heiligen Familie, der Hirten, der Heiligen Drei Könige und natürlich fügte man fantasievoll örtliche Gäste hinzu: Müller, Schmied, Musiker, Scherenschleifer, Milchmädchen, Jäger usw. Man freut sich, die ganze kleine Dorfswelt am Festtag zurückzufinden und vergisst selbst die Tiere nicht: Dromedare und Elefanten für die Könige, die Tierherden der Hirten, Schafe, Ziegen, Hunde, Esel, sogar die Wölfe nehmen Teil.

Den Krippen war ein solcher Erfolg beschieden, dass man noch heute einen Santon Markt in Marseille abhält, von Ende November bis Heiligabend.

"Santonier" ist ein Beruf geworden, der sich in der Familie vererbt, doch auch stellen die Bauern ihre eigenen Figuren her. Die Santons der Provence haben nach und nach ganz Frankreich erobert, selbst über die Grenzen hinaus bevölkern sie die Krippen, zur Freude der Kinder schmücken sie die schönen Weihnachtskrippen.