Mazamet
 
 
 
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Historie von Mazamet

 

 

 

 

An deren Fuß liegt das protestantische Städtchen Mazamet, das eigentlich in punkto Katharervergangenheit nichts Eigenes vorzuweisen hat.

Aber Protestanten haben—zumindest in Frankreich — ein Herz für Häretiker, und so leistet man sich dort ein kleines, liebevoll ausgestattetes Katharer-Museum, mit Bildern der diversen Fluchtburgen, Auszügen aus alten Chroniken und neueren Dokumenten, Eintritt frei.

Der andere Teil dieses Museums ist den Pionieren der örtlichen Industrie vorbehalten.

Seit jeher ist das Schicksal der Stadt mit Wolle und Leder verbunden. Die große Spezialität von Mazamet ist die «delainage», das Ablösen der Wolle von Schaffellen.

Daran arbeiten in rund siebzig Betrieben 2500 Leute, und die Stadt ist dadurch sehr reich geworden. Aber das sieht man kaum, Protestanten protzen nicht.

Allenfalls fällt auf, daß das Gebäude der Banque de France größer ist als das Rathaus. Mitte letzten Jahrhunderts waren die cleveren Hugenotten darauf gekommen, massenhaft billige Felle von geschlachteten Schafen aus fernen Ländern zu importieren.

Das war gleichsam Abfallverwertung, denn die Schlachttierfelle waren bis dahin oftmals weggeschmissen worden. Mazamet wurde zum Lumpensammler der überseeischen Schafzucht, schickte seine Aufkäufer nach Argentinien, Uruguay, Südafrika und vor allem nach Australien.

Die größeren Firmen am Ort unterhalten längst eigene Büros in Melbourne.

Das kleine Mazamet ist weltweit Nummer eins in der «Entwollung». Das Verfahren ist simpel, vor allem ist dazu klares, kalkfreies Wasser vonnöten, und davon gibt es hier reichlich.

Die abgelöste Wolle wird rasch wieder exportiert, die Häute gehen in die französischen Gerbereien. Am sprudelnden Wasser der Arnette liegen die Delainage-Betriebe aufgereiht. Die Arbeiter waren früher Kleinbauern in den umliegenden Bergen, die nebenher noch ihr Land bestellten; heute arbeiten hier mehr und mehr Portugiesen.

Die Arbeiterschaft von Mazamet ist traditionell katholisch und wählt rechts, schon aus Opposition zu den protestantischen Unternehmern, die häufig dem linksliberalen Lager zuneigen.

Hauptproblem in Mazamet ist nicht die Sorge um den Absatz, sondern die Rohstoffknappheit.

Anfang der siebziger Jahre wurden hier noch täglich 100 000 Schaffelle verarbeitet. Solche Massen konnten nur aus Australien mit seinen immensen Herden bezogen werden. Leider sind aber nun die Australier dazu übergegangen, ihre Schafe lebend in den Nahen Osten zu verschiffen.

Deshalb schwärmen Abgesandte aus Mazamet derzeit in die schafzüchtenden Gegenden aller Kontinente aus, um den nötigen Nachschub aufzutreiben.