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Bericht zu Millau

 

 

 

 

Seit seiner Eröffnung zog das höchste Viadukt der Welt über eine Million Besucher an. Das Meisterwerk architektonischer Eleganz, entworfen von dem britischen Architekt Norman Foster, wird nach und nach zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Europas.

Ein idealer Anlass, sich auch die Umgebung etwas näher anzuschauen, von den Schluchten des Tarn und der Jonte bis zur Hochebene des Larzac.

Wie wäre es mit einem kleinen Experiment? Setzen Sie sich in Millau auf eine Caféterrasse und spitzen Sie die Ohren ...   In weniger als fünf Minuten, soviel versteht man auch als Ausländer, dreht sich die Unterhaltung um das berühmte Viadukt, das höchste der Welt, dessen Eröffnung eine kleine touristische und kulturelle Revolution ausgelöst hat, in diesem verschlafenen Ort, den man allenfalls aus den Verkehrsnachrichten kannte, wenn mal wieder von den endlosen Staus die Rede war, die bis zum Bau des Viadukts die sommerlichen Migrationen Richtung Süden begleiteten.

Heute ist das anderes. Die Touristen fahren heute nicht mehr durch, sondern nach Millau.

So auch jener australische Hochbauingenieur, der sich auf die weite Reise gemacht hat, um „das achte Weltwunder“, wie man das Viadukt in seinem Land gerne nennt, zu bestaunen. Und wenn man schon einmal da ist, stellt man schnell fest, dass auch die nähere Umgebung einiges an kulturellen und landschaftlichen Schönheiten zu bieten hat, wie zum Beispiel die atemberaubenden Schluchten von Tarn und Jonte.

Millau gestern ... Der Bau des höchsten Viadukts der Welt an einem Ort wie Millau kommt nicht von ungefähr. Er erscheint vielmehr als eine logische Fortsetzung der langen Geschichte dieser Stadt als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt Condatomagos („Markt am Zusammenfluss“, so der alte Name von Millau) links und rechts des Tarn und der Dourbie, lag von je her an einer wichtigen Handelsachse.

Schon die römische strata antiqua , die das französische Zentralmassiv und den Norden Galliens mit dem Mittelmeer verband, führte durch Millau und traf weiter südlich auf die berühmte via domitia , deren Bogen sich von Spanien nach Italien spannte. Die Rue Droite, Fußgängerbereich und eine der belebtesten Straßen im Zentrum des historischen Millau, folgt noch heute dem Verlauf der früheren Römerstraße.

Im 1. Jh. unserer Zeitrechnung wurde Millau dann zu einem wahren Industriezentrum, spezialisiert auf die Herstellung der so genannten Sigillée-Keramik (der Name leitet sich vom lateinischen sigillum , also Siegel, ab und beschreibt die Muster, die in die Keramik eingedrückt sind). Man zählte bis zu sechshundert Werkstätten, die ihre Produktion ins gesamte Römische Reich und bis nach Indien exportierten. Bei Ausgrabungen in La Graufesenque ( 1 km südlich von Millau) wurden die Spuren eines Töpferdorfs freigelegt, unter anderem die Hauptstraße, der Kanal und einer der riesigen Öfen, in denen pro Tag bis zu 30 000 Gefäße gebrannt werden konnten.

Das Museum von Millau, untergebracht in dem schönen klassizistischen Hotel de Pégayrolles (18. Jh.) an der Place Foch, zeigt schöne Beispiele dieser galloromanischen Töpferwaren. Außerdem besitzt das Museum eine eindrucksvolle Fossiliensammlung.

Im 9. Jh. beginnt die wirkliche Blütezeit der Stadt. Nach und nach wird Millau zu einer mächtigen mittelalterlichen Stadt mit der obligatorischen Burg, umgeben von Festungsgraben und schützenden Mauern die Platanen der Boulevards folgen seit 1629 dem früheren Verlauf der Stadtmauern.

Leider gibt es nur noch wenig architektonische Zeugen dieser florierenden Zeit, darunter die Porte du Voultre und der protestantische Beffroi , ein sechseckiger Glockenturm, errichtet auf einem Viereckturm, der Teil des alten Schlosses des Vicomte von Millau war. Von der Alten Brücke ( Pont Vieux ) aus dem 11. Jh. sind nur noch die siebzehn Bögen erhalten, die einst ihren Ruhm ausmachten.

Und auch die Place Foch , sicher der malerischste Ort des historischen Millau, weist heute nur noch ein paar der alten, von zylindrischen Säulen gestützten Arkaden auf, sowie hier und da eine Türfassung aus der Renaissance.

Seinen eigentlichen Reichtum verdankte Millau schon seit unerdenklichen Zeiten der Weißgerberei, genauer gesagt der Umwandlung von verderblichen Schafshäuten (Schafe sind die typischen Bewohner der umliegenden Kalksteinplateaus) in ein unverwesliches Produkt, sowie der Handschuhindustrie, eine Aktivität, die in den 60er Jahren unter dem Druck der asiatischen Konkurrenz zusammenbrach. Die wenigen Ateliers, die überlebt haben, beliefern vor allem die Pariser Haute-Couture-Häuser. und heute ...

Heute ist Millau am Schnittpunkt von Gascogne, Lyonnais, Auvergne und Languedoc eine der dynamischsten Städte des geografisch ansonsten recht abgeschlossenen Departements Aveyron.

Und, so erstaunlich es klingen mag, es lebt sich gut hier! In Millau bereichert sich die bodenständige Terroir-Kultur des Aveyron, die tief im traditionsreichen Boden des Rouergue verwurzelt ist, um leichte, mediterrane Einflüsse aus Béziers, Sète und Montpellier.

Das Leben der Stadt pulsiert an zwei verschiedenen Orten. Da ist zum einen die Place du Mandarou , wo ein ewiger Stau herrscht und sich mehre große Cafés und Boutiquen befinden, darunter auch die Bäckerei/Konditorei von Stéphane Balke.

Tief im Herzen der Altstadt dagegen, mit ihrem Gewirr enger Straßen, liegt die Place du Maréchal-Foch mit ihren Arkaden, ihren zwei dreihundertjährigen Platanen und vielen belebten Caféterrassen.

Hier landen, nach einem freien Flug durch die Lüfte, auch die zahlreichen Drachenflug- und Gleitschirmfans (Millau ist ein international bekanntes Zentrum für diese Sportarten) vor einem abendlichen Pastis.

Am Tisch nebenan sitzen Bauern, Landwirte und sonstige Viehzüchter und warten sehnsüchtig auf die Eröffnung der Jagdsaison. Denn an Kleinwild und besonders an Wildschweinen herrscht in dieser Region, die Wurzeln und saftige Beeren im Überfluss hervorbringt, kein Mangel.