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Bearn und Pau

 

 

 

 

Unterwegs in der Pyrenäen-Region des Béarn

 

Ob rund oder eckig,
fest oder cremig, teuer oder nicht: Die Vielfalt der Käsespezialitäten, die der alte Händler mit der Baskenmütze in den Arkaden des Rathauses von Laruns offeriert, ist verwirrend. Die Hausfrauen, die Schlange stehen vor seinem Stand, stört's nicht. Ein kurzes Palaver, und wieder hat ein beachtliches Stück der hellgelben Leckereien den Besitzer gewechselt.

Der Béarn und sein Ossauer Tal, in dem Laruns schlummert, sind bekannt für ihren Schafskäse, und so stimmt es nicht wunder, dass sich eine "Route du Fromage" quer durchs Herz der französischen Pyrenäen bohrt. Zahlreiche Käsereien von Monein im Norden bis Accous im Süden laden ein zum Probieren und Einkaufen. Und wer in den Betrieben von Gilles Chabanier in Buziert oder von Xavier Penen in Buzy steht, der bekommt dann gleich noch Nachhilfeunterricht.

Vor den Leckerbissen haben die Götter harte Arbeit gesetzt. Sie beginnt mit dem Erhitzen der Milch auf 35 Grad, führt übers Eindicken und erneute Erhitzen zum Rühren und schließlich zum Formen, das dem Käse die endgültige Gestalt verleiht. Das Salzen zur Konservierung und Geschmacksentwicklung ist dann der letzte Schritt, ehe das Produkt drei Monate lang erst in feuchten, kühlen Kellern sein ganzes Aromas entfaltet. Die Käsereien bieten ihren Ossau-Iraty zum Verkosten an und nennen das Ganze wie die Winzer "Dégustation", so, als würden sie den Wein von den benachbarten Bergen des Juracon auftischen. Aber dass beides, der Käse und der Wein, untrennbar zusammen gehören, daran zweifelt niemand im Béarn, der hier zu Lande eher mit seiner "Sauce béarnaise" in Verbindung gebracht wird als mit seinen Produkten aus der Milch und den Trauben, die das Siegel der "Appellation d'Origine Contrôlée" aufgepappt bekommen.

Der Béarn
ist eine Landschaft zum Entdecken. Er preist sich nicht an wie ein offenes Buch. Viele Menschen sind zurückhaltend, viele Schlagläden geschlossen, viele Berge eher karg als lieblich. Es ist eine bodenständige Region. Deftig und zuverlässig sind die meisten ihrer Bürger, die das Gedränge beim Rugby lieben, nicht die Pirouetten beim Eiskunstlauf. "L'école de la vie", Schule des Lebens, nennen sich die Trainingseinheiten für den Rugby-Nachwuchs, und in der Tat halten die Recken des ledernen Ovals zusammen wie Pech und Schwefel. Auch im Privatleben: Einer tritt für den anderen ein, ob er nun noch zu jung oder schon zu alt für die Ligaspiele ist. Wenn das keine Schule des Lebens darstellt.

Es lohnt sich wirklich,
einmal ein Rugby-Spiel wie in der Hochburg Oloron zu erleben, aber Hochburgen dieser urwüchsigen Sportart sind sie fast alle, die Orte des Béarn, in dem das Liedgut im heimischen Dialekt mustergültig und mit ergriffener Miene gepflegt wird - ob nach einem Spiel oder bei einer Hochzeit, nach der das Brautpaar mit seinen in Trachten gehüllten Trauzeugen vor der Kirche einen Rundtanz bietet, der das ganze Dorf verzückt.

Der Béarn war,
bis er um 1600 ins Königreich Frankreich eingegliedert wurde, ein souveräner Staat. Im Land der Hirten zögerte niemand, ein paar Kühe als Wappentiere auszuwählen, und die Rasse der Berge ist schön mit ihrem Fell in der Farbe des Weizens, den Hörnern in Form einer Leier und einem weißen Fleck auf der Stirn, die früher mit einer Krone aus Farnblättern geschmückt worden ist.

Wer heute dem Pic du Midi d'Ossau,
dem 2884 Meter hohen Matterhorn der Pyrenäen in Form eines Haifischzahns, entgegen fährt, passiert jedoch eher Forellenbäche und Schafsherden der Rasse Basco Béarnais, deren Hirten es sich in Hütten mit Solarzellen und Funktelefonen gemütlich eingerichtet haben. Die Hightech am Busen von Mutter Natur hat einen plausiblen Grund: Im Nationalpark der westlichen Pyrenäen leben noch Bären. Kommunikation ist lebenswichtig, und die Behörden entschädigen die Schäfer, wenn diese durch Meister Petz Verluste erleiden.

Der Bär
ist aber nicht das einzige Urvieh im Béarn, schließlich gibt's noch den Desman, eine scheue Wassermaus mit einem kleinen Rüssel, die Walt Disney nicht besser hätte entwerfen können.

Wer schließlich die Schwindel erregenden Serpentinen mit dem Auto selbst im zweiten Gang nur mühsam bewältigt, versteht plötzlich, wie die Bergetappen schlauchen, die fester Bestandteil der "Tour de France" sind. Immer wieder schweift der Blick über zaghaft von zartem Grün ummantelte Felsen, hinein in Täler, in denen sich Wolken wie Wattebäusche um kleine Dörfer packen. Als Land des Steins hat der Béarn außerdem großzügig seinen Marmor ausgestreut: jener aus dem Ossau-Tal schmückt das Empire State Building in New York, aus Laruns selbst kommt das Gestein für die Statuen auf der Place de la Concorde in Paris.

Hauptstadt des Béarn
ist Pau, eine Stadt zum Bummeln und Verweilen, zum Sehen und Gesehenwerden. Alte, drei- bis viergeschossige Häuser mit Schlagläden in Weiß oder Hellblau bilden die Kulisse dazu. Nirgends soll man eine bessere Aussicht haben als vom Boulevard des Pyrénées. Von den Terrassen der Cafés eröffnet sich ein prächtiger Blick auf gepflegte Blumenrabatte, dicht an dicht stehende Palmen und nicht zuletzt das Gebirgspanorama, das sich freilich bei sonnigem Wetter nur allzu oft im Dunst versteckt. Und wenn die Luft einmal klar ist, versperrt gerantiert ein Kleinlastwagen französischer Fabrikation den Blick.

Für den Tourismus
entdeckt worden ist Pau, das sich als Geburtsort Heinrichs des Vierten als "ville royale", als königliche Stadt empfiehlt, Anfang des 19. Jahrhunderts von den Briten, und bis heute haftet ihm der Geruch einer englischen Stadt an. Die Engländer haben dort mondäne Villen gebaut, den ersten Golfplatz des Kontinents angelegt, die Hetzjagd mitgebracht - den Jagdklub "Pau Hunt" gibt es immer noch - und nicht zuletzt den englischen Mittagsschlaf eingeführt. Um den zu pflegen, bedarf es schon der inneren Ruhe, die oft nur die Urlauber mitbringen.