Pilgern in Frankreich
Conques
Auf der großen Wallfahrtsstraße nach Santiago de Compostela kamen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die meisten Pilger durch den kleinen, abgeschiedenen Ort Conques, wo sich die von Karl dem Großen gegründete Benediktinerabtei Sainte-Foy befand.
Die Pilger spendeten so reichlich, dass man sich schon in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts dazu entschloss, eine größere Kirche zu bauen, die denen von Toulouse und Santiago sehr ähnlich ist.
Etwa um 1200 war der Bau vollendet, 1561 wurde er von den Hugenotten teilweise zerstört und im 19. Jahrhundert, nachdem sich der Schriftsteller Prosper Merimee für sie eingesetzt hatte, wieder restauriert.
Obwohl auch Conques von den Religionskriegen betroffen war, blieb es durch seine Lage von den großen Plünderungen weitgehend verschont. So haben sich die Schätze der Kirche erhalten, die eine der schönsten Sammlungen französischer Goldschmiedekunst vom 9. bis zum 16. Jahrhundert darstellen.
Das berühmteste Meisterwerk ist die Statue der Heiligen Fides (franz. Sainte Foy), die als zwölfjährige Märtyrerin starb.
Die Figur ist vermutlich im 10. Jahrhundert in der Klosterwerkstatt von Conques gearbeitet worden, sie ist aus Holz geschnitzt und mit Goldblech verkleidet, in das Edelsteine, Perlen und Email eingelassen sind.
Auf einem Thron sitzt die junge Heilige, die Füße auf eine Fußbank gestützt, die Hände ausgestreckt. In ihrer Brust verbirgt sich ein Reliquienschrein.
In Südfrankreich war es seit dem 10. Jahrhundert üblich, Reliquien in Statuen aufzubewahren, von denen die der Heiligen Fides unübertroffen ist.
Mit dem jungen Mädchen, das bei seinen Ausritten aus dem Kloster von einem besonders sanften Pferd getragen und von musizierenden Mönchen begleitet wurde, hat die Skulptur nichts mehr gemein. In ihrer funkelnden Pracht, ihrer abweisenden Hoheit wirkt sie eher erhaben und göttlich.
Ein weiteres Werk von hohem künstlerischen Rang ist das Westtympanon der Kirche mit seiner typischen auvergnatischen Plastik. Sein Thema ist das Jüngste Gericht. Abraham nimmt die Auserwählten im Himmlischen Jerusalem auf, Engel halten Spruchbänder mit den christlichen Tugenden, und neben Christus und Maria versammeln sich die Äbte und Stifter, von Karl dem Großen bis hin zum einfachen Pilger.
Das Tympanon dürfte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein und zeigt heute noch Reste seiner alten Farbgebung.
Conques
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