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 Marseille

 

Auf einem ringsum abfallenden Hügel hoch über der Stadt Marseille wurde zwischen 1853 und 1864 in byzantinisierendem Stil als Wahrzeichen Marseilles die Wallfahrtskirche Notre-Dame-de-la-Garde von Architekt Henri Esperandieu (1829-1874) errichtet.

Eine weit ausholende Freitreppenanlage führt zur Westseite der Kirche. Der Turm trägt die 9 m hohe vergoldete Statue der Maria mit Kind. Das Gnadenbild ist in diesem Gotteshaus in doppelter Gestalt vertreten. Sowohl in der Unterkirche mit ihren zahlreichen marmornen Ex-Voto-Tafeln als auch in der Oberkirche ist die stehende Marienfigur mit dem Kind auf dem Arm zu finden.

Die Wallfahrt geht auf eine der Abtei St. Victor inkorporierte Kapelle zurück, von deren Walfahrtsbrauchtum zahlreiche Bruderschaften kündeten.

1477 war dieses Gotteshaus zerfallen und der Bau einer neuen Kirche veranlasst worden, die im 16. Jahrhundert in den Festungsbereich miteinbezogen wurde und mit Ausnahme des Turmes unsichtbar blieb.

Die Gestalt des ältesten Gnadenbildes kann durch eine Devotionalkopie rekonstruiert werden. Es handelte sich um eine ca. 33 cm hohe schwarze Madonna mit dem Jesusknaben auf dem linken Arm. Dieses Bild ging 1794 in der Französischen Revolution unter.

Seit 1611 hatte aber ein anderes (»La-Vierge-a-I'Ostensoir« genanntes) Marienbildnis das ältere Gnadenbild verdrängt und war auf dem Hochaltar aufgestellt worden, während die schwarze Madonna in die Nebenkapelle abgeschoben wurde.

Als Ersatz für das zerstörte Gnadenbild wurde bei der nach 1807 wieder belebten Wallfahrt eine den Vätern von Picpus gehörende Figur mitgeführt, die bis 1837 verehrt wurde. Dann folgte das Gnadenbild der »Vierge-d'argent de Cha­nuel«, so genannt, weil die Marienfigur anstelle des Jesusknaben eine Monstranz in der Hand trug.

Jährlich besuchen die Kirche 600.000 - 700.000 Wallfahrer.

Besonders verehren Seeleute die Muttergottes. Entsprechend opfern sie Schiffsmodelle, um in ihrem gefahrvollen Beruf einen wirksamen Schutz erfahren zu können. Man findet in der Kirche jeden Schiffstypus, vom Segelboot bis zum Supertanker.

Aus dem 18. Jahrhundert wird der Brauch überliefert, dass jedes in den Hafen von Marseille einfahrende Schiff zur Begrüßung Mariens einen Kanonenschuss abfeuerte.

Zu den ungewöhnlichen Votivgaben zählt die vergoldete Felsenspitze, die ein Kapitän als Dank für seine Errettung darbrachte. Er war mit seinem Boot im Sturm auf eine Felsklippe geschleudert worden. Doch anstatt des Bootes war die Felsspitze zerschellt.

Die Wallfahrt von Marseille war und ist vor allem wegen ihrer zahlreichen Prozessionen an allen hohen Festtagen bekannt. Im 16. Jahrhundert hatte sich eine eigentümliche Zeremonie bei der Fronleichnamsprozession herausgebildet: Man trug das Gnadenbild am Morgen in die Stadt und ließ die Träger an einem bestimmten Punkt mit der theophorischen Prozession zusammentreffen.

Das Madonnentragen durch die Stadt wurde im 18. Jahrhundert den ganzen Tag über und während der Nacht fortgesetzt, so dass das Wallfahrtsbild erst am nächsten Morgen wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren konnte.

Heute wird das Gnadenbild noch in der Fronleichnamsprozession mitgetragen. Vor 1794 bestand der Brauch, an jedem Sonntag das Gnadenbild vor die Kirchentüre zu bringen, um von der Höhe die Früchte des Feldes zu segnen.

Marseille