Pilgerstätten in Frankreich
 
 
 
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Pilgern in Frankreich

 

 

 

 

 Ronchamp

 

Seit 1271 sind Pilger auf der Höhe von Ronchamp bezeugt.

Das Gnadenbild ist in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts entstanden. Es befand sich in einer kleinen spätgotischen Kapelle, an die im 18. Jahrhundert ein barocker Turm angebaut wurde.

Das 19. Jahrhundert fügte einen kreuzförmigen Zentralraum hinzu. Diese Anlage brannte 1913 nach einem Blitzschlag ab. Ein Wiederaufbau erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 1923 und 1926 in schlichten, neugotischen Formen.

Diese Kirche wurde durch Artilleriebeschuss 1944 zerstört, als auf diesem Hügel während des Zweiten Weltkrieges zweieinhalb Monate die Front stand.

Als Glücksfall muss bewertet werden, dass der Auftrag zum Neubau an einen der bedeutendsten europäischen Architekten ging, an Le Corbusier (1887-1965).

Als Programm war ihm lediglich vorgeschrieben worden, eine Kirche für 300 Personen zu bauen, bei der aber die Möglichkeit bestehen müsse, an den Hauptwallfahrtstagen auch eine Messe vor 10.000 Pilgern zelebrieren zu können.

Le Corbusier fasste sein architektonisches Konzept in der Aussage zusammen, diese Wallfahrtskirche als Ort des Schweigens, des Betens, des Friedens und der inneren Freude errichten zu wollen.

Bei der Übergabe der Kirche sagte der Architekt am 25. Juni 1955: »Unsere Mitarbeiter haben dieses schwierige, genaue und strenge Werk verwirklicht, das kraftvoll in seinen Mitteln, aber feinnervig ist und belebt wird von einer totalen Mathematik, der Schöpferin des unausmeßbaren Raumes... Ich übergebe diese Kapelle aus verläßlichem Beton, die vielleicht tollkühn, gewiss aber mit Mut errichtet worden ist.«

Le Corbusier einte in seinem Entwurf zentralisierende und längs gerichtete Tendenzen. Äußerlich erinnert die Kirche aus den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges heraus an einen befestigten Unterstand, den die großen weißen Formen auf dem umwaldeten Hügel umreißen.

Die Architektur wird dabei plastisch erfahren. Darin ist die Neuartigkeit und Faszination dieser Architektur gegründet. Le Corbusier gestaltete eine Seite so, dass auch im Freien ein geschützter Altar für die großen Wallfahrten vorhanden ist.

Ein Pfeiler trägt an der Nordseite das als zweischalige Muschel gebildete Dach. An der Nordwestfront werden die beiden einander den Rücken zukehrenden Zwillingstürme und der dritte, einsam aufragende Turm sichtbar.

Sie dienen als Lichtschächte; deshalb ergab sich ihre Stellung aus der Tageswanderung des Sonnenlichtes. An der Südostspitze wird die bergende Funktion dieser Kapelle deutlich. Sie nimmt hier eine symbolische Form eines Schiffsbuges oder einer Arche an.

Das Innere ist von einer Bewegung erfüllt. Die Wölbung wirkt wie ein sich im Wind blähendes Segel, der Fußboden fällt ab, Mauern und Räume schwingen, umschließen Kapellen und weiten sich.

Der Altar ist Anziehungspunkt und Ausgangspunkt des bewegten Raumes. Die Mauern mit ihren unregelmäßigen Öffnungen lassen das eindringende Licht zum Schmuck und Ornament werden.

Gleichzeitig erscheint der Beton lebendig. Einige Fenster enthalten geschriebene Anrufungen der Jungfrau, durch andere dringt die Außenwelt in den Innenraum ungefiltert ein. Ein Pilgerhaus und eine Stufenpyramide als Mahnmal an die Opfer der Weltkriege komplettieren den heiligen Bezirk.

Heute suchen neben Pilgern viele Kunstfreunde Ronchamp auf.