Pilgerstätten in Frankreich
 
 
 
Paris
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 
 

 

Pilgern in Frankreich

 

 

 

Auray

Der französische Romandichter Stendhal (1783-1842) schildert in den »Memoiren eines Touristen« das Annenfest in Auray, das damals wie heute zu den großen Wallfahrtsfesten der Bretagne zählt: » ... was ich nie vergessen werde, das ist der Ausdruck tiefer Frömmigkeit, den ich auf allen Gesichtern gefunden habe«.

 

Laut Wallfahrtslegende erschien dem Bauern Yvon Nicolazic (1591-1645) im August 1623 erstmals die hl. Anna in der Nähe einer Quelle und forderte ihn in mehreren Erscheinungen in den folgenden Jahren auf, beim Pfarrer des Ortes den Bau einer Kapelle an der Stelle einer Wüstung zu veranlassen.

Schließlich wies sie ihm die Stelle, wo das alte Annenbildnis der untergegangenen Kirche vergraben lag. Als alle Bemühungen des Bauern, Pfarrer und Vikar zu überzeugen, nichts fruchteten, wurden beide mit Krankheiten geschlagen, die sie als Strafe für ihren Widerstand empfanden.

Eine kirchliche Kommission stellte den Wahrheitsgehalt der Vorfälle fest, so dass am 26. Juni 1625, dem Fest der hl. Anna, in Anwesenheit zahlloser Pilger der Grundstein zu einer neuen Kirche gelegt werden konnte.

Die Verehrung der hl. Anna wurde seit dem 13. Jahrhundert von den Annenbruderschaften verbreitet, vor allem aber durch die theologische Diskussion um die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau beflügelt.

Die Wallfahrt in Auray steht in engem Zusammenhang mit der Bestätigung des Heiligenfestes durch Papst Gregor XIII. (reg. 1572-1585) für die Gesamtkirche im Jahr 1584 und der Erhebung zum gebotenen Feiertag.

Zur Kirche kamen vor allem Seeleute, die Schiffsmodelle, Takelagen und Bruchstücke untergegangener Schiffe Mutter Anna darbrachten.

Von den Frauen wurde St. Anna vor allem um Kindersegen angerufen. So stiftete Anna von Österreich als Dauphine von Frankreich 1629 für die Geburt des Tronerben nach einer Novene eine Votivtafel; von der Mutter Ludwigs XV. (1710-1774) gelangte eine silberne Ampel in die Votivkammer. Die Stadt Vannes opferte als Dank für die Geburt des späteren Ludwig XVI. (1754-1793) ein silbernes Wickelkind.

Karmelitenpatres betreuten die Wallfahrt. Während der französischen Revolution wurde das Gnadenbild verbrannt, doch blieb die Anhänglichkeit der Bretonen an der hl. Anna bestehen. Ein Stück Holz des Gnadenbildes konnte geborgen und in den Sockel einer im 19. Jahrhundert neu geschnitzten Figur eingefügt werden. 1868 wurde diese Skulptur feierlich gekrönt.

Der starke Zustrom der Pilger machte den Neubau einer Basilika (1856-1878) in eklektizistischen, der Neurenaissance angenäherten Formen notwendig. 1872 fügten die Karmeliten nach römischem Vorbild eine heilige Stiege in einem eigenen Kapellenanbau hinzu.

Nach dem Ersten Weltkrieg hat die Wallfahrt einen neuen nationalen Akzent durch die Errichtung eines großen Kriegerdenkmals erhalten: Eine oktogonale, von vielfarbigen Glasmalereien durchbrochene Kuppel erhebt sich über mächtigen Säulen.

Die Krypta unter der Kuppel wurde 1927 geweiht und 1932 in Gegenwart vieler Kriegsveteranen ihrer Bestimmung übergeben.

Das Bauwerk ist allen ca. 240.000 gefallenen Bretonen geweiht.

Dadurch haben auch die Votivgaben ein anderes Aussehen erlangt. So finden sich jetzt in Auray Flugzeugmodelle, Orden und Waffen als Dankesgaben für die Errettung aus Kriesgefahren vor allem während der französischen Resistance 1944.

Eine Schale mit eingetrocknetem Blut von zwei von der deutschen Besatzung am 25. August 1944 standrechtlich erschossenen Kaplänen markiert den tragischsten Teil der jüngsten bretonischen Geschichte.

 

Karte Routenplaner