Pierre Corneille
6.6. 1606 - 1.10. 1684
Die sogenannte "klassische Epoche des französischen Theaters hat das Unausstehlichste, Langweiligste und Platteste hervorgebracht, was je auf der Bühne eines Kulturvolkes sich anspruchsvoll darstellte."
So urteilte einer der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit.
Trotzdem ist - bei all seinen Schwächen - Corneilles Beiname "der Große" bis heute unangetastet geblieben.
Mit 23 Jahren begann er zu schreiben. Was seine Stücke auszeichnete, waren Sprache, Haltung und Handlung, die besser, anständiger und natürlicher waren als sonst üblich.
Das trug ihm wohl auch die Protektion des Kardinals Richelieu ein und eine Pension dazu.
Mit 30 Jahren schrieb er den "Gid", eine Tragikomödie nach spanischer Vorlage.
Sie brachte ihn auf die Höhe seines Ruhms. Doch der beispiellose Erfolg weckte den Neid bei Freunden und Feinden, selbst bei Richelieu. Man erwirkte einen Entscheid der "Academie": ein romantischer Stoff wie der des "Gid" sei ungeeignet für die strenge Regelmäßigkeit der klassischen Tragödie, und zwar auf Grund jener, hier zum ersten mal als Gesetz ausgesprochenen Theorie von den drei Einheiten: des Ortes, der Zeit und der Handlung.
Der Dichter beugte sich dem Spruch. Die Franzosen aber datieren trotzdem vom "Gid" an den Beginn des goldenen Zeitalters ihrer Literatur.
So strahlend und erfolgreich seine ersten Mannesjahre waren, so tief beschattet war sein Alter, nicht nur durch gehässige literarische Streitereien, sondern noch mehr durch ernste Geldsorgen.
Was man auch alles gegen seine Werke gesagt haben mag - er war es, der als erster wieder von Ehre, Ruhm und Pflichtgefühl sprach, der bestrebt war, die Bühne von allen fremden Einflüssen zu reinigen.
Diese Nationalisierung, trotz aller antikischen Verbrämung, eingeleitet zu haben, sicherte ihm die Liebe und Bewunderung seines Volkes.
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