Eleonore von Aquitanien
Die mächtigste Frau des Mittelalters
Ein Romanautor hätte es sich nicht besser ausdenken können: Die Erbin eines großen Reichs wird aus Machtdenken mit einem König verheiratet. Die Ehe verläuft unglücklich, wird geschieden.
Nächster Heiratskandidat ist ein Herzog mit ebenfalls ansehnlichem Erbe. Die Ländereien der bei den bilden zusammen ein Riesenreich, das zum Erzrivalen des Landes des Ex-Ehemannes wird: So in etwa begann die englische Herrschaft über Aquitanien.
Die 15-jährige Eleonore von Aquitanien (oder Alienor, wie sie im Lande selbst genannt wird) heiratet am 25. Juli 1137 in Bordeaux den Kronprinzen von Frankreich, den zukünftigen Louis VII.
Die beiden Eheleute entpuppen sich als denkbar ungleich. Louis VII. ist der frömmelnde Herrscher eines klerikal geprägten Frankreichs, sensibel, aber ohne großes Charisma. Alienor ist eine Frau aus dem Süden, intelligent, selbstbewusst und lebenslustig.
Die Ehe bleibt kinderlos, für den auf einen Thronerben wartenden Louis eine Katastrophe. 1144 bittet der König von Jerusalem um Hilfe für den christlichen Orient. Louis VII. ist sofort bereit, sich an die Spitze eines Kreuzzuges zu setzen und entscheidet, seine junge Frau nicht in Frankreich zurückzulassen. Im Orient trifft Alienor ihren jungen Onkel, Raymond de Poitiers, Prinz von Antiochia, und wird seine Geliebte.
Bald wird am ganzen Hof darüber getuschelt, dass sie sich anderswo holt, was ihr >Mönchskönig< ihr nicht bieten kann. Louis VII., dem noch immer der Thronerbe fehlt, entschließt sich, die Untreue seiner Frau nicht länger zu dulden. Papst Eugene III. persönlich spielt den Vermittler, als das Ehepaar auf seiner Rückreise aus dem Orient in Rom Station macht.
Zunächst bestätigt er den beiden, dass eine Scheidung in ihrem Falle unmöglich sei; dann bringt er sie im gleichen Bett unter, das er auf seine Kosten mit edelsten Stoffen schmücken lässt. Ob es nun an den edlen Stoffen oder an der höchstpäpstlichen Weisung lag - Alienor kehrt schwanger aus Rom zurück. Zur Enttäuschung von Louis VII. bringt sie eine Tochter zur Welt. Wenig später stattet Henri Plantagenet, Herzog der Normandie, einen Besuch ab. Der junge Henri scheut sich nicht, der zehn Jahre älteren Königin den Hof zu machen, und auch Alienor macht aus ihrer Zuneigung zu Henri kein Geheimnis. Sie betreibt die Auflösung ihrer Ehe mit Louis.
Am 21. März 1152 wird die Ehe auf dem Konzil von Beaugency annulliert. Offizieller Grund: Alienor und Louis haben einen gemeinsamen Vorfahren, Robert den Frommen, und sind damit Cousin und Cousine (wenn auch nur zwölften Grades).
Nur zwei Monate später, am 18. Mai, heiraten Alienor und Henri Plantagenet.
Der Rest der Geschichte ist rasch erzählt: 1154 wird Henri Plantagenet durch Erbfolge zu König Heinrich II. von England.
Sein Reich erstreckt sich von den Pyrenäen bis an die Grenzen Schottlands. Trotz fünf gemeinsamer Söhne und zweier Töchter verläuft auch Alienors zweite Ehe unglücklich, denn Heinrich II. wandelt sich zum >königlichen Playboy<.
1169 vertraut Heinrich II. seinem Sohn Richard Löwenherz das Herzogtum Aquitanien an: eine Entscheidung, die er noch bereuen sollte, denn schon wenig später sieht er sich mit den gemeinsamen Intrigen von Ehefrau und Sohn konfrontiert.
Alienor regt Richard sogar zur Annäherung an Louis VII. an. Der Plan, das Herzogtum ohne Heinrich zu regieren, schlägt fehl, Richard bittet um Vergebung. Alienor wird von 1173 bis 1186 in Winchester gefangen gesetzt. Nach Heinrichs Tod im Jahre 1189 unterstützt sie ihren Lieblingssohn Richard Löwenherz bei der Regentschaft.
1199 stirbt auch Richard, und die ungebrochen aktive Alienor verschafft die Herrschaft ihrem Sohn Johann Ohneland.
Sie selbst zieht sich in die Abtei von Fontevrault zurück, wo sie 1204 mit 82 Jahren stirbt.
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