Jean Antoine Watteau
 
 
 
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Jean Antoine Watteau

 

 

 

 

10.10.1684 in Valenciennes - am 18.7.1721 in Nogent-sur-Marne gestorben.

Man versteht diesen Maler des französischen Rokokos besser, wenn man weiß, dass seine Heimat Valenciennes erst knapp zehn Jahre vor seiner Geburt an Frankreich fiel.

Watteau ist dem Herkommen nach ein Südniederländer, seine Kunst ist von Rubens, Terbordl, Verrneer, aber auch von Rembrandt tief beeinflusst.

Er betrachtet das französische Rokoko gleichsam als außenstehender Fremdling und steigert es mit sprühenden, zitternden Farben und einer geistreichen, duftigen Technik, die alle Substanzen aufzulösen scheint, in eine perlende Musikalität.

Watteau ist der Träumer und Begründer der Rokokomalerei.

Seine Bilder haben die Kultur der Zeit entscheidend beeinflusst. Dieser Einfluss ging so weit, dass die Phantasiekostüme seiner Gemälde in kurzer Zeit als neueste Modeerzeugnisse von Adel und Bürgertum übernommen wurden.

Was ihn vom skeptischen Geist des Rokokos vor allem trennt, ist die sehnsüchtige Gefühligkeit, die elegante Lyrik seiner Figuren.

Hier ist keine Zweideutigkeit, keine Verkleidung, die nur Attrappe wäre, sondern ein vollkommen graziöses Spiel von Naivität und Wesenhaftigkeit.

Das Bild "Gilles" zum Beispiel stellt einen Komödianten dar, voll innerer Spannung. Die Figur steht hoch über einer lagernden Gesellschaft, unter der auch der shakespearesche Eselskopf des Sommernachtstraums nicht fehlt.

Dieses Bild widerlegt schon durch sein Format den Vorwurf, Watteau sei keiner "größeren Gegenstände" fähig gewesen. Von demselben Geist getragen, bewegt sich der tänzerische "Indifferent" in unübertrefflicher Anmut durch seine Traumlandschaft - das vollkommenste Bild Watteaus und des Rokoko.

Sein letztes Bild war das berühmte "Ladenschild eines Kunsthändlers". 1734 wurde das Gesamtwerk des Malers in 795 Stichen herausgegeben und der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.

 

Watteau wird um 1700 in seiner Heimatstadt von Gerin ausgebildet und begibt sich mit 17 Jahren nach Paris. Dort hat er Kontakt mit flämischen Malern wie Vleughels und Spoede und studiert zunächst die Künstler des Nordens, von denen er auch Kopien anfertigt.

Er macht die Bekanntschaft von Pierre und Jean Mariette, zwei Sammlern, die mit Drucken handeln. Bei ihnen kann er Tizian, Rubens und Callot bewundern. Durch sie lernt er auch Gillot kennen, in dessen Atelier er von 1703 bis 1708 arbeitet. Gillot, der Spezialist für italienische Komödienszenen, erschließt ihm ein neues Arbeitsgebiet („Die kleinen Komödianten", 1706-1708, Paris, Museum Carnavalet). 1708 kommt er mit Claude III. Audran, dem Konservator des Palais du Luxembourg, in Verbindung.

Er entdeckt die Galerie Medici von Rubens und nimmt das umfangreiche Material in sich auf. Audran beauftragt ihn, für das Kabinett des Königs in Schloß La Muette dreißig Chinoiserien zu malen (abgebildet in „Das graphische Werk", das Julienne 1726 veröffentlicht hat).

Die weißen oder vergoldeten Hintergründe zwingen ihn zu einer lockeren Handhabung des Pinsels. Um diese Zeit zeichnet er im Jardin du Luxembourg viele Skizzen nach pflanzlichen Motiven.

Enttäuscht, weil er beim Rompreis nur den zweiten Platz erringt, zieht er sich für einige Monate nach Valenciennes zurück. In dieser kriegerischen Zeit versucht er sich an militärischen Themen, „Marschpause", „Vorbeimarsch" (Moskau, Puschkin-Museum), bei denen man spürt, daß sie nach dem Leben gemalt sind, zum Unterschied von den Arbeiten Van der Meulens, der auf diesem Gebiet sein Vorgänger war.

1710 ist er wieder in Paris, wo er Bekanntschaft mit dem Bilderhändler Sirois und (1712?) mit dem Finanzmann Crozat macht, der sein Mäzen wird. Bei ihm kann er Zeichnungen von Tizian, Correggio, Primaticcio, Rembrandt und Van Dyck studieren. Sein „Entwaffneter Amor" (um 1714, Chantilly, Museum Conde) ist unmittelbar von Veronese, sein Jupiter und Antiope" (um 1715, Paris, Louvre) von Tizian inspiriert.

Er vervollkommnet sich weiter als Landschaftsmaler („Die Bievre bei Gentilly", um 1715, Paris, Privatsammlung), aber vor allem entdeckt er die erlesene, hedonistische Gesellschaft um Crozat mit ihrer Musik, den Verkleidungskünsten und Liebesspielen, die für den Maler der „fetes galantes" so wichtig sind.

Im Jahre 1716 verläßt Watteau Crozat, dann reicht er sein Bild („Einschiffung nach Kythera", 1717, Paris, Louvre) für die Aufnahme in die Akademie ein, in die er zwar dank la Fosses Protektion schon 1712 aufgenommen worden war, die Vorlage eines Bildes aber fünf Jahre hinausgezögert hatte.

Nach einem Aufenthalt in London (1719) kommt er wieder nach Paris und richtet sich 1720 bei Gersaint, dem Schwiegersohn von Sirois, ein. Im folgenden Jahr stirbt er in Nogent-sur-Marne an der Tuberkulose, an der er schon lange gelitten hat.

Während dieser letzten Periode seines Lebens hat er den größten Teil seiner Bilder gemalt. Er malt Porträts („Antoine Pater", Museum von Valenciennes), „Sirois als Mezzetin" (London, Wallace Collection), religiöse Bilder („Heilige Familie", Leningrad, Eremitage) und Mythologisches („Urteil des Paris", Paris, Louvre), seine besten Leistungen erzielt er aber auf dem Gebiet des Theaters und der Feste. „Französische Komödie", „Italienische Komödie" (Berlin-Dahlem) und „Gilles" (Paris, Louvre) erlauben ihm eine erhöhte Poetisierung seiner Personen.

Die galanten Feste sind eine Gattung vom Ende des 17. Jahrhunderts, trotzdem vermag Watteau in seiner weit nüchterneren Zeit ihre poetische Aussagekraft noch zu steigern.

Die zarten Töne, die verschwimmende Atmosphäre, die geheimnisvollen Personen im Gebüsch, die Frauen in seidenen Roben, das alles gibt seinen Bildern eine träumerische Stimmung, die einen schon an die Romantik denken läßt: der „Zauber des Lebens", „Ländliches Vergnügen" (London, Wallace Collection), „Freude der Hirten" (Chantilly, Museum Conde), „Versammlung im Park", „Das Konzert" (Berlin-Dahlem), „Liebesfreuden", „Ländliche Zusammenkunft" (Dresden, Gemäldegalerie).

Gegen Ende seines Lebens scheint Watteau wieder zu einer stärker klassischen und realistischen Malweise zurückzukehren.

Die zweite Version der „Einschiffung nach Kythera" (Berlin-Charlottenburg) ist weniger lyrisch, weniger flüchtig als die des Louvre. In „Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint" (1720, Berlin-Charlottenburg) wollte er mit dem Bildnis Ludwigs XIV., das in Stroh verpackt wird, an den Streit der Alten und der Moderne erinnern.

Man findet darin seine ausgewogene Palette und die elegante Darstellung der Personen wieder, besonders in der wunderbaren Figur der von rückwärts sichtbaren Frau mit dem leichten, rosa schillernden Satinmantel.