Pucelle, Jean (seit 1320 in Paris tätig, gest. um 1340 in Paris).

Bemerkungen im „Brevier von Belleville" (um 1323/1326, Paris, Nationalbibliothek) und eine Signatur der „Bibel Robert de Billyngs" (1327, Paris, Nationalbibliothek) versichern die Teilnahme Jean Pucelles an der Ausarbeitung dieses Werkes.

Als Chef eines Ateliers von Illustratoren kann man ihm sogar die Hauptverantwortung zusprechen. Für die „Heures de Jeanne d'Evreux" (zwischen 1325 und 1328, New York, Cloisters Museum) besteht die Wahrscheinlichkeit, daß sie ganz von seiner Hand sind, da sie für die Königin von Frankreich bestimmt waren.

Stilistische Ähnlichkeit mit den Arbeiten aus Pucelles Atelier gibt es auch bei anderen Stundenbüchern, wie dem der Johanna von Savoyen, der Johanna II. von Navarra und der Yolande von Flandern.

Jean Pucelle zeichnet sich durch die große Frische semer Erfindung aus, besonders in den Randverzierungen mit grotesken Affen, Vögeln, Schmetterlingen und phantastischen Tieren, die seine Miniaturen einrahmen.

Im Stundenbuch der Jeanne d'Evreux bedient er sich der sehr umständlichen Technik der Grau-in-grau-Malerei, wodurch sein Stil sehr lebendig wirkt. Wahrscheinlich nach einer Italienreise hat er dann die Lehre des Südens verstanden, was sich in der Wiederaufnahme architektonischer Motive und in perspektivischen Versuchen äußert.

Er versucht wirklich schon, seine Personen in einen dreidimensionalen Raum zu stellen. Da er aber auch die Lehren der Pariser Kunst nie vergessen hat, ist sein Strich lebhaft und elegant, und die Personen sind fein modelliert.

Pucelle vereint als Künstler ersten Ranges „in Paris zum erstenmal verschiedene Elemente zu einem Versuch der Synthese ähnlich den Brüdern Limburg, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit reicheren Mitteln eine Synthese vollziehen" ( Jean Porcher).