Meister der Heures de Boucicaut" (Anfang 15. Jahrh. in Paris).

Obwohl man ihn manchmal mit Jacques Coene von Brügge gleichgesetzt hat, ist der Meister ohne Zweifel in Paris geboren.

Er hat seinen Namen nach der Person, für die er zwischen 1405 und 1411 einundvierzig Miniaturen in einem Stundenbuch malte: Jean le Meingre, Marschall von Boucicaut (Paris, Museum Jacquemaft-André).

Aus seinem eigenwilligen Stil hat man Ähnlichkeiten zwischen dem Stundenbuch von Boucicaut und anderen Werken feststellen können, zum Beispiel „Schatzkammer der Geschichten" (Paris, Bibliothek des Arsenals), „Das Buch der Wunder" und „Tite Live" (Paris, Nationalbibliothek) sowie verschiedene andere Stundenbücher (Brüssel, Königliche Bibliothek; London, Britisches Museum; Baltimore, Walters Art Gallery).

Der Meister von Boucicaut hat als Mitarbeiter des Meisters von Bedford und unter italienischem Einfluß die traditionelle Feinheit der französischen Lichtgebung erneuert und sich auch in der Wiedergabe des Raumes als Neuerer gezeigt.

Auch wenn die Perspektive primitiv bleibt, so versteht er es, seine Personen in einen geschlossenen Raum treten zu lassen, dessen schräge Perspektive durch offenes Bogenwerk im Vordergrund entsteht.

Er hat die Bedeutung des Lichtes erkannt, und in seinen Landschaften ist die Atmosphäre mit sehr viel Feingefühl erfaßt. Man kann deshalb sagen, daß er ein Wegbereiter für den Meister von Flémalle und Van Eyck ist.