|    Das Elsass / Märchen und Legenden
         Märchen und Legenden aus dem Sundgau und anderswoher.  
                
                  |  |  | Die weisse Dame von Rougemont |  Die  Ruine  Rougemont wird  von  einer weissen  Dame heimgesucht, die sich vor allem Kindern zeigt und zu ihnen mit sehr sanfter trauriger Stimme spricht. Sie bittet die Kinder darum, sie im Namen der Jungfrau Maria und der Heiligen Catherine zu erlösen und verspricht ihnen einen grossen Schatz. Eines Tages sah ein Mädchen aus dem Dorf, wie die weisse Dame im Schutt herumstöberte. - Komm her, Jeannette, sprach diese zu ihr; ich kenne dich schon lange und weiss, dass du tapfer genug bist,                um mich zu retten. Mast du Erbarmen mit mir? Ich bin ja so unglücKlich. - Ja, natürlich, wunderbare Dame, ich möchte mich gerne Ihrer erbarmen und tun, was Sie von mir verlangen, vorausgesetzt, dass es meinem Seelenheil keinen Abbruch tut! - Sei beruhigt, ich bitte dich um nichts, was dir Unrecht tun könnte.  Also,  du  musst  in  einer                Freitagnacht  hierher kommen. Wenn es elf Uhr schlägt, schreist du ganz laut: "Heilige Jungfrau und Heilige                Catherine, beschützt mich!"  Dabei wirst du einen feuerspeienden Drachen auf dich zukommen sehen. Du brauchst keine Angst zu haben. Du musst ihn bei der Schnauze packen und mit deiner Hand in diese Schnauze                hineinfassen.  Unter der Zunge wirst du einen goldenen Schlüssel finden. Nimm ihn und geh damit die Treppe in                der Ruine hinunter. Am Ende des Ganges befindet  sich  eine  Tür,  die, du  mit diesem  Schlüssel                aufschliessen und hinter der du einen grossen Schatz finden wirst.  Er ist für dich, bis auf die Hostienschale aus Gold, die mit Edelsteinen verziert ist, die bringst du dem Messdiener der Gemeinde. Sobald er die erste Messe mit dieser Schale liest, bin ich gerettet. Das Kind gehorchte, doch als es sich dem Drachen gegenübersah, war der Schreck so gross, dass es nicht wagte,                ihn anzugreifen und mit schrecklichem Geschrei davonlief.  Später vernahm es die weisse Dame jammernd klagen: -  „Oh mein Gott, jetzt bin ich noch weitere hundert Jahre gefangen!"     |