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Das Elsass / Märchen und Legenden

 

 

 

 

Märchen und Legenden aus dem Sundgau und anderswoher.

         
Märchen und Legenden
  Vom Verirr-dich-Kräutlein
   
  (ALTKIRCH)

Eines Tages wollte Mariannele ihrem Mann, dem Waldtoni zur Arbeit sein Mittagessen bringen, und zwar hatte sie ihm eine Suppe mit Speck und schmackhaftem Gemüse zubereitet.

Um elf Uhr gab sie je eine Portion in die Teller ihrer Kinder, die aus der Schule kommen würden. Sie nahm ihren Korb und begab sich zu ihrem Mann. Sie ging und ging, als es plötzlich zwölf Uhr von einem entfernten Kirchturm schlug.

Mariannele fand den Weg entsetzlich lang, seit sie ein dichtes Gestrüpp durchquert hatte, wo sie den Saum ihres Rocks zerrissen hatte. Sie fing an zu laufen und je schneller sie lief, desto mehr verlor sie die Orientierung. Als es sechs Uhr schlug konnte sie nicht mehr weiter und fing an zu weinen.

Plötzlich entdeckte sie eine Lichtung und in einer Niesche neben einer grossen Eiche, eine Statue der heiligen Catherine, in der rechten Hand einen Palmzweig haltend und mit der linken sich auf das Rad ihres Martyriums stützend.

Mariannele flehte die Heilige an, sie möge ihr helfen, den Weg wieder zu finden. Und auf einmal geschah ein Wunder!

Die Statue fing an zu sprechen: „ Heb deinen Rock hoch! Dort, wo die Dornen den Saum zerrissen haben, hat sich Samen vom Verirr-dich-Kräutlein, festgesetzt. Nimm ihn schnell weg und du wirst wieder den rechten Weg finden."

Mariannole suchte fieberhaft den Samen des Verirr-dich-Kräutleins und fand ihn schliesslich. Er war kleiner als ein Stecknadelkopf und hatte sich im Saum ihres Kleides eingenistet. Mit einem feuchten Blatt rieb sie an der Stelle wohl wissend, wenn sie die kleinste Faser zurückliesse, würde der Zauber weitergehen.

Aber sie konnte alles entfernen und die gute Frau musste nicht mehr herumirren. Sie fand den richtigen Weg und war sogar noch vor ihrem Mann zu Hause. Der Topf war mit kochender Suppe gefüllt, die ganze Familie ass davon und hörte sich die Odyssee der Hausfrau an, die teils weinend teils lachend erzählte.