|    Das Elsass / Märchen und Legenden
         Märchen und Legenden aus dem Sundgau und anderswoher.  
                
                  |  |  | Die Zwerge aus der Wolfsschlucht |  Die Wolfsschlucht liegt etwa eine halbe Meile südlich von Ferrette. Sie gräbt sich tief in den Berg, in die                Felsen der Heidenflüe, hinein. Vor   einigen    Jahrhunderten    lebte    hier   ein    kleines Zwergenvolk. Es wohnte in zahlreichen kleinen Kammern, die direkt in den Fels hingehauen waren.  Sie lebten jeweils zu zweit, Mann und Frau, in                perfekter Eintracht und ihre Augen funkelten wie Sterne. In den Dörfern des Landes hatte fast jede Familie                sein kleines Zwergenpaar, das an ihren Freuden und ihrem Leid teilnahmen.  Es beschützte die Menschen und                diese zeigten sich ihren kleinen Wohltätern gegenüber äusserst dankbar. Die Zwerge trugen sehr lange                Gewänder, die bis auf die Erde reichten und immer ihre Füsse verbargen. Einige junge  Mädchen  konnten  der                Versuchung  nicht widerstehen und wollten wissen, wie diese  Füsse beschaffen waren. Eines Tages stiegen sie vor Sonnenaufgang zur Wolfsschlucht hoch - es gab da eine grosse Felsplatte und verteilten dort feinen weissen Sand. „Wenn   die   Zwerge   ihren   morgendlichen   Spaziergang machen", sagten sie sich, "werden ihre Füsse auf dem Sand Spuren hinterlassen. Dann wissen wir es endlich."  Und sie versteckten sich im Dickicht um zuzuschauen. Als die Sonne ihre ersten warmen Strahlen auf die Felsen am Eingang der Höhle schickte, kamen die kleinen                Männlein und Weiblein immer zu zwein aus der unterirdischen Welt, zupften an sich herum und überquerten wie                gewohnt die Felsplatte, um in den Wald zu gehen.  So entdeckten die Mädchen, dass die Zwerge dabei Spuren von                Ziegenfüssen hinterliessen und sie mussten so laut lachen, dass die Zwerge es hörten. Diese drehten sich um                und verstanden, dass es sich um Verrat handelte und gingen ganz traurig tief in ihre Höhle hinein. Seitdem 
              hat sie nie wieder jemand zu Gesicht bekommen.   
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