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Vogesen im Elsass

 

 

 

 

In den letzten Jahren haben zwar immer mehr Wintersportler das Gebiet um den Elsässer Belchen für sich entdeckt, aber noch ist auf den Rundwanderwegen, die der Vogesenclub, der bereits im 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der Alpenvereine gegründet wurde, angelegt hat (rund 200 Kilometer), etwas (wieder-) zu entdecken, was in Vergessenheit geraten oder dem Städter vielleicht sogar ganz verloren gegangen ist.

Abgeschiedenheit, Ruhe, das Gefühl der Weite, eine fast unbekannte Flora und Fauna, die unterschiedlichsten Landschaftstypen oder das Leben auf einem der zahlreichen Bauernhöfe.

Besonders im Herbst, wenn die Vogesen ganz in gelbe Farbe getaucht scheinen und zudem ein rauer Wind über die "Ballons" streift, gilt.

"Das sind ganz die Vogesen: braunrote Flächen ausgespannt in die Sonne und Abhänge voll von Geröll und dem wunderbaren Spielwerk der Linien...

Überall stehen Heidelbeeren, blau und solche, die noch rot und wie Johannistrauben, Anemonen und graue Skabiosen stehen in der Waldung.

Hasenlattig und Tausendguldenkraut, schwedischer Klee, Moschusmalve und Bitterlich betupfen das Gebirge.

Brombeeren strecken sich an sonnigen Plätzen, und ihre Früchte erreichen ungeahnte Süße, und Tollkirschen mischen sich in sie mit ihren tief schweren Fruchtknospen, glänzender als japanischer Lack... wagt sich Buchenwerk noch ein Stück höher.

Dann aber ist alles Matte und Gestein, das sich breit in die Sonne legt und herrlich stark ist und einsamer denn je, weil die Fermen schon seit Michael geschlossen sind und der Gesang der Kuhglocken in die Täler glitt."

Ein Vielfaches der Pflanzenarten, die Kasimir Edschmid hier mit blumenreicher Sprache aufzählt, erwartet - noch - den Pflanzenliebhaber, wenn er sich in die buchen-, tannen- und fichtenreichen Wälder oder auf die großflächigen Weiden begibt.

Akelei, Arnika (zum Beispiel am Roßberg im Juli, August), blaue Lupine, gelbes Johanniskraut, Knabenkraut, Minze, Primel und Orchidee (im Sewener Gebiet), Steinbrech, Vergißmeinnicht, Weidenröschen, ja ganze Heidelandschaften (wie um den Col de Bussang).

Am Ballon d'Alsace findet man den gelben Enzian, der unter Naturschutz steht.

Er braucht ganze zehn Jahre, bis er zum ersten mal blüht. Aus den bis zu ein Meter langen Wurzeln wird der Enzianschnaps gewonnen.

Oftmals überquert man auch einfach die "Hautes Chaumes", Grasland, Almen und Sennerwiesen.

Traditionelles Melker- und Sennerland erstreckt sich um Bourbachle.

Haut am Roßberg; auf dem Thanner Hubel, der etwa eine Stunde Fußweg vom Col du Hunsrück entfernt und ein herrlicher Aussichtspunkt ist, drehte Pierre George Fallecker den Film Toni der Melker.

Im Mai beginnt das "Z"Berg Fahra", der Almauftrieb der Herden, die der Senner den Sommer über mietet.

Im allgemeinen bezahlt er dem Besitzer den Preis von 50 Kilo pro Kuh, wobei eine Kuh im Schnitt 10 Kilo Butter und 80 Kilo Käse pro Saison liefert.

Bis zum Michaelitag (29.9.) ist er für seine "Schützlinge" verantwortlich.

Die Kälber, die vor Johannis (24.6.) geboren werden, gehören dem Besitzer, die zwischen Johannis und Bartholomä (24.8.) geborenen darf er nur noch zur Hälfte sein eigen nennen; die schließlich, die nach Bartholomä geboren werden, gehören ganz dem Senner.

Verständlich, dass das Johannis- oder Sonnenwendfeuer in dieser Region noch erhebliche Bedeutung hat.

Um sein leibliches Wohl hat der Wanderer nicht zu fürchten, überall findet er die Fermes-Auberges, die Bergbauerngasthöfe (einige sind sogar im Winter geöffnet), in denen man deftige Hausmannskost bekommt, vor allem Ziegenkäse, Heidelbeerkuchen und Quiche Lorraine, wobei das schlichte Ambiente den Wirt aber in der Regel dazu veranlasst, die Preise auf einem vernünftigen Niveau zu belassen.

Wenn man nicht mehr ins Tal zurück will, steht für den Wanderer auch ein Nachtlager bereit, notfalls auf Matratzen im Schlafsaal.

So erfreulich es auch ist, dass man in den Vogesen noch ins Schwärmen geraten kann angesichts einer für so manchen Städter exotischen Naturwelt.

So beginnt doch auch hier die Umweltzerstörung allmählich, die vorerst noch einigermaßen verschont gebliebenen Naturräume zu bedrängen.

Nur längst noch nicht in dem Ausmaß wie im gegenüberliegenden Schwarzwald.

Man kann nur hoffen, dass die Vogesen vor dem gleichen Schicksal bewahrt werden!