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Languedoc-Roussillon - Winzeraufstand-

 

 

 

 

Aufstand der Winzer

Vor über 100 Jahren revoltierten die südfranzösischen Winzer gegen die Weinpanscherei. Ihr Erfolg garantiert bis heute eine kontrollierte Güte der französischen Weine.

Am Nachmittag des 9. Juni 1907 ziehen 600.000 Landarbeiter, Weinbauern und ihre Sympathisanten durch Montpellier. Bedrohlich hallt ihre Parole „Nieder mit den Betrügern, es lebe der Wein" durch die Gassen. Die südfranzösischen Weinbauern fordern eine staatliche Kontrolle der Weinherstellung, um sie vor Missbrauch und Überproduktion zu schützen.

Die Demons tration ist die Antwort auf etliche krisenvolle Jahre.

Zuerst vernichtete die Reblaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Dreiviertel der französischen Weinkulturen. Erst die Einfuhr resistenter amerikanischer Rebstöcke führte bis 1900 zur vorläufigen Ausrottung der Reblaus. Die Krise schien überwunden zu sein.

Die Winzer produzierten Unmengen von Wein - es kam zu einer Überproduktion und die Preise brachen dramatisch ein. Hinzu kamen Importe aus Spanien, Italien und Algerien sowie die Fabrikation billiger Zuckerweine: eine Panscherei aus Rosinen, Resten, Wasser, chemischer Stoffe und großer Mengen von Zucker.

Landarbeiter und Kleinbauern, die bereits während der Reblauskrise alles verloren hatten, mussten nun mit ansehen, wie ihr Land und die Früchte ihrer Arbeit wertlos wurden und sie mit hohen Schuldenbergen zurückließen.

Am 11. März 1907 gründeten die Bewohner von Argeliers, einem westlich von Beziers gelegenen Dorf, unter Führung des charismatischen Weinbauerns Marcellin Albert ein „Aktionsbündnis zur Verteidigung des Weins".

Am 9. Juni rief Marcellin Albert bei der Demonstration in Montpellier die Bevölkerung des Languedoc-Roussillon zum passiven Widerstand gegen die Staatsmacht auf: In den folgenden Tagen traten mehr als 600 Gemeinden in den Steuerstreik, die Verwaltungen von knapp 400 Kommunen reichten ihren Rücktritt ein.

Die Regierung in Paris ließ daraufhin die führenden Köpfe der Protestbewegung verhaften und die Armee in den Zentren der aufständischen Departements aufmarschieren.

Nun nahmen die Ereignisse eine dramatische Wende: Überall in der Region kam es zu blutigen Straßenschlachten, in denen Menschen starben. Die Regierung musste handeln: Die Regimenter wurden in die Kasernen zurückbeordert, den festgenommenen Demonstranten eine Amnestie zugesichert.

Gleichzeitig verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Herstellung von Kunst- und Zuckerweinen unterband und den Weinbauern Kontrollbefugnisse einräumte.

So legten die Demonstranten indirekt die Grundlage für die staatliche Auszeichnung der AOC-Weine, der Appellation d'origine controlee, die noch heute Güte und Herkunft der französischen Weine garantiert.