Das Tal der Loire
 
 
 
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Das Tal der Loire - Tiere Pflanzen

 

 

 

 

Maurice Genevoix, der Autor von Raboliot und vieler fesselnder Berichte über das Leben von Tieren in freier Wildbahn, verbrachte den Großteil seines Lebens in Saint-Denis-l'Hotel, 18 Kilometer östlich von Orleans.

Als Mitglied der Association des Naturalistes Orleanais war er bestens vertraut mit der Tierwelt im Loiretal und in der Sologne.

In dem Vorwort zu einem seiner Tierbücher, das Genevoix noch als Achtzigjähriger, zehn Jahre vor seinem Tod 1980 veröffentlichte, heißt es:

"Allen, die bereit sind, auf meine Stimme zu hören, kann ich nur immer wieder ans Herz legen, neue großflächige Wildschutzgebiete einzurichten.

Hier können Besucher eine Freundschaft besonderer Art schließen, Freundschaft mit freilebenden Tieren. Denn Tiere können uns vieles lehren: Vom Karpfen bis zur Forelle, von der Honigbiene bis zum Kiebitz - sie alle führen den Menschen wieder zu einem ursprünglichen Verständnis der Natur; zurück in eine Welt, in der die Sprache raschelnder Blätter oder fließenden Wassers noch nicht von dröhnendem Autoverkehr oder dem Donnern der Düsenjets erstickt worden ist. "

Geißeln der Zivilisation

Lebte Genevoix heute, hätte er sicherlich auch die Technokraten bei seiner Aufzählung moderner Zivilisationsplagen erwähnt.

Denn Landschaftsplaner in Tours hatten einen verheerenden Plan zur Begradigung des oberen Laufs der Loire ausgeheckt:

Mit einer Reihe von Dämmen sollte einer der wildesten Flüsse Europas gezähmt werden.

Ein künstlicher Stausee hätte dann viele Dörfer unter Wasser gesetzt, und das ökologische Gleichgewicht eines riesigen Sumpfgebietes wäre für immer zerstört worden.

Es hätte das Aus für viele der freilebenden Tiere des Loiretals bedeutet. Die französische Regierung griff gerade noch rechtzeitig ein und legte den Plan 1990 auf Eis.

Damit waren nicht nur der hier laichende Lachs, sondern auch viele andere wilde Tier- und Pflanzen arten, deren Überleben von den ökologischen, Nischen des Loiretals abhängt, vorerst gerettet.

Wasser ist seit jeher die gestaltende Kraft des Loiretals. Die brausende Strömung der Loire selbst steht dabei nicht allein im Mittelpunkt.

So schicken die Gezeiten des Atlantik salzige Wasserfluten bis zu 40 Kilometer stromaufwärts.

Und auch die vielen trägen Zuflüsse und Hunderte von Seen der Sologne beeinflussen das Ökosystem des Loiretals ganz entscheidend.

Das Überleben vieler Tiere, die nur noch hier und nirgendwo sonst in Frankreich anzutreffen sind, hängt vom Wasser ab.

Die Sandbänke der Loire schützen den seltenen europäischen Nerz, der sich von Fisch, Fröschen und Wasserratten ernährt.

Biber, einst in ganz Zentralfrankreich häufig anzutreffen (ihnen verdankt der Fluß Beuvron sogar seinen Namen), waren um 1930 verschwunden.

Erst seit 1974 werden sie wieder im Loiretal gesichtet, und seitdem haben sie sich gut vermehrt.

Heute kann man am Flussufer alle vier bis fünf Kilometer auf einen Biberbau stoßen.

In der Mündung der Loire haben sich sogar Otter angesiedelt. Auch der schwarzgelb gefleckte Salamander ist vor allem in der Sologne keine Seltenheit mehr.

Hier leben auch die meisten der größeren Wildtiere. Aber leider werden Sie die Hirsche oder Wildschweine als Besucher kaum zu Gesicht bekommen: Das 500.000 Hektar große Gebiet ist Privatbesitz und wird von Wildhütern bewacht.

Spaziergänge sind dort nicht zu empfehlen!

Glücklicherweise werden immer mehr ausgeschilderte Wanderpfade angelegt, die tief in den Wald hineinführen.

Außerhalb der Jagdsaison (von September bis Februar) genießen Sie hier die ungestörte Ruhe und Einsamkeit der Natur.

Wenn Sie sich dann bei einem der versteckt gelegenen Seen oder Felder am Wegesrand niederlassen und etwa eine Viertelstunde lautlos ausharren, werden Sie auch interessante Tiere beobachten können.

Denn im dichten Unterholz der Sologne haben Sie einen einzigartigen Vorteil: Die Tiere werden Sie erst im letzten Moment bemerken. So wird Ihr Warten oft vom Anblick eines Tieres belohnt, das noch nicht zur Flucht angesetzt hat.

Wildschweine

Wenn Sie in aller Frühe durch den Wald streifen, können Sie hoch oben in den Kiefern möglicherweise Baummarder mit ihren buschigen Schwänzen beobachten oder den Iltis bei seiner Lauer vor einem Hasenbau.

Nicht selten begegnen Ihnen auch Rothirsche, deren Bestand durch strikte Bestimmungen über die Anzahl der Tiere, die jedes Jahr geschossen werden dürfen (plan de chasse), geschützt ist.

Die sehr scheuen Wildschweine sind schwer aufzuspüren: Tagsüber wird man von ihnen höchstens einen kurzen Blick erhaschen, wenn sie über eine Lichtung wechseln.

Der dichte Foret de Chambord ist ein Wildreservat, das die einmalige Gelegenheit bietet, auch die größeren Säugetiere mit Muße von einer der vielen Aussichtsplattformen zu beobachten.

Ende September und Anfang Oktober ist die beste Besuchszeit.

Dann nämlich sind die Rothirsche in der Brunft. Und noch drei weitere Waldgebiete in der Touraine eignen sich für einen Ausflug in die Natur: Die Wälder von Loches, Chinon und Amboise sind frei zu besuchen.

Laurent Charbonnier, Frankreichs bedeutendster Tierfilmer, ist heute, nachdem das Staudammprojekt der Loire zu den Akten gelegt worden ist, zuversichtlich: "Die wilden Tiere hier haben die Chance zu überleben."

Insbesondere die Biber könnten auch in Zukunft ihren Lebensraum bewahren. Das Interesse für die unberührte Natur hat in Frankreich während der letzten Jahre zugenommen.

Der französische Hobby-Ornithologe, bis vor kurzem noch eine seltene Erscheinung, ist heute (in schickem Tarnanzug und mit einem beeindruckenden Feldstecher bewaffnet) oft bei seiner Pirsch in freier Wildbahn zu beobachten.

Allen Interessen der Jagdindustrie zum Trotz, meint Charbonnier, sei die Sologne weiterhin reich an wilden Vögeln und anderen Tieren.

Und sie wird auch weiterhin für viele Arten ein Zufluchtsort sein, selbst wenn das Geknalle in der Jagdsaison viele der Vögel verschreckt.

Wenn Sie die notwendige Geduld aufbringen und noch etwas Glück haben, wird Ihre Pirsch reich belohnt, und Sie werden viele seltene Vogelarten beim Brüten sehen oder im Vorbeifliegen; zum Beispiel Fischadler, die nach einer Pause von 50 Jahren wieder hier nisten, den großen grauen und den rothäubigen Würger, Sumpfland- und Montagu - Weihen, Hühnerhabichte und Zwergfalken, den Ziegenmelker, Spechte, Schnepfen, Zaunammern, Bergfinken, viele Arten des Teichrohrsängers, Eisvögel, Seetaucher, die seltene Rohrdommel, Reiher, Kraniche, Wasserrallen, Seeschwalben, Graugänse und natürlich Enten: Löffelenten, Schnatterenten, Stockenten, Krickenten, Tafelenten, Haubenenten oder die Schellente.

Die Goldamsel ist ein Vogel, den Sie wahrscheinlich hören werden, noch bevor Sie ihn zu Gesicht bekommen, was sowieso äußerst selten ist.

Achten Sie auf ihren charakteristischen Ruf!

Aber nicht nur in der Sologne trifft man auf eine einzigartige Vogelvielfalt.

Im Sumpfland nahe der Mündung der Loire haben die Blaukehlchen ihre Brutplätze. Am Lac de Rille, etwa 40 Kilometer nordwestlich von Tours, befindet sich ein 250 Hektar großer künstlicher See, Teil eines Vergnügungs- und Freizeitparks.

Sein ständig wechselnder Wasserstand hat neue Moor­ und Schlammzonen geschaffen. Heute überwintern dort viele Enten und Wattvögel.

Der Lac de Rille ist ein Paradies für Vogelfreunde. Von seinen Fischen leben zum Beispiel der Schwarzstorch, der Kormoran (der dann sein Ruheplätzchen auf einer der Inseln aufsucht), Gänse, Schießenten, Regenpfeifer, Flussuferläufer, Brachhühner und Löffelreiher.

Daneben gibt es Baumfalken, Seeschwalben, viele Tauchvögel und Schwäne.

Wanderfalken benutzen in der Loire treibende Baumstümpfe als Sitzplatz; in den umliegenden Niederungen stößt man auf Wasserpieper, Bachstelzen oder den Erlenzeisig.

Bevorzugter Lebensraum für Zugvögel sind die Sumpfebenen von Baillies, nördlich von Angers.

Sie stehen von Mitte Februar bis April unter Wasser und sind daher ideal für Gelbschenkelwasserläufer, Kampfläufer, Tafelenten, Wachteln, Wiesenknarren, Eisvögel, Braunkehlchen, Teichrohrsänger und Ammern.

Das Flachland von Parce-sur­Sarthe, knapp südlich von Sable-sur-Sarthe, besteht teils aus niedrigem Gehölz, teils aus steinigen Feldern.

Es ist die Heimat der Kurzohreulen, Kiebitze, Lapplandammern und Steinbrachhühner, der Lebensraum vieler Raubvögel sowie der seltenen Morinellregenpfeifer und Trappen.

Hier werden Wachteln, Kampfläufer oder Reb- und Rothühner gejagt.

Auch die Sandbänke der Loire sind voller Vogelleben.

Kaufen Sie sich einfach eine der sehr detaillierten Karten des IGN (im Maßstab 1:25 000), damit Sie nicht auf den unzähligen kleinen Feldwegen und Pfaden, Deichen und Brücken der wilden Loirelandschaft die Orientierung verlieren.

Sehenswert ist besonders das Loireufer zwischen Langeais und Villandry.

Hier finden Sie große Kolonien von Kormoranen, Reihern und eine Vielzahl an Tauchenten und Möwen.

Die beste Reisezeit für das Loiretal bei Montlouis, Vouvray, Vernou und Noizay oberhalb von Tours sind die Monate zwischen April und Juni.

Viele Vögel nisten dann in den versteckten Sandbuchten und auf den Sandbänken, zum Beispiel die Seeschwalbe, Kiebitze, die gelbe Bachstelze, Baumschwalben, Teichrohrsänger, Weidenlaubsänger und Dorngrasmücken.

Viele dieser V ögel brüten auch im Loiretal zwischen Orleans und Jargeau, wo die Kiesbagger kleine Wasserinseln und künstliche Seen geschaffen haben.

Hier leben Schnepfen und Strandläufer. Die Baumschwalben auf den Sandbänken sind eine beliebte Jagdbeute der Sperber und Baumfalken.

Im Winter befindet sich in diesem Teil der Loire der Brutplatz der Kormorane. Am Flußufer und unter der Erde nisten die Teichrohrsänger.

Allein die Nester der Kiebitze und Brachhühner auf den tiefer liegenden Sandbänken und Kiesstränden der südlichen Loire bei Checy sind zunehmend bedroht.

Einen, der hier aufwuchs, hätte dies, wäre er noch am Leben, sicherlich bekümmert: den großen Vogelliebhaber Maurice Genevoix.