Rocamadour
 
 
 
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Allgemeines zu Rocamadour

 

 

 

 

 

Rocamadour ... Diesen Namen spricht man aus, indem man zunächst die Rauheit und Strenge des Felsens (frz. roc) nachahmt und dann das Wort sanft und voller Hoffnung ausklingen lässt.

In dieser von Ebenen geprägten Landschaft scheint die tiefe Furche des Flüsschens Alzou wie aus einer anderen Welt. Nur schwer gelingt es, eine logische Verbindung zwischen den steilen Felswänden und dem leisen Plätschern des Baches herzustellen. Doch was liegt schon daran! Das Ergebnis jedenfalls ist außergewöhnlich.

So streckt sich Rocamadour triumphierend gen Himmel. Diese schwindel erregende Anlage spottet unserer Raumvorstellung: Hie und da erhascht man ein Stück Mauerwerk, das sich um den Felsen schlingt, und wenn man den Blick über die Dächer am Horizont streifen läßt, verspürt man bisweilen das seltsame Gefühl, wie durch Zauber in die Rolle des Däumlings geschlüpft zu sein.

Dreimal strebt der Ort zum Himmel und befolgt damit eine Lebensweisheit des Quercy: "Die Häuser am Bach, die Kirchen über den Häusern, die Felsen über den Kirchen, die Burg auf dem Fels".

Das eigentliche Dorf am Fuße der Felswand reiht seine Häuser brav entlang der parallelen Straßen aneinander, die sich an den ersten Steigungen verengen.

Der einst befestigte Ort konnte einen Teil seiner Verteidigungsanlagen bewahren, wie zum Beispiel das solide, gedrungene Figuier-Tor oder das elegante Salmon-Tor, über dem sich ein hoher Wachtturm mit Fachwerk erhebt.

Die Häuser sind schön aus großen hellen Steinen gebaut und werden von einem Dach aus Steinplatten bedeckt. Hübsche Beispiele hierfür sind das Pomette-Haus aus dem 13. Jh. und das von zwei Rundtürmen mit leicht bauchigem Dachstuhl flankierte Gebäude aus dem 15. Jh., das als Rathaus dient.

Die große Treppe, mit ihren 216 Stufen zugleich Bindeglied zwischen dem weltlichen und dem geistlichen Universum sowie Bußübung, führt ins Herzstück der Stadt, in die unentwirrbar ineinander verschachtelten heiligen Stätten, die dort oben zwischen Himmel und Erde schweben.

Den Menschen ist es dank ihres Glaubens, ihrer Inbrunst und ihrer außerordentlichen Willenskraft gelungen, dort oben auf engstem Raum ein riesiges, dreidimensionales Puzzle zu errichten, das Glaubenszentrum Rocamadour.

Das Palais der Äbte und ehemalige Palais der Bischöfe von Tulle wurde fast zu perfekt restauriert. Ein langer Turm mit Kegeldach, umkränzt von einem schönen Wehrgang und Pechnasen, markiert den weit geöffneten Winkel der beiden von langen Spitzbogenfenstern durchbrochenen Fassaden.

Dieses Palais beherbergt derzeit das nach dem Musiker Francis Poulenc benannte Museum für Sakralkunst.

Um den Vorplatz der Kirchen reihen sich in reizvollem Durcheinander Kapellen, Kirchen, Basiliken und Krypten.

Die Kapelle Notre-Dame ist die wichtigste heilige Stätte Rocamadours.

Sie wurde wie auch die anderen Gebäude im Laufe der sehr bewegten Geschichte dieses Ortes mehrmals restauriert.

Zum Vorplatz hin zeigt sie ihr schönes Renaissance-Portal mit den feinen, in Kielbogenform angeordneten und reich verzierten Skulpturen, das einen starken Kontrast mit der groben Steinmasse, die sich über dem Grabmal des heiligen Amadour erhebt, bildet.

Der leere Sarkophag aus rohem Stein hinter dem schmiedeeisernen Gitter erinnert an das Geheimnis, das immer noch die sterblichen Überreste umweht, die dort im 12. Jh. vollkommen unversehrt entdeckt wurden und aus Rocamadour einen viel besuchten Wallfahrtsort machten.

Ganz in der Nähe ist auf einer Freske aus dem 15. Jh. ein für dieses Zeitalter charakteristisches Thema dargestellt: der Tod in seiner makabersten Form.

Drei gestikulierende, aggressive Skelette mußten drei schöne Ritter daran erinnern, wie ungewiß ihr Dasein als Sterbliche doch ist.

Von dieser Szene der drei Toten und drei Lebenden blieb uns nur die schemenhafte Zeichnung zweier bleicher Skelette, von denen eines eine Lanze schwingt und das andere nachlässig ein Leichentuch über seine Schulter wirft...

Innen ist die Kapelle recht finster. Ein großer Altaraufsatz aus vergoldeter Bronze aus dem 19. Jh. ragt bis zur letzten Nische auf, in der die ehrwürdigste Reliquie, die schwarze Madonna Notre-Dame-de ­Rocamadour steht.

Diese kleine Holzstatue stellt die Jungfrau Maria in etwas steifer, sitzender Pose dar. Auf ihrem linken Knie trägt sie ein Jesuskind mit großen, nachdenklichen Augen.

Die schön gezeichneten Lippen der Jungfrau umspielt ein kaum wahrnehmbares Lächeln und ihre geschlossenen Augen unterstreichen die Ruhe und Beschaulichkeit, die diese Komposition ausstrahlt.

Doch das Seltsamste an diesem Ensemble ist die fast schwarze Färbung beider Statuen. Bieten sie sich in der ursprünglichen Farbe des Holzes dar oder war es der Erschaffer selbst, der Zahn der Zeit oder gar eine schmerzliche Heimsuchung im Laufe einer Geschichte voller Gewalt, die der Jungfrau ihre Farbe gaben?

Dieses Rätsel ist ungelöst. Nur die zarten goldenen, arabeskenartig verflochtenen Zierstreifen um ihre Handgelenke und den Hals durchbrechen die strenge Schlichtheit des Kunstwerks. Die mit Edelsteinen besetzten Kronen sind jüngeren Datums.

Am Gewölbe hängt an einem großen Ring eine sehr einfache, dunkle Glocke aus dem 9. Jh., die die magische Kraft besaß, jedes mal wenn ein Schiffbrüchiger die Hilfe der Jungfrau erflehte und eine Wallfahrt nach Rocamadour versprach, ganz von alleine zu läuten.

Die Votivbilder und -gegenstände, wie etwa die Schiffe oder die Ketten der Gefangenen, die die Wände der Kapelle bedecken, zeugen noch von dem beeindruckenden Vertrauen, das man diesen großen Heiligenfiguren entgegenbrachte.

Ganz in der Nähe der Kapelle steckt ein massives Schwert im Felsen und erinnert daran, dass Roland sein Schwert Durandarte Notre-Dame­de-Rocamadour geschenkt haben soll, woraus eine schöne Legende entstand.

Die Kapelle Saint-Michel steckt so tief im Felsen, dass nur ein Teil ihrer Fassade sichtbar ist.

An ihr wurde seit der Erbauung im 12. Jh. kaum etwas geändert. Ihre winzige Apsis trägt ein Tonnengewölbe und ist mit einer großen Freske aus dem 13. Jh. geschmückt, auf der ein thronender Christus umgeben von den vier Evangelisten, die hinter ihren Pulten eifrig ihrer geistigen Arbeit nachgehen, dargestellt ist.

Ein artiger Seraph schwingt seine Flügel, während der heilige Michael sich anschickt, die Seelen der zum Fegefeuer Verdammten zu wiegen.

An der Außenmauer der Kapelle bedeckte eine Freske aus dem 12. Jh. wohl einen großen Teil des Gebäudes und vielleicht auch die ursprüngliche Kapelle Notre-Dame sowie die Felswand.

Aufgrund absichtlicher oder durch Naturgewalten verursachter Beschädigungen blieb uns leider nur ein Teil dieses Juwels erhalten. Die Schönheit dieses Fragments lässt die Pracht des Gesamtkunstwerks erahnen.

Vor dem blauen Hintergrund des Himmelreichs erscheinen lange Gestalten in geschmeidigen, mit betressten Volants besetzten Gewändern, die die Verkündigungs- und Heimsuchungsszene darstellen.

Der Engel Gabriel entrollt ein Spruchband vor der Jungfrau, die ihm ihren Blick zuwendet. Über ihrem Heiligenschein flattert eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Zur Rechten umarmt die Jungfrau Maria ihre Kusine Elisabeth.

Das weitläufigste aller Gebäude am Vorplatz, die Basilika Saint-Sauveur, wurde im 12. Jahrhundert erbaut, jedoch im Laufe der Jahre stark verändert.

Der Chor, früher im Ostteil des Gebäudes, wurde nach Norden, gegenüber dem Eingang verlagert, wodurch zwei gleich große Bankreihen geschaffen wurden.

Das linke Schiff ist von Emporen gesäumt, die 1930 erbaut wurden, und hinter dem Altar erinnert uns eine aus dem 16. Jh. stammende Christusfigur aus Holz an die Leidensgeschichte des Erlösers.

Die Kapellen Sainte-Anne und Sainte-Blaise sind um eine Totenleuchte angeordnet, die ebenso wie die zwei Grabplatten an beiden Seiten des Portals der Basilika daran erinnern, daß der Vorplatz lange eine wahrhaftige Nekropole war.

Von der Kapelle Saint-Jean-Baptiste ist kaum noch etwas erhalten. Sogar der Schlussstein mit dem pummeligen Lämmchen, das mühsam den Stiel eines Kreuzes zu halten versucht, ist nun im Museum für Sakralkunst ausgestellt.

Natürlich musste auf diesem Platz auch eine Saint Amadour geweihte Kultstätte errichtet werden, die der Inbrunst, mit der der eigentlich recht unbekannte Heilige hier angebetet wird, würdig ist.

Die Krypta Saint-Amadour unter der Kapelle Saint-Sauveur war bis 1562 sein Grab, als die Protestanten auf Befehl ihres Führers Bessonies seinen Körper verbrannten. Die hellen Steine, ihre geringen Ausmaße, ihr schlichter, nur ein­ Schiff umfassender Grundriss und das zarte Licht machen aus ihr ein reizvolles Bauwerk.

Und noch einmal muss man die Augen gen Himmel richten. Auf dem letzten Felsüberhang ragen die Mauem der Burg empor und bekränzen diesen herrlichen Ort mit einer stolzen Krone.