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Louis de Funès in Saint Tropez

 

 

 

 

An der Côte d'Azur sorgte eins Louis de Funès als „Gendarm von St. Tropez“ für (Un-)Ruhe und Ordnung.

Drei Gendarmen versuchen Ordnung in den Sommerstau am Ortseingang zu bringen – jeder auf seine Weise: der eine durch hektisches Fuchteln, der andere durch raumgreifende Gestik im Stil eines nach Luft rudernden Operntenors, der nächste durch bloßes Herumstehen.

Ein Morgen in St. Tropez. Mit dabei: ein großer Dünner mit langem Gesicht und irritiertem Blick, ein kleiner Dicker und ein hysterischer Älterer, der durcheinanderbringt, was die anderen gerade halbwegs sortiert haben. Die Erben des Louis de Funès – (fast) alles wie beim legendären „Gendarm von St. Tropez“.

In sechs Filmen spielte der französische Komiker mit.

Der cholerische Hauptwachtmeister aus dem Côte-d‘Azur-Küstenort war die Paraderolle des kleinwüchsigen Komikers (1914–1983) mit dem grauen Haarkranz und der unnachahmlichen Mimik.

Diesen Morgen lässt sich ein Urlauberpärchen von einem Boule-Spieler vor der Wache fotografieren – am Original-Schauplatz der Louis-de-Funès-Filme. „Heute“, sagt der Polizist, der gegenüber zwei Wagen im Halteverbot aufschreibt und dabei im Gegensatz zu seinem prominenten Leinwand-Vorgänger keine Miene verzieht, „heute ist es in St. Tropez ruhig geworden: das Übliche, Kleinkriminalität, Taschendiebstähle, keine großen Schlagzeilen, keine Skandale.

Ein entspannter Job – mit Zeit für einen Stopp im Café, für einen Plausch. Oder für einen Pastis.“

15 Gendarmen gibt es heute rund ums Jahr in St.Tropez, dreimal so viele während der Sommermonate.

Autos aller Marken bewegen sich Richtung Zentrum, denn auch die Straße ist ein Teil der Bühne: Jaguars, Ferraris, Alfas, dazwischen gemächliche Senioren auf Fahrrädern.

In der verkehrsberuhigten Altstadt und am nahezu autofreien Hafen des 6500-Einwohner-Ortes hat Louis de Funès mit hysterischen Leinwand-Luftsprüngen Falschparker und Temposünder gejagt. Heute reichen Poller im Pflaster, um sie abzublocken. Die Auslagen der Schaufenster in den Hauptstraßen haben sich gewandelt: Wo einst die Einheimischen für den Alltag einkauften, prangen heute die Logos weltbekannter Edelmarken.

Seit den sechziger Jahren sind die Schiffe im Hafen größer geworden. Und inzwischen hat auch die Polizei eines – nicht so schnittig wie die Multi-Millionen-Dollar-Yachten am Kai, aber dafür mit Blaulicht an Deck.

Die Zahl der Cafés am Hafen hat ebenfalls zugenommen, und die Cappuccinos sind teuer geworden – sechs Euro für eine Tasse. Zwischen den Cafés türmen sich Souvenirs am Quai Jean Jaurès.

In der Marktgasse sind die Einheimischen unter sich, Frauen mit Kopftuch und Schürze, ältere Männer mit Baskenmützen, dazwischen der hysterische Fuchtel-Gendarm vom Morgenstau.

Sein grimmiges Dienstgesicht gehört offenbar zur Uniform. Inzwischen trägt er zivil, lächelt, scherzt und plaudert. Und auch bei den Fischern 300 Meter weiter an der Mole ist fast alles wie früher: Ihre alten Kutter haben reservierte Liegeplätze direkt neben den Yachten, ihr Alltag hat sich in den letzten vierzig Jahren kaum verändert.

Einer kann sich noch an Louis de Funès und den Rummel während der Dreharbeiten erinnern: „Ich war jung, war Kino-Fan, habe mir Autogramme geholt – auch von Regisseur Jean Girault.“

Er lächelt, als liefe vor seinem inneren Auge ein Kurzfilm aus seiner Jugend ab. Ob man sagen könne, dass Louis de Funès den touristischen Erfolg von St. Tropez begründet habe, fragt jemand die junge Frau im Fremdenverkehrsbüro.

Sie könnte seine Ur-Enkelin sein und weiß Antwort: „Nein, das war die Sonne.“