Sanary-sur-Mer
 
 
 
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Rene Schickele in Sanary-sur-Me

 

 

 

 

 

Bis heute weiss niemand genau, warum ausgerechnet das kleine Sanary in den Dreißigerjahren ein Flucht- und Sammelpunkt für deutsche Schriftsteller wurde.

Als erste Literatin ließ sich Katherine Mansfield im Ort nieder. Sie zog wegen ihrer Herzkrankheit in den Süden und wohnte bis 1917 in der Villa Pauline am Bd. Clemenceau.

1932 kam dann der Elsässer Rene Schickele, der während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz seine pazifistischen >Weißen Blätter< veröffentlicht hatte, in den kleinen Fischerort westlich von Toulon.

Schickele hatte gerade seinen Roman >Die Witwe Bosca< geschrieben, der im benachbarten Bandol spielt. Zum Freundeskreis des Elsässers gehörten Lion Feuchtwanger sowie Thomas Mann und dessen Familie.

Vielleicht war also Schickele der Auslöser dafür, dass Sanary in den nächsten Jahren zur heimlichen Hauptstadt deutscher Literatur wurde.

Thomas Mann kam als einer der ersten in den kleinen Ort. Am 10. Mai 1933 traf er mit seiner Frau Katja in Bandol ein. Seine Kinder Erika und Klaus Mann wohnten schon seit längerer Zeit im Hotel de la Tour am Hafen von Sanary. Der viereckige Hotelturm war für viele Emigranten die erste Anlaufstation in Sanary; Heinrich Mann arbeitete hier eine Zeit lang an seinem Henri IV,.

Die Manns fanden relativ schnell die Villa La Tranquille und richteten sich in ihr ein. Am 12. Juni 1933 schrieb Thomas Mann in sein Tagebuch: "Ich glaube, dass wir in diesem Haus glücklich sein werden. Zunächst tut mir nur die private Existenzform unendlich wohl, nach dem Hoteldasein von vier Monaten."

Später wird Thomas Mann sagen, Sanary sei die glücklichste Etappe seines Exils gewesen. Vom Bouleplatz am Rand des Hafens führt ein steil ansteigender Weg zu seiner Villa. 1944 wurde sie wie die umliegenden Villen von den Deutschen gesprengt, weil sie mit der Landung der Aliierten am Cap Negre rechneten und sich ein freies Schussfeld verschaffen wollten. Das einzige, was von der Villa des Schriftstellers übrig blieb, sind einige Stufen des Eingangsportals.

Sanary entwickelte sich immer mehr zu einer Enklave deutschen Geisteslebens. Hier saßen die Vertreter des anderen Deutschlands.

Annette Kolb und René Schickele

René Schickele
Der Elsässer René Schickele (1883-1940), der wie sie von einer Französin und einem Deutschen abstammte, wirkte als Journalist, Dramatiker und Prosaist im Dienst der deutsch-französischen Verständigung. Sie folgte seiner Aufforderung, in den Weißen Blättern pazifistische Beiträge zu publizieren. Er wurde zu ihrem engsten Freund.

In ihrem Nachruf auf Schickele schrieb sie: "Er schlug sein Zelt ein paar Kilometer von Frankreich auf, die Vogesen im Auge, an der Peripherie Deutschlands, Deutschland im Rücken, und jenes Deutschland der Weimarer Jahre hatte in ihm seinen besten Ratgeber und Freund, Frankreich seinen anhänglichsten Sohn."