Toulouse
 
 
 
Paris
Nizza
Marseille
Bordeaux
Lyon
Burgund
Tal der Loire
Alpen
Wandern
Bücher Fotos
Hotel
Ferienhaus
Mietwagen
Flüge
Pauschalreisen
Reisepartner
 
 

 

Historie von Toulouse

 

 

 

 

 

EINE BEWEGTE VERGANGENHEIT

Die Stadt der "capitouls“ - Das alte Oppidum der Volcae Tectosages, einer Untergruppe der keltischen Eroberer, lag ursprünglich wahrscheinlich in der Nähe von Vieille-Toulouse (9km südlich). Es wurde in der Folge verlegt und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer großen Stadt, die die Römer zum geistigen Zentrum der Provinz Gallia Narbonensis machten.

Im 3. Jh. kam das Christentum in die nunmehr drittgrößte Stadt Galliens. Sie war im 5. Jh. die Hauptstadt des Tolosanischen Reiches der Westgoten und wurde dann fränkisch.

Nach Karl dem Großen wurde Toulouse von Grafen regiert, doch genoß es eine große in Autonomie, da es sehr weit von der fränkischen Zentralmacht entfernt war. Vom 9. bis zum 13. Jh. war Toulouse unter der Dynastie der Grafen Raimund der Sitz des gastfreundlichsten und prachtvollsten Hofes Europas. Konsum, die sog. capitouls verwalteten die Stadt. Der Graf zog sie zu Rate, wenn es um die Verteidigung der Stadt oder um Verhandlungen mit den Feudalherren der Umgebung ging.

Nach der Vereinigung der Grafschaft mit der französischen Krondomäne 1271 gab es nur noch 12 Konsuln. Das 1420 gegründete und 1443 neu eingerichtete Parlament überwachte die Rechtsprechung und die Finanzen.
Das Konsulat bot den Toulouser Händlern die Möglichkeit, in den Adelsstand erhoben zu werden. Um ihren sozialen Aufstieg kundzutun. schmückten sie ihre Häuser mit Türmen.

Die Albigenserkrise
Zu Beginn des 13. Jh.s erstreckte sich der Herrschaftsbereich der Grafen von Toulouse und ihrer Vasallen von Marmande an der Grenze der Staaten des englischen Königs, des Herzogs von Aquitanien, bis zum Marquisat Provence, dem zukünftigen Comtat Venaissin, das damals im Lehnsverhältnis zum Heiligen Römischen Reich stand. Doch war die gräfliche Verwaltung im Vergleich zu der des Kapetingers recht schwach. Der katharische Glaube (s. 5. 43) konnte sich vor allem im Haut Languedoc verbreiten.

Der Kampf gegen die Ketzerei wurde zunächst vom Papsttum mit kirchlichen Sanktionen (Exkommunikation, über die Provinz verhängtes Verbot aller kirchlichen Amtshandlungen, Suspension von Bischöfen) und dann mit Hilfe der Predigten der Ordenspriester geführt; die von Dominikus und seinen ersten Anhängern schienen die größten Erfolge aufzuweisen. Dann wurde jedoch 1208 der päpstliche Legat Pierre de Castelnau in St-Gilles ermordet . Papst lnnozenz III. exkommunizierte daraufhin den der Mittäterschaft bezichtigten Raimund VI. von Toulouse und rief zum Kreuzzug gegen die Häretiker auf. Philipp II. August lehnte es zunächst jedoch ab, sich einzumischen.

Der Kreuzzug (1209-1218)
Bei den neuen, mit Helm oder Mitra bekleideten Kreuzfahrern handelte es sich vorwiegend um " Leute aus dem Norden“, d. h. aus der lle-de-France, der Champagne, Burgund, Flandern und auch aus Deutschland. Ihnen wurden die gleichen Vorteile zugestanden wie den ins Heilige Land ziehenden Kreuzfahrern (Absolution, Ablaß usw.). Es ging ihnen sicherlich zunächst einmal darum, der Kirche zu dienen. Doch die Aussicht, Gebiete von den als Rebellen gegen
die katholische Orthodoxie vertriebenen Feudalherren für sich zu beanspruchen, war bestimmt ebenso Motivation für ihr Handeln. Dem Feudalrecht zufolge hatten sie nur einen vierzigtägigen Dienst zu leisten.

Nach dem Massaker von Beziers und der Eroberung von Carcassonne (1209) bemächtigte sich Simon de Montfort, der neue Anführer des Kreuzzugs, der Vizegrafschaft von Trencavel .

Der Widerstand von Toulouse wurde nach und nach geschwächt, und das verrückte Verhalten des mit dem Languedoc verbündeten Peter II. von Aragonien in Muret führte zu einem wahren Fiasko (1213).

Auf der Versammlung von Pamiers (1212) waren den Kampfgefährten von Manfort, unter anderem Guy de Levis, die konfiszierten Gebiete übertragen und dem Klerus zahlreiche Privilegien eingeräumt worden. Doch blieb Toulouse dem Grafer Raimund VI. treu und bereitete sich auf eine Belagerung vor, Im Juni 1218 wurde Simon de Montfort, als er die Stadt zum zweiten Mal belagerte, von einem mit einer Wurfmaschine abgeschossenen Stein getötet.

Die Einmischung der Kapetinger (1224-1229)
Das Kreuzfahrerheer der Barone löste sich allmählich auf. Amaury, der Sohn Simon de Montforts, der von Raimund VII., dem Erben von Toulouse, verfolgt wurde, verließ Südfrankreich endgültig und trat alle seine Rechte an König Ludwig VIII. ab (1224). Doch wurde der Graf von Toulouse schließlich auf diplomatischer Ebene geschlagen, indem man ihn von den Gesprächen zwischen Ludwig dem Heiligen und dem Kardinal von Saint-Ange, einem der größten Vertreter der vatikanischen Diplomatie, ausschloß. Da er zudem nach wie vor der Feindseligkeit des Episkopats ausgesetzt und durch die Taktik der "verbrannten Erde“ entmutigt war, erklärte er sich schließlich bereit zu verhandeln.

Am Gründonnerstag, den 12. April 1229 tat er auf dem Vorplatz der Kathedrale Notre-Dame von Paris öffentlich Buße und schwor, die Bestimmungen des Friedens von Paris (bzw. von Meaux) zu beachten. Der Graf erhielt nur das Haut-Languedoc zurück, über das man ihm lediglich das Nutzungsrecht zugestand. Seine einzige Tochter Jeanne wurde mit Alfons von Poitiers, dem Bruder Ludwigs des Heiligen, verheiratet.

Sollten aus dieser Verbindung keine Kinder hervorgehen, dann sollte das Gebiet an die französische Krone zurückfallen. Raimund verpflichtete sich außerdem dazu, die Stadtmauer von Toulouse zu schleifen und zehn Jahre lang vier Meister der Theologie, zwei Meister des Kirchenrechts, sechs Meister der Künste und zwei "Meister der Grammatik“ zu unterhalten. Dies war der Beginn der Universität von Toulouse. 1271 starben Alfons und Jeanne kinderlos im Abstand von drei Tagen, was den Scharfblick der französischen Unterhändler bewies. Das gesamte Languedoc wurde somit der französischen Krondomäne einverleibt.

Die älteste Akademie Europas
Als nach den Albigenserkriegen der Minnesang in Vergessenheit geraten war, begann in Toulouse eine neue künstlerische und literarische Blütezeit. Im frühen 14. Jh. bemühten sich hier nämlich sieben Notabeln besonders um die Erhaltung der Languedoc. Sie hatten die Idee, die Blumenspiele (Jeux Floraux) ins Leben zu rufen, einen Dichterwettkampf, bei dem der erste Preis ein goldenes Tausendschön (amarant), der zweite Preis eine silberne Rose war. 1324 schlossen sich die Herren zum College du Gai-Savoir (Kollegium der heiteren Wissenschaft) zusammen, der ältesten literarischen Gesellschaft Europas. 1694 erhob Ludwig XIV. die Gesellschaft nach dem Muster der Academie Franeaise in den Stand der Academie des Jeux (floraux).

Noch heute erhalten ausgewählte Dichter am 3. Mai jeden Jahres eine Blume aus geschmiedetem Gold. Ronsard und Victor Hugo wurde diese Ehre zuteil, ebenso Nazaire-Francois Fabre (1755-1794), dem Autor des republikanischen Kalenders und des Liebesgedichts " ll pleut, il pleut bergere, der seinen Namen in Fahre d‘Eglantine änderte.

Der Boom des Färberwaids
Im 15. Jh. stürzte der Färberwaidhandel die Toulouser Kaufleute in das Abenteuer des internationalen Handels: London und Antwerpen gehörten zu den wichtigsten Absatzmärkten. Dank der Spekulation konnten Familien wie die Bernuy und die Assezat wie Fürsten leben. So ist es auch kein Wunder, daß zu jener Zeit zahlreiche prachtvolle Stadtpalais, Symbole des Reichtums und der Macht der Fürsten des Färberwaids, errichtet wurden.
Der italienische Einfluß und insbesondere die neue Blüte des Florentiner Baustils veränderten allmählich auf harmonische Weise das Aussehen der florierenden Stadt, die bis dahin noch weitgehend vom Mittelalter geprägt war. Doch bereits ab 1560 hielt der lndigo seinen Einzug in Europa, und es begannen die dunklen Stunden der Religionskriege. Das System brach zusammen.

Ein Kopf muß fallen
Eine Episode vom Aufstand des Adels gegen Richelieu fand
in Toulouse ein tragisches Ende. Henri de Montmorency, der Gouverneur des Languedoc, gehörte der größten Familie Frankreichs an. Er war außerordentlich mutig, überaus großzügig, sah gut aus und erfreute sich daher sehr rasch in seiner Wahlheimat, dem Languedoc, großer Beliebtheit.

Von Gaston von 0rleans, dem Bruder Ludwigs XIII., angestachelt, ergriff er 1632 die Waffen gegen den Kardinal. Die beiden Verbündeten wurden jedoch in Castelnaudary besiegt. Montmorency wehrte sich heldenhaft und wurde schließlich, mehrfach verwundet, gefangengenommen. Das Parlament von Toulouse verurteilte ihn zum Tode.

Niemand konnte sich vorstellen, daß eine derart hochgestellte Persönlichkeit tatsächlich hingerichtet würde. Doch wies der zusammen mit dem Kardinal Richelieu persönlich nach Toulouse gereiste König die flehentlichen Bitten der Familie, des Hofes und des Volkes zurück. „Ich wäre kein König, hätte ich die gleichen Gefühle wie eine Privatperson“, antwortete er. Die einzige dem Verurteilten erwiesene Gnade war, ihn im Capitole statt auf dem öffentlichen Platz enthaupten zu lassen. Das Schafott wurde im Innenhof am Fuß der Statue Heinrichs IV. aufgestellt. Der Herzog starb im Alter von siebenunddreißig Jahren mit der Würde eines großen Herrn. Das vor dem Capitole versammelte Volk schwor dem Kardinal lautstark Rache, als der Henker mit dem blutigen Kopf an einem Fenster erschien.