Uzes
 
 
 
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Rundgang durch Uzès

 

 

 

 

Der gesamte Ort ist überaus reizvoll und entsprechend besucht. Neben dem historischen Stadtbild im ganzen bietet Uzes viele kunsthistorische Juwelen. Zuerst muß man da die Tour Fenestrelle nennen die aus einem Ensemble aus Bischofspalast und Kathedrale herausragt und weit über die Provence hinaus Bedeutung hat.

Ein romanischer Turm, erbaut Ende des 11. Anfang des 12. Jh., rund und Fenstern, das ist schon an sich eine Rarität und einzigartig, jedenfals in Frankreich. Dazu kommt der lombardische Einschlag im Baustil.

Nach Art italienischer Campanile gehört der Glockenturm zwar zur Kirche, steht aber davon unabhängig. Über einem quadratischen Sockel folgen sechs runde Etagen jeweils in Form von Bogengängen.

Bei genauer Betrachtung wird man erkennen, daß diese Etagen nicht gleich aussehen. Das liegt an der langen Bauzeit, während der die Entwürfe offensichtlich fortschritten, vom alten Teil ganz unten bis hin zu den beiden identischen oberen Etagen, die allerdings wohl im 17. Jh. erneuert worden sind. Besteigen läßt sich das 42 Meter hohe Wahrzeichen übrigens nicht: Seit jeher fehlt die Treppe.

Wo ein Turm, da auch eine Kathedrale. Doch die heutige Kirche führt in die Irre. Die Tour Fenestrelle gehörte zu einer älteren, ebenfalls romanischen Kirche und ist das einzige, was die zerstörerischen Religionskriege von ihr übrigließen.

Die heutige Kathedrale stammt aus der Mitte des 17. Jh.; allein ihre Fassade scheint noch den Vorgängerbau zu zitieren, sie ist neoromanisch und kam im 19. Jh. dazu. Da hatte das Gemäuer längst seine Umfunktionierung zum „Tempel der Vernunft“ hinter sich — ein Akt der Revolution, bei dem nebenbei fast das ganze Mobiliar verschwand.

Daher wirkt die Kathedrale etwas sparsam ausgestattet für einen bedeutenden Bischofssitz, mit Ausnahme der Orgel. Die stammt aus dem späten 17. Jh. und gehört zu den schönsten Exemplaren klassischer französischer Orgelbaukunst.

An die Kathedrale grenzt der Bischofspalast, lAncien Eveche. Auch er entstand im 17. Jh., als die Religionskriege überstanden waren, und erlebte im 18. Jh. einen Umbau. Es ist unverkennbar, daß die Bischöfe von Uzes mächtig und reich waren, vor allem in diesem 18. Jh.

Freilich standen sie da schon kurz vor der Abberufung: 1790 wurde Nimes Bischofsstadt, und in den frisch renovierten Palast zogen würdige Nachbewohner ein - die Insassen eines Gefängnisses.

Das platzte in revolutionären Zeiten natürlich aus allen Nähten, entsprechend litt das Gebäude, und als es 1971 endlisch restauriert werden sollte, fielen die Innenräume großenteils in sich zusammen. Gerade für das Heim seum blieb noch Platz.

Musee Municipal Georges Borias
Bischofspalast, Place de I‘Eveche
Sammlung zur Archäologie, Kunst und Volkstradition, dazu Gemälde und vor allem Keramik (Uzes ist seit Urzeiten dafür bekannt aufgrund seiner geologischen Voraussetzungen).

Öffnungszeiten:
Täglich außer montags
15.00-18.00 Uhr
im November und Dezember 14.00-17.00 Uhr
im Januar geschl.

Hinter der Tour Fenestrelle versteckt sich in einem kleinen Garten noch der Pavillon Racine. Er wurde 1687 gebaut und ist nach dem Dichter benannt, der allerdings 25 Jahre vorher Uzes besucht hatte. Damals zog sich Racine in die Ruine eines alten Turms zurück und meditierte, oder, wie man in Uzes lieber sagt, er spürte seine Berufung zur Literatur in jugendlicher Brust knospen.

Wie auch immer, die sicher romantische Ruine paßte nicht mehr recht zum aufstrebenden Uzes, man ersetzte sie durch den heutigen Pavillon. Später, als Racine selbst Geschichte war, hätte man natürlich gern die Ruine vorgezeigt. Es blieb nur, den Nachfolger nach dem Dichter zu taufen.

Die Place de l‘Eveche, an die all diese Monumente grenzen, ist so etwas wie die Visitenkarte von Uzes.

Von der Terrasse hinter der Tour Fenestrelle fällt der Blick in die weite Ebene, und gegenüber, auf der anderen Straßenseite — auf noch mehr Prachtbauten.

Die imposanten Kolonnaden des Hotel du Baron de Castile gehen auf das Geltungsbedürfnis seines Erbauers zurück, eben des Barons, der dergleichen auf seinen Reisen stets bewundert hatte und es dann umsetzte, 62jährig, frisch verheiratet mit einer 24jährigen, der noch fünffache Mutterfreuden bevorstanden. An beider Glück erinnern auf der Fassade die Initialen CR.

In unmittelbarer Nachbarschaft, in der kleinen Rue Rafin an der Ecke zur Rue Blanchard, findet sich ein weiteres Hotel particulier, viel älter diesmal, noch aus dem Mittelalter: Das Ancien Hotel des Monnaies.

Einige Fenster und Fassadendekorationen sind aber unverkennbar im Stil der Renaissance erneuert worden. Die Bischöfe ließen hier, als sie dieses Privileg noch genossen, die Münzen von Uzes prägen - auch das Grundlage ihrer Jahrhunderte währenden Macht.

Noch viel älter sind die sogenannten Katakomben, auch Krypten genannt (an der Place du Duche 5, um die Ecke rue Boucaire).

In vier Metern Tiefe sind Räume in den Fels gehauen, in denen die ganz frühen Christen ihre Gottesdienste abhielten - Schätzungen gehen vom 2. Jh. aus. Es handelt sich dabei um den Keller eines Privathauses, der über das Office de Tourisme oder mittels freundlicher Vorsprache beim Besitzer zugänglich ist.

Die geheimnisvolle Stätte liegt mitten unter dem Zentrum von Uzes.

Gleich gegenüber markiert das Herzogsschloß (Le Duche) den Sitz weltlicher Macht, auch sie dahingegangen zwar, vom jetzigen Duc dUzes aber symbolträchtig wieder heraufbeschworen: Wann immer der Herzog in seinem Gemäuer weilt, ist das Personal gehalten, auf den Zinnen darüber die Flagge zu hissen. Finanziert wird solcherlei Traditionspflege über Eintrittspreise, bei deren Kalkulation der Duc offenbar jegliches Augenmaß verloren hat. Weil das Sehenswerteste am Schioß ohnehin der Innenhof ist, kann man sich auch mit einem (kostenlosen) Blick dorthinein begnügen.

Das Schloß vermittelt mit seinen dicken Mauern und den drei Türmen einen mittelalterlich-wehrhaften Eindruck, und in der Tat wurde es zwar als Stadtschloß gebaut, aber auch im Hinblick auf mögliche Belagerungen. Bewähren mußte sich das nie, was die gute Erhaltung erklärt. Die Baugeschichte ist lang, sie reicht vom 11. bis ins 17. Jh.

Im Innenhof fällt vor allem dle sehr schöne Renaissance-Fassade von 1565 auf (zwischen dem Donjon oder Tour Bermonde und der Kapelle, auch sie in Form eines kleineren Turms). Eine jüngst erfolgte Restaurierung läßt die reiche Deko mit Pilastern, Kolonnaden und Reliefs noch besser zur Geltung kommen. Ungewöhnlich ist die Verwendung dreier verschiedener Säularten: dorisch im Erdgeschoß, darüber ionisch und ganz oben korinthisch.

Man schreibt diese Fassade dem Architekten Delorme zu, der in Paris den Tuilerien-Palast baute.

Seinen Namen trägt auch die Tour Bermonde aus dem 10. Jh. damit ältester Teil des Schlosses. Ins Innere führt eine Renaissance-Treppe. Der Rundgang durch die wertvoll ausgestatteten Räume gleicht dem Besuch einer Ahnengalerie. Seit über einem Jahrtausend gehört das Schloß der gleichen Familie — an den Wänden ist sie versammelt. Der Besuch endet in der an sich gotischen Kapelle, die im 19. Jh. eine reichlich verkitschte Restaurierung erfuhr.

Lohnend ist der Aufstieg in den 44 Meter hohen Turm des Schlosses.

Öffnungszeiten:
Stündlich Führungen.
Juni bis September: 10.00-18.30 Uhr
Oktober bis Mai: 10.00-12.00 Uhr und 14.00- 18.00 Uhr. Eintritt 8 Euro, für Kinder (7-11) 4 Euro.

Der Donjon des Schlosses und die Tour Fenestrelle sind aber nicht die einzigen Türme von Bedeutung. Daß die Herzöge zwar mächtig waren, diese Macht aber teilen mußten, dafür stehen symbolisch die drei Türme von Uzes: der Turm der Herzöge, der des Königs und der des Bischofs, einträchtig nebeneinander überblicken sie die Dächer des Ortes.

Und auch die Renaissance hat nicht nur im Schloß eine typische Fassade hinterlassen. Ebenfalls im 16. Jh. entstand das nahe Hotel Dampmartin, benannt nach seinem späteren Besitzer, dem Bürgermeister Dampmartin. Er fiel 1852 einem Mord zum Opfer - auf eben jener Place Dampmartin, die wir nun überqueren auf dem Weg zum schönsten Platz der Stadt, der Place aux Herbes.

Die trug nicht immer diesen Namen, nannte sich, je nach den politischen Wechselfällen, bald Place Royale, bald Place de la Revolution. Weil in der Provence allein das Kulinarische ewig unbestritten bleibt, dürfte mit Place aux Herbes nun die dauerhafteste Lösung gefunden sein.

Und Kräuter werden ja auch gehandelt auf diesem Platz, dem Marktplatz und wahren Herzen der Stadt. Die Arkadengänge, auch sie sorgfältig restauriert, wirken am schönsten abends, wenn eine geschickte Beleuchtung den Stein in warmen Farben erstrahlen läßt.

Von hier aus lohnt ein Bummel über den Boulevardring mit Straßencafes unter Platanen, vielleicht bis zum Hotel de Ville, ein Beispiel der eleganten Architektur des 18. Jh. mit schattigem Innenhof. Oder zur Kirche St. Etienne, auch sie am Boulevardring gelegen, einem Beispiel später Barockarchitektur.