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Kanäle und Wasserstrassen - Ile de France

 

 

 

 

Die Aisne und ihr Seitenkanal

Biegt man in Berry-au-Bac rechts ab, kommt man nach Neufchatel-sur-Aisne und weiter nach Belgien. Links setzt man die Reise durch die Ile de France fort. Von hier bis zur Mündung in die Oise nördlich von Compiegne ist der Fluss 92 km lang schiffbar.

Canal du Champagne sollte die Wasserstraße ursprünglich heißen, die die Aisne mit der Maas über den Fluss Bar verbinden würde. Doch als er 1841 fertig war, hatte er einen etwas anderen Verlauf und bekam einen neuen Namen.

Trotz der vielen Frachter ist es eine schöne Fahrt vorbei an Äckern. Der unerfahrene Bootsmann braucht sich wegen der Schleusen keine Sorgen zu machen, denn es gibt nur 13, die alle mechanisiert und bemannt sind.

Spaß hat man in Berry-au-Bac, einem großen Anlegeplatz, wo oft 10 oder 12 beladene Frachter am Kai liegen. Wenn man sieht, wie diese 38 m langen Schiffe die scharfen Kurven von Kanal zu Kanal nehmen, dann scheint das Einparken nebeneinander dagegen einfach.

Der Hafen bietet sämtliche Dienstleistungen; es gibt auch Geschäfte und Restaurants.

Rechts der Ecluse 4, la Cendriere, zweigt der Canal de l'Oise a I' Aisne ab.

Für einen längeren Abstecher fährt man 48 km nördlich nach Abbecourt, dann weiter auf dem Oise-Seitenkanal Richtung Süden, und nach weiteren 33 km trifft man etwas unterhalb von Janville auf die alte Route.

Vailly-sur-Aisne bietet große Anlegeplätze (kompletter Service) und die letzte, leicht erreichbare Einkaufsmöglichkeit vor Soissons. Neben dem Kai ist eine Discothek und eine Bar, in der Stadt sind zwei Restaurants, das Cheval Blanc und Cheval d'Or mit regionaler Küche.

An den Schleusen 7 und 8, Celles, teilen sich Kanal und Fluss; von da an sind die Ufer dichter und wilder bewachsen.

Die hohen Türme der Klosterkirche St-Jean-des-Vignes künden Soissons an. Die Türme (80 m hoch) und die Fassade der Kirche aus dem 13. Jh. sind vollständig, der Kreuzgang, das Refektorium und der Keller nur teilweise erhalten.

Die Geschichte von Soissons ist älter als die von St Jean: nicht weit von hier schlug Chlodwig die Römer; sein Sohn Clotaire machte es zur Hauptstadt. Der Ort wurde auch durch die "Geschichte mit der Vase" bekannt.

Kurz nach seiner Bekehrung zum Christentum befahl Chlodwig seinen Truppen, die Beute aus Plünderungen an die Besitzer zurückzugeben. Doch in dem alten Glauben, dem Sieger stehe die Beute zu, verweigerten einige Männer den Gehorsam. Ein Krieger zerbrach lieber seine erbeutete Lieblingsvase, als sie zurückzugeben.

Nach dem Motto: "Werde nicht wütend, sondern räche dich", wartete Chlodwig geduldig. Jahre später erkannte er den Übeltäter und durchtrennte dessen Körper mit dem Schwert, angeblich mit den Worten: "Ich mache mit dir das, was du mit der Vase machtest."

In bei den Weltkriegen wurde die Stadt stark zerstört. Die meisten Gebäude sind daher keine 50 Jahre alt. Die gotische Kathedrale St-Gervais-et-St-Protais wird seit ihrer Zerstörung im Jahre 1918 restauriert.

Die Anbetung der Hirten von Rubens im nördlichen Querschiff ist sehenswert. Die Buntglasfenster über dem Chor sind aus dem 13. und 14. Jh. Beachten Sie auch die Einschüsse an der Außenmauer.

Gegenüber der Kathedrale liegt das Kloster von St-Leger (12. Jh.), das die Protestanten während der Religionskriege beschädigten. Im Innern steht ein Denkmal für die Opfer der Nazis, ein weiteres Denkmal erinnert an den Ersten Weltkrieg.

Besuchen Sie das Musee Municipal auf der Rue de la Congregation.

Freizeitboote sollten in Soissons am linken Ufer zwischen Foot du Mail und Ecluse 10, Vauxrot, anlegen.

Auf der Ostseite des Kirchplatzes ist täglich (außer sonntags) Markttag. Da die nächsten Dörfer nicht am Fluss liegen, sollten Sie hier ihre Vorräte auffüllen.

Nach Soissons kommt gleich das flache, offene Land mit endlosen Mais­ und Zuckerrübenfeldern. Häuser aus der Nachkriegszeit zieren die Berge, und gelegentlich findet man auch ältere Gebäude, die die früheren Verwüstungen überstanden.

In Pont Fontenoy, gleich nach der Ecluse 11, ist das Gasthaus Du Bord de 1 'Eau Auberge. Für die Gäste des Restaurants gibt es Anlegeplätze für die Nacht.

Man kann auch einen kurzen Ausflug nach Courtieux machen und die Kirche aus dem 12. Jh. besichtigen; dann weiter zur Kirche von Jaulzy (zwischen dem 12. und 16. Jh. erbaut).

Attichy hat eine Art Flohmarkt, und für Kinder bieten ein Schwimmbad und andere Freizeiteinrichtungen viel Spaß.

10 km hinter der Brücke von La Motte befindet sich auf der Rte D 335 Pierrefonds, eine Version des Disneyland­Phantasieschlosses (für Fotografen ein ergiebiger Ausflug!).

Einzigartig ist dieser extravagante, massive Granitbau über der kleinen Stadt am ostende des Waldes von Compiegne. Er besteht aus acht riesigen, mit Schiefer bedeckten Türmen, verbunden mit schweren Zinnen, die ein ungleiches Rechteck bilden.

Bei einer Führung sieht man u.a. die Hoheitsgemächer, den Rittersaal, den Wachraum und die Kapelle.

Das Originalschloss wurde an dieser Stelle 1390 von Herzog Louis von Orleans, einem Bruder Karls VI., gebaut. Leider hatte er wenig Zeit, es zu genießen: 1407 wurde er getötet, was die bei den Häuser Orleans und Burgund im Kampf um die Krone Frankreichs noch weiter spaltete.

Während des Hundertjährigen Krieges wurde Pierrefonds von Engländern und Franzosen besetzt und 1413 abgebrannt; der damalige Herzog von Orleans wurde in der Schlacht von Agincourt gefangen genommen.

Nach 25 Jahren im Londoner Tower kehrte er erst 1440 nach Frankreich zurück.

Während des Aufstandes des Prinzen von der Conde gegen Ludwig VII. wurde 1616 der Julius-Caesar-Turm bombardiert und stürzte trotz der dicken Mauem ein. Als letzten Beweis seiner Macht ließ Kardinal Richelieu alle Türme abtragen, und nach der Revolution überließ man das Schloss seinem weiteren Verfall.

Napoleon verliebte sich irgendwie in diesen Ort, und 1848 wurde Pierrefonds zum Nationaldenkmal erklärt. 1861 sollte Viollet-Le-Duc es renovieren; das Ergebnis war ein kompletter Umbau. Bei Ausbruch des Deutsch-Französichen Krieges 1870 wurden die Arbeiten eingestellt; doch Le-Duc ließ sich nicht aufhalten.

1873 wollte er weiterbauen, aber sein Tod (1879) verhinderte dann die Vollendung des Baus. Sein Neffe, der Architekt Ouradour, stellte diese romantische Version einer gotischen Festung 1885 dann doch noch fertig.

Bei La Motte tritt auch eine erhebliche Veränderung der Flusslandschaft ein. Anstelle der Acker treten nun große Aufforstungen. Rechts beginnt der Foret de Laigues, links der Foret de Compiegne.

Legen Sie an der Brücke in Le Francport an für einen Spaziergang von 800 m zur Clairiere de l' Armistice (Lichtung des Waffenstillstands), wo die deutsche Armee sich am 11. Nov. 1918 Marschall Foch ergab.

Die ausgestellte Eisenbahn ist eine Nachbildung; das Original wurde bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Berlin zerstört.

Doch wie kam es nach Berlin?

Hitler wollte sich für frühere Demütigungen rächen und bestand darauf, dass die Kapitulation Frankreichs 1940 im gleichen Eisenbahnwagen und auf dem gleichen Rangiergleis stattfinden sollte.

Die Bahn kam nach Berlin und wurde zum Denkmal. Bei Kriegsende fanden die Franzosen eine ähnliche Eisenbahn und bauten sie original getreu um.

Der Schein des Messings am Holzwaggon ist unvergleichlich. Bis zum letzten Stück Papier und zum Tintenfass ist jedes Detail perfekt. Am anderen Ende des Gebäudes ist ein ewiges Licht entzündet; Stereoskopbilder zeigen Ansichten von Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.

Zwei Denkmäler stehen neben der Eisenbahn: eine Statue von Marschall Foch und eine Statue, die den gefallenen Deutschen Adler darstellt.

Die Aisne fließt weiter in ruhigen Windungen an Gärten und Wochenendhäusern von Stadtbewohnern vorbei, bis nach wenigen Kilometern Choisy-au ­Bac am Horizont auftaucht...