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Kanäle und Wasserstrassen in Burgund

 

 

 

 

Canal de Bourgogne

Höchstwahrscheinlich waren es die Römer, die zuerst von einer Verbindung zwischen der Saone und der Seine träumten, um zwischen dem Mittelmeer und Nordeuropa bequem Handel treiben zu können.

Aber erst die Franzosen des 18. und 19. Jh. schufen den Burgund­Kanal. Heute befahren ihn nur ein paar Handelsschiffe, dafür aber gibt es umso mehr Ferienboote.

Der Kanal folgt dem Armancon, einem Nebenfluss des Yonne, und dem Ouche, einem Nebenfluss der Saone. Um jedoch das Gebirge bei Pouilly-en­Auxois zu überwinden, mussten ein sehr langer Tunnel und mehrere Speicherseen gebaut werden, um einen angemessenen Wasserfluss zu garantieren.

Die Bauleistung am Burgund-Kanal ist bemerkenswert; die Landschaft, die beschaulichen Dörfer und viele historische Stätten machen den Kanal zu einem der schönsten in Frankreich.

Offiziell beginnt der Burgund-Kanal bei Laroche Migennes, wo der Yonne­Kanal nach Auxerre abzweigt.

Brienon ist die erste Stadt am Kanal; sie hat gute Geschäfte und einen nützlichen Service. Sehenswert sind eine Kirche aus dem 13. Jh. und eine interessante Waschanstalt aus dem 18. Jh.

Suchen Sie unterhalb der Stadt die Eisenbahnbrücke, die von den superschnellen Trains Grande Vitesse (TGV) überquert; ein geeigneter Platz, um über den Fortschritt im Verkehrswesen der letzten 150 Jahre nachzudenken.

Hoch über dem Kanal steht die hübsche Kirche von St Florentin (14. Jh.). Überbleibsel der Stadtbefestigungen können noch besichtigt werden. Beachten Sie auch einen alten Brunnen im Zentrum; unter den Figuren entdeckt man Adam und Eva au naturel.

Zwei von Frankreichs bekanntesten Käsesorten, St Florentin und Soumaintrain, werden in der Gegend hergestellt. In Flogny können Sie sich wieder mit Lebensmitteln eindecken.

Die Landschaft ist sehr schön, Hügel und Wäldchen wechseln sich ab. Die Stadt Tonnerre ist ein Kanalhafen und Handelszentrum aus römischen Zeiten. In der Stadtmitte steht die Fosse Dionne, ein rundes Steinwaschbecken, das schon zu Cäsars Zeiten bestand und immer noch mit ultrablauem Wasser aus einer natürlichen Quelle gefüllt ist.

Man findet Beispiele typisch burgundischer Architektur, die älteren Gebäude haben rote Dachziegel.

Das Ancien Hopital oder Notre-Dame des Fontenilles, ein Hospital aus dem 13. Jh., wurde von Marguerite de Bourgogne begonnen. Die große, über 80 m lange Halle, wo sich früher die Krankenbetten an den Wänden reihten, lohnt einen Besuch.

Es gab noch eine andere berühmte ­oder berüchtigte - Gestalt in Tonnerre, die man erwähnen sollte. Charles Genevieve Louis Auguste Cesar Andree Timothee Deon de Beaumont lebte von 1728 bis 1810 und wechselte die Rollen von männlich zu weiblich (einmal trat er als weiblicher Spion auf), ganz wie es ihm passte.

Er wurde wegen seiner Heldentaten als Mann wie auch als Frau geehrt; erst nach seinem Tod stellte sich endgültig heraus, dass er ein Mann war.

Tanlay ist für seine Schlösser und Burgen bekannt. Hier werden oft Heißluftballonfahrten angeboten, denn von oben lässt sich das Chateau herrlich überblicken. Ein merkwürdiger achteckiger Raum im Chateau, im Bündnisturm, war einst Schauplatz geheimer Hugenottentreffen.

Interessant ist auch die Malerei an der gewölbten Decke des Raumes; historische Personen sind wie mythologische Gestalten angezogen (bzw. ausgezogen).

Einen Spaziergang entfernt vom Hafen bei Ancy-le-Franc ist wieder ein hübsches Schlösschen. Hier sind die Gebäude fantasievoller gestaltet; man hat sie schon mit denen der Architekturschule von Fontainebleau verglichen.

In Cry-sur-Armancon sind alte Steinhäuser und andere Gebäude sehenswert.

Der Kanal windet sich durch Hügel und welliges Ackerland mit weißen "Charolais"-Kühen. Die Ufer sind von Platanen und Pappeln gesäumt. Außerhalb von Buffon befinden sich die Überbleibsel einer Schmiede aus dem 18. Jh. - Zeuge der beachtlichen Industrie dieses Gebietes, die wiederum dem Kanalbau im 18. und 19. Jh. Auftrieb gab.

Führungen durch die restaurierten Gebäude können arrangiert werden.

Kaum 6 km östlich von Montbard ist die Abbaye de Fontenay, die St. Bernhard im 12. Jh. gründete. Sie wurde mit großer Sorgfalt gepflegt und schließlich von den Brüdern Montgolfier (die durch ihre Heißluftballons bekannt wurden) restauriert; heute ist sie ein seltenes Beispiel für eine hervorragend erhaltene Zisterzienserabtei.

Montbard ist eine große Industriestadt, die zwar einen guten Schiffsservice und einen großen Markt hat, aber wenig Channe. Hier wurde der große französische Naturforscher und Industrielle, der Comte de Buffon, geboren. Wo einst die Ruine einer burgundischen Feste stand, ließ er einen Garten anlegen.

Es stehen nur noch zwei Türme, aber der überwuchernde Park ist einen Spaziergang wert.

Venarey-les-Laumes ist die letzte Stadt vor dem Anstieg zum Scheitelpunkt des Kanals. Der Bootsservice ist gut, und man kann einen interessanten Ausflug machen: 4 km östlich liegt das Dorf Alise-Sainte-Reine, wo Cäsar 52 v.Chr. Vercingetorix besiegte und Gallien schließlich unter römische Herrschaft brachte - hier steht eine riesige Statue des gallischen Führers.

Sie sind nun für die Reise bergauf gestärkt. Trösten Sie sich mit dem Gedanken: zwischen hier und Pouilly sind nur 56 mörderische, Durst machende Schleusen zu überwinden; danach kommt bloß noch ein Tunnel, und dann fahren Sie ja schon wieder abwärts, durch fast genauso viele Schleusen nach Dijon!

Wenn das alles auf einmal zu viel ist, machen Sie einfach in Pouillenay eine Pause (9 Schleusen sind geschafft, 47 warten noch auf Sie), und fahren Sie mit dem Taxi die 10 km nach Semur-en­Auxois, einem der reizvollsten burgundischen Städtchen der Gegend.

Notre-Dame de Semur ist ein sehenswertes Beispiel einer gotischen Kirche Burgunds. Im Museum und in der Bücherei finden Sie schöne Handschriften aus dem 10. Jh. sowie geologische und paläontologische Arbeiten. Sportfans werden den 31. Mai nicht auslassen wollen, an dem Frankreichs ältestes Pferderennen hier abgehalten wird.

Der Kanal steigt auf seinem Weg nach Pouilly-en-Auxois und dem Scheitelpunkt über eine schier endlose Reihe von Schleusen weiter bergan.

Oben gibt es einen sehr guten Bootsservice und mehrere Lebensmittelgeschäfte. Aber die eigentliche Attraktion (abgesehen von den Cafes am Ufer) ist der Pouilly­ Tunnel.

Die Fahrt durch diese 3.350 m lange Röhre kann zwei oder mehr Stunden dauern - vielleicht werden Sie sie nicht genießen, aber jedenfalls wird sie Ihnen unvergesslich bleiben.

Bei der Abfahrt dasselbe noch mal: Jede einzelne Schleuse will erobert sein. Sie fahren an dichten Wäldern und hübschen kleinen Dörfern vorbei. Nach der Ecluse 8 bietet sich von Vandenesse aus ein atemberaubender Ausblick auf Chateauneuf (nicht verpassen!), das hoch oben östlich des Kanals thront.

Es ist ein richtiges Ansichtskarten-Bild, und bei der Besichtigung werden die Erwartungen nicht enttäuscht, denn die Festung aus dem 12. Jh. ist sehr gut erhalten. Die Burg wurde von Guy de Chaudeney erbaut und bis ins 15. Jh. hinein ständig erweitert.

Das Dorf innerhalb der Festungsmauern hat einige Kaufherrenhäuser und viele interessante Läden. In einem Restaurant können Sie mitten in einem der glanzvollsten Orte Burgunds gepflegt speisen.

Zwischen hier und Dijon fließt der Wasserweg an dichten Wäldern und noch mehr kleinen Dörfern vorbei (viele davon mit guten Geschäften direkt am Kanal).

Wegen des artenreichen Baumbestandes ist die Fahrt auf diesem Teilstück im Herbst besonders beliebt, wenn der Blätterwald sein prächtiges buntes Kleid angelegt hat.

Die Landschaft verändert sich wieder, und wir nähern uns Dijon. Die Kanalschleusen im Stadtzentrum führen zu einem Spezialhafenbecken für Ferienboote, einem guten Ausgangspunkt für Spaziergänge in die Stadt. In der Nähe des Anlegeplatzes gibt es gepflegte öffentliche Gartenanlagen, und das Einkaufszentrum ist auch nur fünf Minuten entfernt.

Dijon, das römische Dibio, erlangte im 13. Jh. Bedeutung und war als Hauptstadt von Burgund 500 Jahre lang ein Machtzentrum im Herzen Frankreichs. Seit der Römerzeit mehrmals zerstört und neu errichtet, erfuhr es die größte Verwüstung durch ein Feuer im Jahr 1137.

Herzog Hugues II. vollendete den Wiederaufbau und umgab die Stadt mit dicken Mauem und befestigten Toren.

Im 14. Jh. war der Aufstieg hauptsächlich einem Geschlecht zu verdanken: Philipp dem Kühnen sowie seinem Sohn Johann ohne Furcht und dem Enkel Philipp dem Guten.

Mitte des 15. Jh. umfasste das Königreich Burgund ein Gebiet, das von der Loire und dem Juragebirge bis zu den Niederlanden reichte. Es gab ständige Fehden mit den französischen Königen, manchmal auch im Bund mit England (die Hl. Johanna wurde von den Burgundern gefangen ­genommen und an England ausgeliefert), und erst 1477, mit dem Tode Karls des Kühnen, fiel Burgund an Frankreich.

In den öffentlichen Gebäuden Dijons spiegelt sich noch diese Epoche der Macht. Die Place de la Liberation ist das geistige, wenn nicht tatsächliche

Zentrum der Stadt; sie wurde 1682 angelegt, im selben Jahr, als der Palast der Herzöge von Burgund gebaut wurde. Hinter dem Palast, 316 Stufen hoch, hat man vom Tour Philippe Le Bon eine herrliche Aussicht auf die Stadt. Das Musee des Beaux Arts in einem Flügel des Palastes ist eine Schatzkammer der Kunst und der Historie.

Auf dem Glockenturm von Notre Dame (13. Jh.) erschien ursprünglich nur ein mechanisches Männchen zum Stundenschlag; heute sind es drei Figuren: eine Frau und zwei Kinder. Im Innern der Kirche steht die Schwarze Jungfrau aus dem 11. Jh., eines der ältesten Holzbildwerke Frankreichs.

Die modernen Wandbehänge schildern zwei wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte: die Befreiungen von 1513 und 1944.

Die gotische Kathedrale St Benigne (14. Jh.) hat noch den romanischen Eingang einer früheren Kirche. Die reiche Vielfalt von Burgunds Dachziegeln kann an den älteren Gebäuden bestaunt werden. Außer dem Musee des Beaux Arts führen auch noch andere in die Vergangenheit von Dijon, z.B. das Archäologische Museum in einer alten Benediktinerabtei gleich bei St Benigne.

In Dijon kauft man natürlich Senf. Die Geschäfte bieten über 150 Sorten an, darunter Kräutersenf, den althergebrachten Senf mit ganzen Körnern und die bekannteren milden und scharfen Senfsorten.

Von Dijon geht es fast geradlinig nach Süden durch flache Landschaft in Richtung Saone. Am Weg liegen imponierende Burgen und hübsche Schleusenhäuschen. Ein besonders adrettes Schlösschen ist bei Longe­court-en-Plaine.

Die Stadt St-Jean-de­Losne, ein wichtiger Hafen an der Saone, bildet das Ende des Burgund­ Kanals.