Kanäle und Wasserstrassen in Burgund
Canal du Nivernais
Von Auxerre zieht sich dieser Wasserweg nach Decize im Süden und stellt die Verbindung zwischen Paris und der Loire her. Auf einer Strecke von 174 km folgt er, durch Wälder und Ackerland, den Tälern von Yonne, Cure, Aron und Loire.
Hier verkehren fast keine Frachtschiffe, dafür um so mehr Ferienboote wegen der reizvollen Landschaft, einiger außergewöhnlich guter Restaurants am Weg und natürlich wegen des Burgunderweines. An den Ufern wachsen Obstbäume, und auch die Wälder von Morvan sind interessant.
In der hügeligen Landschaft südlich von Auxerre sieht man Weinberge, und genau unterhalb der kleinen Stadt Champs-sur-Yonne ist das Dorf Bailly ein guter Ausgangspunkt, um einige davon zu besuchen.
Saint-Bris-leVineaux, 3 km entfernt, bietet Weinproben in der Societe d 'Interet Collectif Agricole du Vignoble de l' Auxerrois (Winzergenossenschaft).
Die Gegend ist bekannt für ihre Weine, darunter der Cremant de Bourgogne, ein Schaumwein, den man hier überall findet. Die Weinberge liefern gute Rot- und Weißweine, und zwar schon seit dem Mittelalter; dieses Anbaugebiet blieb von einer Blattlausart verschont, die im 19. Jh. viele Reben zerstört hat.
Die Weine werden kontrolliert; außerhalb Burgunds kennt man sie kaum. Ein Großteil der Stadt ist seit dem Mittelalter unterkellert (Führungen möglich). Außerdem trifft man noch auf einige schöne Gebäude aus dem 16. Jh. und eine kleine Kirche aus dem 13. Jh. An dieser Kanalstrecke liegen viele gepflegte Chateaux und das Heim des berühmten Bildhauers Pierre Merlier.
Der Kanal beschreibt eine Kurve um Vincelles, von wo aus früher Weine nach Paris verschifft wurden. Das alte Waschhaus ist heute Museum. Im Kellergewölbe eines Klosters aus dem 13. Jh. über dem Fluss ist ein kleiner Nachtklub eingerichtet.
Hier kann man anlegen und Irancy besuchen, das etwa 3 km vom Kanal entfernt liegt. Weinberge und Obstgärten rahmen dieses schöne Dorf und seine Kirche aus dem 12. Jh. ein. Die Spitzenweine aus dieser Gegend enthalten viel Tannin und eignen sich für lange Lagerung. Es ist daher besser, alte Jahrgänge zu kaufen, z.B. einige sehr gute Rose-Weine.
Die felsigen Hügel erheben sich über dem Tal, und Weinberge erstrecken sich, soweit das Auge reicht. Halten Sie hinter Cravant Ausschau nach einem kurzen Seitenkanal, den man bis zu den Dörfern Accolay und Vermenton befahren kann.
Wieder auf dem Nivernais, machen Sie einen Abstecher zur Grande Grotte d' Arcy-Sur-Cure, einer riesigen unterirdischen Höhle.
Mailly-le-Chateau thront hoch über dem Kanal, der unten eine Biegung von 180 Grad vollzieht. Es geht steil hinauf zur Stadt, aber der Weg lohnt sich, um vom Schloss aus die Aussicht zu genießen und die Kirche St Adrien aus dem 13. Jh. zu besuchen mit ihrem Glockenturm und den frühgotischen Wasserspeiern.
Die Felsen steigen nun aber erst richtig an, und bei Rochers du Saussois finden sogar Kraxler ein angemessenes Klettergebiet. Für Vorsichtigere führen mehrere Wege zum Gipfel, mit wundervollen Ausblicken auf Kanal und Landschaft.
Chatel-Censoir liegt in einer Kurve des Kanals. Sein Wahrzeichen ist die Kirche St Potentian aus dem 15. Jh., die von Häusern aus dem 17. und 18. Jh. umgeben ist; man glaubt, daß die Krypta ins 9. Jh. zurückreicht, und die Kirche selbst steht auf einem noch älteren, schon von den Römern bebauten Platz.
Wegen der verschiedenartigen Architekturstile und Bauperioden, die sie in sich vereinigt, ist diese Kirche einen Besuch wert. Unterhalb von Chatel Censoir ist die Ecluse 56 (La Place), mit Sicherheit eine der schönsten Schleusen am ganzen Nivernais.
Im Dorf Coulanges-sur-Yonne können Sie sich mit Proviant eindecken, aber Sie sollten es auch nicht versäumen, von hier aus mit dem Taxi zu der etwa 20 km entfernten Stadt Vezelay hinaufzufahren.
Dort sind noch Spuren einer steinzeitlichen Kultur erkennbar, die etwa 12.000 Jahre zurückliegt; außerdem können Sie die Reste römischer Bäder u.a. Einrichtungen studieren. Aber das Wichtigste ist die Basilika St Madeleine, die als eines der schönsten Beispiele romanischer Architektur der Welt gilt.
Das Mittelschiff der Kathedrale ist etwa 60 m lang, die Säulen sind mit religiösen Motiven verziert; die Aussicht auf das Tal des Cure ist wundervoll. Hier verlas im Jahr 1146 St. Bernhard die päpstliche Bulle, die den Zweiten Kreuzzug auslöste.
Im Dorf St Pere-sous-Vezelay, am Fuß des Hügels, befindet sich eines der ganz berühmten Restaurants von Frankreich, das l'Esperance von Marc Meneau.
Der Markt Clamecy am Zusammenfluss von Yonne und Beuvron eignet sich vorzüglich für einen Aufenthalt von einem Tag oder mehr. (Vezelay kann man auch von hier aus erreichen.)
Während der Saison gibt es Führungen durch die Fachwerkhäuser. Im Verkehrsbüro erhalten Sie Karten und Tipps für Rundgänge durch dieses hübsche Städtchen, dem die hochgotische Kirche St Martin (13. Jh.) noch einen zusätzlichen Reiz verleiht.
Von diesem Ort aus wurden Baumstämme aus den Wäldern von Morvan flussabwärts geschickt - eine Statue erinnert an die stattlichen Flößer, die damals diese Reise machten.
Versäumen Sie auch nicht die Aussicht vom Kai auf die Stadt und die Mauer.
Ab Clamecy passiert man mehrere interessante Zugbrücken, alle mit einem Brückenwart. Fahren Sie langsam heran, bedienen Sie das Horn und hoffen Sie, daß der Brückenwart zu Hause ist!
Das kleine Museum in Villiers-surYonne hat eine sehenswerte Ausstellung merowingischer Geräte.
Monceaux-le-Comte ist ein kleiner Markt, nicht weit vom Kanal entfernt, mit den Ruinen eines Chateau aus dem 13. Jh.
Chitry-es-Mines hatte einst wichtige Silberminen; das Chateau aus dem 14. Jh. wurde im Zweiten Weltkrieg während der Resistance wieder zum Schauplatz der Ereignisse. Manchmal organisieren die Besitzer Führungen - am besten, Sie fragen im Ort selbst.
Eine gute Einkaufsmöglichkeit bietet sich in der nahe gelegenen Marktstadt Corbigny.
Wieder verändert sich der Kanal, während er zum Scheitelpunkt ansteigt. Ab Ecluse 16, Sardy, sind auf einer Strecke von 3 km 16 Schleusen zu überwinden und danach drei kurze Tunnels bei Port Brule. Die Zufahrt durch enge, in den Felsen gehauene Einschnitte ist sehr malerisch. Hat man erst einmal die Tunnels hinter sich gebracht, geht es nur noch abwärts.
Ein Stück weiter bergab ist der Etang de Baye, ein großer See, der Fischern und Seglern vorbehalten ist. Man fährt an vielen kleinen Dörfern und Bauernhäusern vorbei, und bei Chavance und Marre passiert man Doppelschleusen.
Vergnügungsboote legen gerne am charmanten Chatillon-en-Bazois gegenüber den Schlosstürmen an. Der Kanal macht hier eine scharfe Biegung von 180 Grad und setzt dann seinen Lauf auf einer kurvenreichen Strecke fort, die an weiteren Burgen und einigen sehr gepflegt aussehenden Bauernhöfen vorbeiführt.
Über den Ufern des Wasserweges erhebt sich Cercy-la-Tour mit seiner romanischen Kirche aus dem 12. Jh. Von den Ruinen einer alten Festung hat man einen weiten Ausblick. Die Geschäfte sind gut, und man kann herrlich durch die Stadt spazieren.
Weiter geht es nach Decize. Schon Julius Cäsar erwähnte in seinen Kommentaren die Stadt Decetia. Das heutige Decize liegt auf einem felsigen Stück Land, das die Loire vom Nivemais trennt.
Hier kann man auch auf den Loire-Seitenkanal gelangen.
In der Kirche St Are befindet sich eine merowingische Krypta, und in der Chapelle St Pierre im ehemaligen Minoritenkloster (Couvent des Minimes) steht eine römische Kanzel. Decize besitzt auch einen hübschen Park und eine lange, schattige Straße für Spaziergänge.
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