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Befahrbare Kanäle und Wasserstrassen in Südfrankreich

 

 

 

 

Der Garonne-Seitenkanal

Der Seitenkanal (Lateral) ist 200 Jahre jünger als der Canal du Midi und wurde als Ersatz für die recht unsichere Strecke auf der Garonne flussabwärts von Toulouse gebaut.

Man begann 1838, ab 1843 gab es regelmäßige Passagierboote zwischen Montauban und Toulouse. Bis 1850 hatte man die Strecke bis Agen erweitert, und 1865 wurde schließlich die letzte Schleuse bei Castets fertig gebaut.

Es gibt heute noch Lastkähne, die regelmäßig den Wasserweg befahren; gewöhnlich mit großen Mengen an Wein oder Korn. Alle Originalschleusen wurden nach Freycinet-Standard umgebaut (38 m); wenn am Midi einmal das Gleiche geschehen ist und Lastkähne aus ganz Frankreich ihn befahren können, wird hier vielleicht zusätzlicher Handelsverkehr entstehen.

Der erste Eindruck von diesem 193 km langen Wasserweg mit den 93 Schleusen mag im Vergleich zum Midi und in Anbetracht der ziemlich öden Anfangsstrecke (40 km) enttäuschend ausfallen, aber nach Montech befahrt man eine bezaubernde Route durch eines der ergiebigsten Obstanbaugebiete Frankreichs.

Im Frühjahr und Frühsommer sind die Hügel mit Blüten überzogen, und der Spätsommer zieht eine goldene Decke aus reifem Weizen, der sich im Winde wiegt, übers Land.

Diese Gegend ist bekannt für kulinarische Genüsse und Weine, und die Restaurants halten diesen Ruf für weniger Geld aufrecht als weiter östlich.

In der Nähe von Bordeaux kann man einige der berühmtesten Weinkellereien der Weit nach kurzer Anfahrt erreichen. Ein weiteres Plus des Lateral: Die meisten Touristen tummeln sich auf dem Midi, und so kann es vorkommen, dass man auf dem Lateral den ganzen Tag kein anderes Boot sieht.

Verglichen mit dem alle Konturen aufweisenden Midi scheint der Lateral ganz gerade zu verlaufen. Die Schleusendurchfahrt ist auch einfacher, und der Zugang ist durch Ampeln geregelt; diese werden mit Hilfe einer Stange bedient, die zu beiden Seiten der Schleuse in etwa 300 m Entfernung über dem Wasser hängt.

Anweisungen in Deutsch, Englisch und Französisch erleichtern die Sache.

Einen Minuspunkt kann man jedoch nicht übersehen: die Eisenbahn. Sie verläuft parallel zum Kanal von Toulouse fast bis nach Montech, erscheint wieder vor Castelsarrasin und bleibt bis Agen.

Die Ausfahrt von Toulouse ist wie die Einfahrt: ermüdende Industrie. Erst ab Ecluse 6, St Jory kann man wieder von einer Landschaft sprechen. Der Fluss, der unter dem Aquädukt kurz vor der Ecluse 7, Hers, hindurchfließt, hat denselben Namen.

Die Stadt oberhalb der nächsten Schleuse ist Castelnau d'Estretefonds mit einem großen Schloss.

Montauban ist 11 km von Montech entfernt. (Die neun Schleusen haben keine Wärter; vor der Weiterfahrt unbedingt Absprache mit dem Schleusenwärter von Montech!) Durch die Kanalerhöhung sieht es so aus, als würde man auf der Spitze der Welt dahinfahren.

Man passiert das Dorf Lacourt, ein altes Schloss blitzt durch die Bäume, Bauern dreschen ihr Getreide, und nicht einmal die Autobahn trübt das Vergnügen.

Die Schleuse vom Kanal zum Fluß Tarn ist jetzt geschlossen, er ist nur noch für Kanus und Ruderboote geeignet. Das kleine Anlegebecken ist gleich bei der Schleuse und die geschichtlich interessante Zone von Montauban nur einen kurzen Spaziergang über den Fluss entfernt.

Montauban, eine andere Stadt aus rosa Mauersteinen, wurde um 1140 von den Grafen von Toulouse gegründet. Vom Fluss aus täuschen die Lage der Stadt am Hügel und die Festung, bastide, eine Stadtmauer vor.

Das Herz der Altstadt ist der Place Nationale (Wochenmarkt!) mit gewölbten Säulengängen, die von den Ecken des Platzes ausgehen.

Die Kirche St Jacques ist im Festungsstil gebaut, außerhalb des Westausgangs; ursprünglich die bedeutendste Kathedrale, wurde sie 1739 von Notre Dame abgelöst.

Das Gemälde Der Schwur von Louis VIII wurde von dem hier geborenen Künstler Ingres gemalt. Es erinnert an die Hugenottenzeit, als der König nach einer dreimonatigen Belagerung die protestantische Stadt nicht einnehmen konnte und sich leichtere Beute suchte.

Sieben Jahre später, nachdem er alle aufrührerischen Städte entweder bekehrt oder zerstört hatte, kehrte er zurück, und 1628 kapitulierte die Stadt.

Weitere Gemälde und Zeichnungen sind im Ingres-Museum in einem ehemaligen Bischofspalast ausgestellt, die Kammer des Schwarzen Prinzen liegt im Keller. Beachten Sie auch die Häuserreihe aus dem 17. Jh. entlang des Tarn.

Die Gebäude sind in jüngster Zeit restauriert worden.

Bei Montech verläuft der Verkehr auf dem Kanal zweispurig. Eine Spur (durch die nicht-gewerbliche Boote fahren müssen) enthält fünf Schleusen auf weniger als 1,5 Meilen; der Handelsverkehr verläuft jedoch in der schnelleren Spur, einer dreifach gestuften, 443 m langen, abfallenden Bahn aus Beton, die seit 1973 besteht und derjenigen in Beziers ähnlich ist.

Außer dieser Kuriosität hat Montech dem vom Wasser kommenden Touristen nichts zu bieten.

In der Nähe von Moissac kreuzt der Kanal den Tarn über den großen Steinaquädukt (356 m Spannweite). Danach findet man sofort "trockenes Land", und der Kanal fließt nach einer scharfen Linkskurve und zwei Schleusen in das Herz einer anziehenden Stadt.

Unterhalb der zweiten Schleuse gelangt man durch eine Zwei-Stufen-Schleuse zum Fluß (Garonne- Verbindung flussabwärts bei Moissac) und/oder zu einer Anlegestation mit allen Einrichtungen.

In Moissac blicken gediegene Häuser mit Blumen vor den Fenstern auf die Boote herunter; beim Durchfahren der Schwingbrücke Pool St Jacques (Tuten, um die Aufmerksamkeit des Brückenwarts zu gewinnen!) wird der Verkehr angehalten.

Die Abteikirche St Pierre aus dem 7. Jh. ist erhalten geblieben trotz wiederholter Attacken von Arabern, Normannen, Engländern und - während der Revolution - auch von Franzosen.

Das Südtor stammt aus dem frühen 12. Jh. und gilt als eines der schönsten Stücke französischer religiöser Kunst. Die in Stein gemeißelte apokalyptische Vision des hl. Johannes ist bemerkenswert.

Im Zentrum des Tympanon ist Christus dargestellt, umringt von den Symbolen der vier Evangelisten: Mensch, Stier, Adler und Löwe; andere Figuren sitzen ihm gegenüber. Auf dem mittleren Pflock zwischen den beiden Türen sind auf der einen Seite drei sich überdeckende Löwen, auf der anderen werden die Propheten dargestellt.

Das einzige andere Überbleibsel der ursprünglichen Kirche ist der untere Teil des Turmes; der Rest stammt aus dem 15. Jh. Vom Innern der eigentlichen Kirche ist man enttäuscht: Auf solchen Glanz sollte nicht Schäbigkeit folgen.

Die Säulen im Kreuzgang aus vielfarbigem Marmor bilden eine Galerie, die wie eine Halskette für die einsame Zeder in ihrer Mitte wirkt. Den oberen Teil der Säulen zieren biblische Szenen, die mit außergewöhnlichen Figuren dargestellt sind.

Der Weg zur Kirche führt durch die Fußgängerzone, vorbei an den unvermeidlichen Souvenirläden, Schnellimbissen und anderen Fundstätten zweifelhafter Schätze. Ein wirklicher Genuss ist jedoch ein Nachmittag in einem Cafe bei der Kirche mit dem Farbenspiel des Lichts auf den Steinen zur Unterhaltung.

Moissac bietet eine große Auswahl an Restaurants; im Hotel Moulin de Mougonne befindet sich das eleganteste mit Blick auf den Tarn, aber andere, die näher im Zentrum am Hauptplatz liegen, bieten eine gleich gute Küche.

Auf diesem Platz findet man morgens den für Südfrankreich typischen Markt, und oberhalb des Klosters werden oft Kugelspiele, boules, ausgetragen.

Beim Verlassen von Moissac fällt die breite Wasserfläche unterhalb des Kanals auf. Sie gehört zu einem geplanten Wasserkraftwerk weiter stromab. Ab der Ecluse 26 (Espagnette) sieht man linkerhand den großen See, der durch den Damm entstand (dieser und das Kernkraftwerk sind unterhalb Valence d' Agen).

Beachten Sie das öffentliche Waschhaus aus dem 19. Jh., dessen Benutzung jedoch mit dem Aufkommen der Waschmaschine zurückging.

Agen preist sich selbst als die Pflaumenhauptstadt an, ein Titel, den man ihr kaum mehr streitig machen kann, nachdem man diese Vielfalt in den Geschäften gekostet hat. Am Halt de Tourisme befindet sich ein großer Anlegeplatz mit allen Annehmlichkeiten des Lebens, und die Sehenswürdigkeiten sind nur eine Fußgängerbrücke über die Eisenbahnschienen entfernt.

Agen ist eine moderne Stadt am südlichen Ende der Plain (Ebene) de Agenais, einem fruchtbaren Gebiet mit milden Wintern. Und gleichzeitig ist es eine alte Stadt: Kürzlich durchgeführte Ausgrabungen brachten ein römisches Amphitheater zutage, ähnlich dem in Saintes-sur-Charente, und während des Hundertjährigen Krieges wurde die Stadt mit erschreckender Häufigkeit von den Engländern und Franzosen eingenommen und zurückerobert.

Die Place de I'Hotel de Ville ist das Herzstück des Altstadtviertels. Das Stadtmuseum ist in einer Reihe von zusammengehörigen Herrenhäusern aus der Renaissance untergebracht; die Sammlung umfasst gallisch-römische Funde bis hin zu Gemälden von Goya und Sisley.

Die Cathedrale de St Caprais wurde im 11. Jh. als Klosterschule gegründet und ist leider ziemlich düster restauriert worden.

Fast sofort nach der Ausfahrt aus dem Schiffsbecken führt einer der längsten Aquädukte Frankreichs (539 m) den Lateral über die Garonne. Nach dem Durchfahren der Brücke mit ihren 23 Bögen verläuft der Kanal durch vier Schleusen über 12 m abwärts.

Die nächsten 20 km zieht der Lateral einsam durch schattige Täler mit einem gelegentlichen Bauernhaus in der Ferne, außer der Ecluse 38, I' Augignon, unterbricht nichts die Stille.

Die Baise überquert ein kurzer Aquädukt vor der Ecluse 39, Baise. Kurz vor Buzet-sur-Baise führt ein Stichkanal zu dem Fluss, den man gerade gekreuzt hat, und zur Garonne.

Nach einer Linkskurve zweigt die Verbindung zur Kanalkreuzung bei Castets ab, die ungefähr 80 km entfernt ist. Diese neue Route ermöglicht einen 135-km-Rundlauf von Agen nach Castets am Seitenkanal mit Rückfahrt auf der Garonne zur Baise und nach Agen oder anders herum.

Buzet ist ein Traum für Schiffer, bietet es doch alle Vorräte einschließlich Wein an. Die Hängebrücke über dem Kanal von Mas d'Argenais überspannt den Fluss und den Kanal, und die Aussicht vom Garten beim Schloss reicht über das gesamte Garonne-Tal.

Leider gibt es am Wasser keine Geschäfte, dafür aber Schiffswerkstätten, Wasser, Gas und Öl. Pont de Sables ist ganz besonders einladend, mit Restaurant und Ruderclub.

Auf dem nächsten, etwas erhöhten Kanalstück halten Bäume die Sonne ab, und doch schaffen es immer wieder einige Strahlen, ihren Tanz auf dem Wasser vorzuführen, und von der Straße sieht es so aus, als würde das Boot zwischen den Bäumen hindurch fahren.

Meilhan, unterhalb der Ecluse 47, Gravieres, ist eine der hübschesten Städte am Kanal. Genießen Sie die Aussicht über das Tal: Weideland und Wälder, und dazwischen windet sich der Fluss wie eine Schlange.

Unversehens erscheinen Castets en Dorte und die Schleuse, die den Fluss mit dem Kanal verbindet. Die Stadt liegt oben am Hügel; es ist also besser, mit den Einkäufen bis Langon zu warten.