Bericht über Le-Puy-en-Velay
Der Name dieser Stadt ist in unseren Breiten recht unbekannt. Sie ist die Hauptstadt des Departements 43, Haute-Loire, das zur Region Auvergne gehört und deren südöstlichen Bereich bildet. Sie hat somit die Funktion eines Oberzentrums.
Um es geografisch besser einordnen zu können: es liegt südwestlich von Lyon und St.Etienne.
Das besondere an der Stadt ist die Lage in einem weiten Talkessel auf ca. 650 m Höhe über NN, umgeben von Bergkegeln und Bergspitzen vulkanischen Ursprungs.
Die neuen Stadtbezirke sehen so aus wie überall, jedoch die Altstadt, die gleichzeitig die Oberstadt (ville haute) bildet, ist sehenswert.
Gelegen an einem alten Jakobs-Pilgerweg, steht die romanische Kathedrale, die allein schon einen Besuch wert ist, auf einer Anhöhe und „thront“ gleichsam über der Stadt, deren zentralen Punkt sie darstellt.
Die engen Gassen der sie umschließenden Altstadt, durch die ein Auto gerade mal so durchpasst, wie in den meisten alten Städten des europäischen Südens, verströmen gewissermaßen einen Hauch des Atems des Mittelalters. Die Stadt ist u.a. berühmt für Spitzenklöppelei, wie es sie auch in Flandern und Böhmen gibt. Hier werden die Spitzen „dentilles“, also „Zähnchen“, genannt.
Man spürt allenthalben, dass hier der Süden beginnt, wenn auch das Klima aufgrund der Höhenlage eher mitteleuropäisch daher kommt.
Die Stadt ist aber auch ein Wallfahrtsort. Das ist sozusagen der Grund dafür, dass die größte Attraktion ein religiöses Motiv ist, das aber auch für andere Besucher mehr als sehenswert ist.
Es handelt sich um eine riesige Madonnenstatue, 16 m hoch, die auf der höheren der beiden Bergspitzen, dem „Rocher Corneille“, steht und vor ca. 100 Jahren errichtet wurde.
(Der andere Berg trägt eine Kapelle, die zurzeit renoviert wird und Anfang März nicht zugänglich war.)
Die Statue ist eine gigantische Metallkonstruktion mit einem Gewich t von 110 Tonnen, und von innen begehbar!
Auf einer gegossenen Informationstafel, die am Sockel der Statue befestigt ist, erfährt man einige wissenswerte Daten.
Geografische Lage: 1° 32´55´´ östl. Länge von Greenwich 45°2´45´´ nördl. Breite
132 m über dem Rathaus der Stadt,
757 m über dem Meere.
Gewicht: 110 000 kg
Die Aussicht aus der Statue ist etwas beschwerlich, weil nur wenige kleine Gucklöcher zur Verfügung stehen. Aber der Blick ist einfach super und reicht über die Stadt bis weit in das Umland zu den umgebenden Bergketten.
Doch von der nur wenige Meter tiefer gelegenen Freifläche um die Statue herum hat man einen kaum schlechteren, aber erheblich bequemeren Ausblick über die Stadt und die nahe Umgebung. Dort befindet sich eine weitere Infotafel neueren Datums, die die Ziele des Umlandes anzeigt, sowie die in der jeweiligen Richtung liegenden Fernziele.
Leider ist der Ausblick nicht ganz kostenlos. Für ca. 3 Euro Eintritt, zu zahlen wenige Meter oberhalb der Kathedrale, wird man, nachdem man die Treppen emporgestiegen ist, reich belohnt!
Man muss beachten, dass der Unterhalt doch recht aufwändig und teuer ist.
Die Struktur der Stadt ist von oben hervorragend erkennbar. Altstadt, Neustadt, Industriegebiete und Verkehrswege erhalten von weit oben eine neue Dimension.
Dass die Gegend insgesamt vulkanischen Ursprungs ist, wird ebenso deutlich.
Wer sich die Mühe macht, diese Gegend zu bereisen, wird mit dieser Stadt einen Höhepunkt erleben, der lange Bestand haben wird.
Bei meinem Besuch Anfang April 2002 wirkte die Stadt sauber. Schmuddelecken, wie andernorts augenfällig anzutreffen, konnte ich nicht entdecken; zumindest im Zentrum und an den Sehenswürdigkeiten nicht. Auch von den in französischen Städten (aber nicht nur!) auf den Gehwegen allzu oft anzutreffenden Tretminen, genauer: Hundehaufen, konnte ich kaum welche entdecken.
Die Menschen, mit denen ich in Kontakt kam, waren alle freundlich und aufgeschlossen.
Kleine und mittlere Geschäfte, in denen man auch und vor allem die Spezialitäten der Region erstehen kann, gibt es zuhauf. Die Preise sind manchmal ziemlich gesalzen, d.h. man tut gut daran, vor einem Kauf mehrere Angebote zu vergleichen.
Die Anreise erfordert etwas Planung und auch Fantasie. Auch wenn der alte Jakobs-Pilgerweg hier entlang läuft und Le Puy Departements-Hauptstadtfunktion inne hat, liegt die Stadt doch eher abseits von den ausgetretenen Massenverkehrswegen.
Die Strecken (Bahn und Straße) durch das Tal der oberen Loire sind alleine schon als eigenes Reiseziel sehenswert.
Wilde Schluchten, in denen die Bahnstrecke durch Schutzverbauungen vor Steinschlag und Erdrutsch gesichert werden muss, wechseln sich ab mit weiten Tälern, immer begleitet von der noch jungen Loire.
Von Clermont-Ferrand her führt die Strecke teilweise über ein Hochplateau mit einem grandiosen Ausblick in die Berglandschaft, die oft auch an deutsche Mittelgebirge wie Schwarzwald oder Thüringer Wald erinnert.
Mit dem Zug dauert die Fahrt ab St. Etienne etwas mehr als 1 Stunde, ab Clermont-Ferrand ca. 2 Stunden.
Mit dem PKW fährt man auf der Autobahn bis Lyon und St.Etienne, dann über Nationalstraßen. Man nimmt am besten einen guten Atlas zu Hilfe, nicht größer als Maßstab 1:400 000, dann kann man auch auf Nebenstrecken ausweichen, die hinter jeder Wegbiegung etwas Neues bieten. |