Flüsse im Zentralmassiv
 
     
   
     
     
     

 

 

 

 

 
  Dordogne
 
     
 
     
 

Die Dordogne in Frankreich

 




Die Dordogne ist mit fast 500 km einer der längsten Flüsse Frankreichs. Unter dem höchsten Gipfel des Zentralmassivs, dem Puy de Sancy (1885 m), entsteht sie aus dem Zusammenfluss der Dore und der Dogne.

Sprudelnd stürzt sie durch die Schluchten der Auvergne und des Limousin, bis zwischen Bort und Argentat mehrere Staustufen den Bergfluss in eine Abfolge künstlicher Seen verwandeln.

Ab Argentat beginnt die Dordogne den gemächlichen Parcours, für den sie berühmt ist. Denn jenseits des harten Vulkan und Granitgesteins setzen die Kalk ablagerungen des Quercy und Perigord ihren Fluten wesentlich weniger Widerstand entgegen.

So wetzt sie an den Plateaus und schlängelt sich unter Felsenfestungen talwärts, wobei die typischen Mäander bei nachlassendem Gefälle immer größer und weiter ausfallen.

Die Strecke der Schleifen (cingles) endet in der Ebene von Bergerac, wo der breit gewordene Fluss nun der Garonne entgegenströmt, um mit ihr nördlich von Bordeaux den Gironde-Trichter zu bilden und in den Atlantik zu münden.

 

Für Kanufahrer

Die Dordogne ist im Oberlauf ein schweres, durch landschaftlich sehr schöne Schluchten führendes Wildwasser. Es folgt eine Kette von Stauseen, deren Befahrung nicht lohnend ist. Ab Argentat ist sie ein idealer Wanderfluss.

Sie ist bis Siorac landschaftlich immer noch sehr reizvoll. Bei schönem Wetter bevölkern sehr viele badende Kinder und Schwimmer den Fluss, die sich durch Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber den Paddlern oft selbst gefährden.

Die Dordogne wird sehr viel mit kommerziellen Leihbooten befahren, Tragen einer Schwimmweste ist Pflicht. Dies scheint aber nur für die Benutzer der Leihboote zu gelten.

Es sollte nicht versäumt werden, die bekannten Höhlen von Padirac (mit Bootsfahrt in der Grotte) und Lacave sowie das mittelalterliche Städtchen Rocamadour zu besichtigen.

Fahrbare Flusslänge: 470 km.

 

 

Pflanzen und Tiere

 

Der Wald ist im ganzen Einzugsgebiet der Dordogne landschafts bestimmend. Das Perigord noir wird wegen seiner großen, dunklen Wälder als schwarz bezeichnet, während das Perigord blanc im Norden des Departementhauptorts Perigueux seinen Namen dem hier vorherrschenden weißen und grauen Kreidefels verdankt.

Im Perigord noir wachsen je nach Bodenbeschaffenheit Eßkastanien, Aleppokiefern und Flaumeichen. In geschützten, sonnigen Lagen haben sich Steineichen neben anderen mediterranen Pflanzen angesiedelt. Die immergrünen Bäume mit den ledrigen Blättern bilden häufig niedere Bestände.

In der Macchie kann man frühmorgens im Spätherbst und Winter Trüffelsuchern begegnen, die meist mit abgerichteten Hunden, seltener mit Hausschweinen unterwegs sind. Die berühmte schwarze Perigord-Trüffel wächst mit Vorliebe im Wurzelbereich verkrüppelter, kleinwüchsiger Flaumeichen.

Die bis annähernd faustgroßen Knollen, die zu den Schlauchpilzen gehören, sind schwierig zu züchten, obwohl mittlerweile mit Sporenlösung geimpfte Eichen und Haselsträucher im Handel sind.

Außer dem starken Geruch und der »verbrannten« Erde zu Füßen des Stamms führt eine unscheinbare Fliege, die hier ihre Eier ablegt, die Trüffelsucher auf die Spur der kostbaren Knolle. Trotz ihres Namens stammt die Perigord-Trüffel mit 4 Tonnen Jahresernte nur zu einem kleinen Teil aus der Dordogne. Der Löwenanteil der 200 Tonnen, die in ganz Frankreich gesammelt werden, kommt aus der Provence und dem Gard.

In den höher gelegenen Regionen wie der Aveze-Schlucht bilden Weißtannen mit Flaum- und Traubeneichen eine eigene Stufe zwischen Gebirgswald und Hügelzone. Weiter talwärts erstrecken sich große Kastanienwälder.

Die Vielfalt der Blütenpflanzen entspricht den unterschiedlichen Lebensräumen und Klimazonen, die die Dordogne durchfließt.

Recht häufig kann die Felsenschwalbe mit ihren an die Felswände der Schluchten geklebten Napfnestern beobachtet werden. Auch Eisvögel sind an der Dordogne in ihrem Element. Pirole brüten in Auenwäldern.

Einer der besten Plätze für Greifvögel ist das Belvedere de Gratte-Bruyere auf dem rechten Ufer nordöstlich der Staumauer von Aigle.

Mit etwas Glück entdeckt man vielleicht sogar Wanderfalken.

Die Dordogne ist fischreich, vor allem an Bachforellen und Hechten.

Unter den Säugern sind der Europäische Nerz und der Fischotter erwähnenswert. Der Chavanon mündet bei Singles, am Nordende des Stausees von Bort-les­Orgues, in die Dordogne.

Das intakte, wilde Tal ist ein wahres Otter-Paradies, das die Gewässer der weiteren Umgebung mit Nachwuchs versorgt. Dies hat jedenfalls der bekannte Otter-Spezialist Christian Bouchardy festgestellt, ein engagierter Laie, der sich seit Jahren mit leib und Seele für den Schutz der heimlichen Wassermarder im Zentral massiv einsetzt.

Dass fleißig Nachwuchs gezeugt wird, beweist unter anderem, dass hier die Wasserqualität noch stimmt. Fischotter reagieren auf hohe PCB-Belastung ihrer Beutetiere, der Fische, mit Sterilität. Allmählich setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass sie nicht mehr als Schädlinge gejagt, sondern ganzjährig geschützt werden sollten.

 

Im Gebiet unterwegs

Bis Beaulieu führen Fahrstraßen nur vereinzelt direkt der Dordogne entlang. Man muß sich den Zugang zum Fluß auf Nebenstraßen suchen und vermeidet manche Irrfahrt, wenn man sich mit einer guten Karte auf den Weg macht; empfehlenswert sind die Karten des Institut geographique national lGN im Maßstab 1 :250 000, Nr. 110 und 111.

Es lohnt sich auch, genügend Zeit für Abstecher und kürzere oder längere Wanderungen einzuplanen, da sich die zum Teil verborgenen Schönheiten nur so entdecken lassen.

Im Unterlauf hingegen lässt die Route in dieser Beziehung keine Wünsche offen und ist in der Touristensaison entsprechend frequentiert. Zur Förderung ökologischerer Fortbewegungsarten wie Wandern, Rad- oder Kanufahren im Zentralmassiv wurde die Chamina mit Sitz in Clermont-Ferrand gegründet.

Der Verein hat einen ausgezeichneten und informativen Wanderführer über das obere Dordogne-Tal herausgegeben.

Beim Barrage de I' Aigle, auf dem rechten Ufer der Dordogne, kann man sich während der Touristensaison auf einer »gabare« einschiffen. Auf den langen Holzkähnen wurden einst Käse und Holzdauben für die Weinfässer auf dem Wasserweg nach Bordeaux transportiert. Über so weite Strecken schiffbar war die Dordogne im allgemeinen nur während der Hochwasser im Herbst.

Am Ziel angekommen, wurden die Boote zerlegt und als Brennholz verkauft. Die Schiffer, die Gabariers, gingen zu Fuß in ihre Heimat zurück.

Die Gebiete rechts und links der Dordogne sind außergewöhnlich reich an landschaftlichen und kulturellen Kostbarkeiten.

Der Parc regional des volcans d'Au­vergne und der Parc regional du Livradois liegen südlich und östlich von Clermont­Ferrand. Beeindruckend, wenn auch im Hochsommer arg überlaufen, ist der Gouffre de Padirac, eine tiefe Schachthöhle mit unterirdischem Fluss, die südlich von Brive-la-Gaillarde auf dem linken Dordogne-Ufer liegt.

Unter den besuchenswerten Städten und Dörfern seien nur die wichtigsten erwähnt: Salers, Rocamadour, Sariat, Bergerac.

Und zu den weltberühmten prähistorischen Fundstätten ist es nur ein Katzensprung: Lascaux, Les Eyzies-de-Tayac und Le Moustier liegen an der Vezere.

Zwischen Les Eyzies und La Roque Saint-Christophe, einem 400 m langen, während Jahrtausenden bewohnten Abri, liegt der Prehisto­Park. Die Szenerien aus dem Alltag der Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen sind für Kinder ein lehrreicher Schauspaß.

Rocamadour

Bergerac

Gouffre de Padirac